René Benkos Signa Holding GmbH hat am Mittwoch beim Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag eingebracht. Wie der Gläubigerschutzverband KSV1870 bestätigte, will der Immobilien- und Kaufhaus-Spekulant ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung erreichen, um eine „geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs“ zu erwirken. Unterdessen drohen laut „Spiegel“ gar Strafanzeigen.
Schon in den Stunden zuvor hatte René Benko laut krone.at-Informationen mit aller Kraft um den Machterhalt in seiner finanzmaroden Signa-Gruppe gekämpft: Der Finanzjongleur, dessen verschachteltes Firmengeflecht bekanntlich von einem Konkurs-Domino bedroht ist, ließ seine Anwälte beim Handelsgericht vorstellig werden, um über die Abwicklung der Zahlungsunfähigkeit für seine wichtige Signa Holding zu verhandeln.
Benko will regieren
Tenor: Benko will - unter allen Umständen - eine Insolvenz „in Eigenverwaltung“. Bei einem solchen Verfahren bleiben seine Geschäftsführer an den Schalthebeln und er kann weiter aus dem Hintergrund durchregieren.
Insolvenz-Experten wissen: Im Fall eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung haben Konkursrichter und vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter weniger Möglichkeiten, den Benko-Geschäftsführern mit all der gebotenen Strenge auf die Finger zu klopfen und mögliche Anfechtungsthemen im Sinne der Gläubiger zu verfolgen.
Wenn es zum Beispiel in letzter Zeit Notverkäufe zulasten der Gläubiger gab, könnte Benkos Signa weiter den Mantel des Schweigens über mögliche zweifelhafte Deals breiten.
Benko war am Montag mit einer luxuriösen Shopping-Reise ins öffentliche Gerede geraten. Der Immobilienjongleur wurde von der „Bild“ dabei fotografiert, wie er am Wochenende in seinem überdimensionierten Signa-Privatjet aus Barcelona nach Innsbruck heimkehrte. Seine Frau trug dabei eine Chanel-Handtasche für 8000 Euro am Arm.
Die Signa-Gruppe soll laut Medienberichten insgesamt kolportierte 15 Milliarden Euro Schulden aufgetürmt haben.
Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden.
Aus der Signa Holding
Nachdem die Signa Sports United bereits im Oktober zahlungsunfähig geworden war, beantragte die deutsche Tochter Signa Real Estate Management Germany vergangenen Freitag beim Amtsgericht Charlottenburg die Insolvenz. Insider gehen davon aus, dass weitere Insolvenzen von Signa-Gesellschaften in Deutschland folgen.
„Massiv an Vertrauen eingebüßt“
Aus Sicht des KSV hat die Signa-Gruppe in den vergangenen Monaten „durch die sehr eingeschränkte Kommunikation nach außen massiv an Vertrauen eingebüßt“. Auf den Insolvenzverwalter warte angesichts der Vielzahl an direkten und indirekten Beteiligungen in mehreren Ländern „eine Herkulesaufgabe“.
„Zeichen der Insolvenzverschleppung“
Unter Investoren und Gesellschaftern steigt nach Informationen des deutschen „Spiegel“ unterdessen der Groll gegen Gründer Benko. Erste Geldgeber würden Strafanzeigen gegen den Milliardär erwägen. Es sei „nicht verständlich, was passiert ist“, sagte demnach ein Investor. Man sehe „Zeichen für eine Insolvenzverschleppung“, denn die Probleme hätten sich bereits im Sommer abgezeichnet ...
Nach Wochen des Schweigens der Unternehmensleitung und der damit verbundenen Ungewissheit bei den Gläubigern, Investoren und anderen Stakeholdern hat nunmehr die Signa Holding GmbH die Notbremse gezogen und den Weg zum Insolvenzgericht eingeschlagen.
Kreditschutzverband von 1870 (KSV)
Laut „Spiegel“ droht auch jenen Gesellschaftern Ungemach, die zuletzt Immobilien von Benko erworben haben. „Dann sind die Käufer ihr Geld los, aber die Immobilien müssen sie wieder hergeben“, wird in Benkos Umfeld befürchtet. Sie müssten sich dann wie andere Gläubiger auch ihr Geld aus der Insolvenzmasse holen.
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