Luxus statt Spital?

Wiener sorgen sich um berühmte Steinhof-Bauten

Wien
29.11.2023 14:45

Besorgte Anrainer und Bürger sehen den Anfang vom Ende für die Spitalsbauten am Steinhof in Wien-Penzing: Die ehemalige Wäscherei wird zum Wohnhaus für betuchte Mieter umgebaut. Das berühmte Ensemble von Architekt Otto Wagner könnte als nächstes dran sein, fürchten nicht nur sie.

Allein schon der Umbau der ehemaligen Wäscherei in ein Apartementhausim Ostteil des Steinhof-Areals widerspricht aus Sicht der Bürgerinitiative „steinhof gestalten“ klar der Garantie der Stadt für eine gemeinnützige Verwendung. Bis letzten Jänner wurde das Gebäude von insgesamt 17 Musiktheatergruppen für Proben genutzt. In 12 Jahren wurden dort rund 200 Produktionen erarbeitet. Auch Filmteams diente das Haus als Kulisse.

Historische Substanz „unwiderruflich zerstört“
Kunstgeschichte-Professorin Sabine Plakolm-Forsthuber zeigte sich zudem „bestürzt“ über die geplanten Änderungen am Gebäude. Architekturhistorisch bedeutsame Räume, etwa die große Halle mit ihrer damals weltweit bestaunten Spannbetondecke, würden „unwiderruflich zerstört“. Auch sehen die Pläne (Bild oben) neue Balkone an den historischen Fassaden, einzelne Gärten statt einheitlicher Grünflächen und die Nutzung der Dachflächen vor. Vor allem aber wollen die besorgten Bürger nicht ausschließen, dass bald auch die berühmten Spitalsbauten von Otto Wagner angetastet werden.

Von links nach rechts: Jury Everhartz und Kristine Tornquist vom Verein Freie Musiktheater Wien, Wolfgang Veit, TU-Professorin Sabine Plakolm-Forsthuber und Christine Muchsel von der Bürgerinitiative „steinhof gestalten“ (Bild: Lukas Zimmer)
Von links nach rechts: Jury Everhartz und Kristine Tornquist vom Verein Freie Musiktheater Wien, Wolfgang Veit, TU-Professorin Sabine Plakolm-Forsthuber und Christine Muchsel von der Bürgerinitiative „steinhof gestalten“

Rufe nach UNESCO-Status verhallen ungehört
„Möglich ist alles und zu befürchten ist vieles“, meint Christine Muchsel von der Bürgerinitiative zur Gefahr, dass das historische Ensemble zum Luxus-Wohnareal werden könnte. Ihr Mitstreiter Wolfgang Veit glaubt auch, dass Wünsche nach einem UNESCO-Welterbe-Status für das Steinhof-Areal an der Stadt abprallen, „damit man dort weiter nach Belieben herumfuhrwerken kann“. Der Umbau der Wäscherei wäre demnach nur ein Versuchsballon für ähnliche Ideen für das Kernstück des ehemaligen Otto-Wagner-Spitals.

FPÖ will Kulturgut nicht zur Salami werden lassen
Auch Wiens FPÖ-Planungssprecher Toni Mahdalik befürwortet eine Einreichung zum UNESCO-Weltkulturerbe. Er fürchtet, dass das „einzigartige Jugendstil-Juwel in bester Salamitaktik-Manier stückchenweise zerlegt“ werden könnte. Es brauche „endlich einen zukunftsweisenden Mix aus sozialen, kulturellen, medizinischen oder universitären Nutzungen, welcher die Unversehrtheit des Kulturgutes in seiner Gesamtheit sicherstellt“.

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Es braucht einen Koordinator, der sich der Bedeutung und Würde des Areals bewusst ist: Es ist ein Symbol für einen neuen Blick auf Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Steinhof-Aktivist Wolfgang Veit

Soros-Universität bewusst „schikaniert“?
Am Herzstück des Steinhof-Ensembles hatte sich noch bis Sommer 2022 die Central European University (CEU) von George Soros interessiert gezeigt. Auch wegen der hohen denkmalschützerischen Auflagen nahm die CEU jedoch von den Plänen Abstand. Aktivist Wolfgang Veit will nicht ausschließen, dass man die CEU mit Absicht „so lang schikaniert hat, bis die gesagt haben: ,Jetzt hauen wir den Hut drauf‘“, während zugleich beim Umbau der Wäscherei Denkmalschutz offenbar keine Rolle spiele.

Stadt beruhigt
Für die Nutzung des zentralen Steinhof-Areals ist die Otto Wagner Areal Revitalisierung GmbH zuständig. Sie ist eine Tochter der Wiener Stadtentwicklungsgesellschaft, die ihrerseits wieder eine Tochter der Wien Holding ist. Dort beruhigt und versichert man jedoch: Das Kernstück des Otto-Wagner-Ensembles bleibe unangetastet, an Wohnbau sei dort nicht gedacht. Weiterhin richte man sich nach den Vorgaben der Stadt, die eine gemeinnützige Verwendung aus Bereichen wie Kultur, Bildung, Wissenschaft und Forschung vorsehe.

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