Pierer über Metaller:

„Was auch immer rauskommt, wird Lawine auslösen“

Oberösterreich
29.11.2023 10:00

Keine Annäherungen, dafür Streiks! Die Kollektivvertragsverhandlungen bei den Metallern sind eine verfahrene Geschichte. „Was auch immer rauskommt, es wird eine Lawine auslösen“, ist Stefan Pierer überzeugt. Der KTM-Chef und Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich fand bei einer Veranstaltung in Linz klare Worte.

Er polterte weniger als üblich und trotzdem spürte man mit jedem Wort, wie besorgt der gebürtige Steirer Stefan Pierer ist und wie kritisch er die Entwicklungen in Österreich und in Europa sieht. „Zu Jahresbeginn waren meine Erwartungen an dieses Jahr realistisch optimistisch, aber jetzt würde ich sagen, es ist realistisch hart, was auf uns zukommt“, betonte der KTM-Chef beim Advent-Empfang der Industriellenvereinigung Oberösterreich in der Tabakfabrik in Linz. In seiner Ansprache sagte der Sprecher der heimischen Industrie über ...

  • Entwicklungen in der Wirtschaft: „Weltweit beobachten wir eine gegenteilige Entwicklung der Globalisierung. Vom Inflation Reduction Act in den USA profitieren Unternehmen, die dort investieren. Auch in Südostasien beginnen Länder mit ähnlichen Maßnahmen. Aus europäischer Sicht ist man gezwungen, in solchen Regionen zu investieren, um Zölle zu vermeiden. Was ist die Konsequenz? Diese Produktion, Kapazität, Mitarbeiter finden sich nicht mehr in Europa wieder. Dieser Prozess ist schon längst im Gange und wird jetzt ganz massiv einsetzen.“
  • Die österreichische Politik: „Wir haben vieles versucht - etwa unter dem Motto ,Leistung muss sich lohnen‘. Was wir Kilometer gemacht haben, was wir diskutiert haben. Und was ist rausgekommen? Nicht mal ein Dribbelschritt. Wir haben einen Stillstand in Österreich durch die Blockade der Grünen. Jetzt stehen wir acht bis zehn Monate vor einer Wahl, da kann man sich vorstellen, was bis dahin daherkommt - nämlich nichts. Was interessant ist, ist, dass trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen der Traum vom leistungslosen Wohlstand ziemlich breit gestreut wird. Das ist erschütternd. Da fehlt mir wirklich der Zugang.“
  • Die aktuellen Lohnrunden: „Was auch immer bei den Metallerverhandlungen rauskommt, wird eine massive Lawine auslösen. Die Unternehmen, die global aufgestellt sind, werden verlagern. Was bleibt hier über? Ich habe ganz große Sorge um unsere KMUs, die kleinen und mittleren Unternehmen. Das trifft mich.“
  • Blick auf das nächste Jahr: „Wir werden eine richtige Rezession sehen. Ob die am Ende des Jahres sich abschwächt und es einen Aufschwung gibt, das wird sich zeigen. Ein Wachstum aus Amerika wird nicht kommen, auch China wird kein großes Wachstum für uns Europäer bringen. Durch die schwierige Situation in China beginnen die guten Firmen in China, die Dinge zu exportieren - das fängt vom elektrischen Rasenmäher an und geht über die Elektroautos quer durch. Die werden jetzt aggressiv unsere Märkte überfluten.“
  • Die Perspektive für Österreich: „Es schaut nicht gut aus für nächstes Jahr, aber es gibt nur eine Botschaft: ,Aufgeben tun wir einen Brief.´ Und aus eigener Erfahrung sag ich: Die Krise ist eine Chance. Solange wir nicht eine massive Krise in Europa und auch bei uns haben, wird sich nichts ändern. Wir kämpfen, wir geben nicht auf, aber dieser Kampf wird Arbeitsplätze am Standort kosten.“
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