Seit 7. Oktober befindet sich ein Österreicher in der Gewalt von Hamas- Terroristen. Die „Krone“ sprach mit Tal Shohams verzweifeltem Vater.
Für gewöhnlich besucht Giled Korngold die alte Heimat stets mit einem lachenden Herzen. Ein Adventmarkt hier, ein Museum dort, es herrschen Freude und Unbeschwertheit. Doch diesmal ist alles anders. Der 62-Jährige befindet sich auf der wichtigsten Mission seines Lebens. Es gilt, seinen Sohn aus den Fängen der Hamas-Schlächter zu befreien. Doch dazu später.
An jenem schicksalhaften 7. Oktober wurde Tal Shoham samt seiner Frau Adi sowie den Kindern Naveh (8) und Yahel (3) aus dem Kibbutz Be’eri von Terroristen gekidnappt und nach Gaza verschleppt. Die Schilderungen des Angriffs lassen jedenfalls das Blut in den Adern gefrieren: Bis zu 300 schwer bewaffnete Kämpfer stürmten den 1200-Seelen-Kibbutz, schlachteten rund zehn Prozent der Bevölkerung ab, plünderten Häuser. Dutzende wurden als Geisel genommen, darunter auch Tal und seine Familie, die sich in einem Schutzraum verschanzt hatten. Der Schwiegervater wurde getötet, das Haus später abgefackelt (siehe auch Video oben).
Israel reagierte mit einer Gegenoffensive auf den feigen Anschlag, bis eine Feuerpause samt Gefangenenaustausch vereinbart wurde. In diesem Zeitfenster kam - wie berichtet - die Mutter mit den beiden Kindern frei. „Sie sind körperlich zwar unversehrt, psychisch aber völlig am Ende“, erzählt Korngold. Sein geliebter Sohn blieb allerdings verschollen - er wurde nach dem Überfall von Frau und Kindern getrennt.
Einziger Österreicher in den Händen der Hamas
Korngolds Mutter wuchs in einem Wohnhaus am Franz-Josefs-Kai in Wien auf, ehe sie sich vor der aufkommenden Herrschaft der Nationalsozialisten zur Flucht gezwungen sah. Genau hier verabredete sich Korngold mit der „Krone“ zum Interview. „Ich bin kein Politiker und kein Diplomat. Ich bin hauptberuflich Vater und Großvater“, erklärt der 62-Jährige seine Mission in Wien, die eine humanitäre und keine politische ist.
Wie auch sein Sohn ist Korngold österreichischer Staatsbürger - und genau hier in Wien sieht er eine Chance. Neben Österreichs Staatsspitze traf Korngold auch mit dem Botschafter Katars zusammen. Das Golf-Emirat spielt eine wichtige Vermittlerrolle in dem Konflikt. Und auch die Bundesregierung könnte aus die Freilassung eines rot-weiß-roten Staatsbürgers pochen. So gelang es etwa auch Russland, seine Verschleppten nach und nach freizubekommen.
Während des Gesprächs Freitagvormittag erfährt Korngold, dass die Feuerpause zu Ende ist, die Kämpfe neu aufflammen. Es fließen Tränen der Verzweiflung: „Wenn ihm etwa zustößt, würde seine Familie zerbrechen - er muss befreit werden.“
240 Israelis wurden am 7. Oktober von den Terroristen als Geisel genommen. Seither wurden rund 100 in den Gazastreifen verschleppte Menschen gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen ausgetauscht. Mit der Verlängerung der Feuerpause könnten weitere Geiseln freikommen. Ihre schrecklichen Erlebnisse erschüttern die Welt. Vor allem Frauen und Kinder wurden von der Terrorgruppe Hamas mitgenommen. Es folgt eine Auswahl an berührenden Geschichten - über die Geiselschaft, das Wiedersehen mit der Familie und das Bangen um Familienmitglieder, die noch nicht frei sind.
Zwillinge können wieder lachen
„Die Terroristen sind im Haus. Weiß nicht, ob wir es schaffen“ - mit diesen Worten benachrichtige Sharon Aloni Cunio ihre Familie. Die Hamas setzten das Haus in Brand und nahmen die Mutter und die Zwillinge Yuli und Emma als Geiseln. Ehemann David Cunio war ebenfalls entführt worden. Von ihm fehlt jede Spur, es wird vermutet, dass er sich immer noch in Gefangenschaft befindet. Während die Familie um Vater David bangt, sind seine Frau und die beiden Töchter unendlich dankbar, wieder in Freiheit zu sein.
Vater schützte Tochter vor Hamas
Abigail Edan überlebte den Angriff der Hamas nur, weil der Körper ihres toten Vaters sie schütze. Nach dem Terrorakt kroch die Vierjährige unter ihm hervor und suchte bei Nachbarn Schutz. Doch wenige Minuten später wurden alle als Geiseln genommen. Während ihrer Zeit in Gefangenschaft ist das kleine Mädchen vier Jahre alt geworden. Trotz dieser schrecklichen Erlebnisse kann Abigail wieder lachen. Ihre Tante Liron und ihr Onkel Zuli kümmern sich nach der Befreiung um das Waisenkind, das seine ganze Familie durch Terroristen verloren hat.
Geiselschaft ohne Medikamente
Wochenlang befand sich Alma Abraham in Gefangenschaft der Hamas. Die 84-Jährige musste ohne ihre Medikamente auskommen. Nach der Befreiung war der Zustand der Frau so schlecht, dass sie auf die Intensivstation kam. Mittlerweile erholt sich Alma Abraham gut. Doch ihre Psyche ist durch die Geiselnahme stark angeschlagen.
Geisel wagte die Flucht
Roni Kriboy wagte es, aus der Gefangenschaft auszubrechen. Tagelang versteckte er sich in einem bombardierten Haus. Doch Bewohner des Gaza-Streifens entdeckten den orientierungslosen 25-Jährigen und hielten ihn fest. „Sie ließen mich nicht weiter laufen und übergaben mich der Hamas“, so der junge Mann. Mittlerweile wurde er freigelassen.
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