Zum Welt-Aids-Tag

HIV und Aids: Stigmatisierung und großes Unwissen

Österreich
01.12.2023 14:45

In Österreich bekommt jeden Tag mindestens eine Person die Diagnose HIV-positiv. Weltweit leben etwa 39 Millionen Menschen mit einer Infektion - ungefähr 53 Prozent davon sind Frauen. Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember soll daran erinnern, dass Diskriminierung und Stigmatisierung infizierter Menschen fehl am Platz sind.

Seit 30 Jahren werde am Weltaidstag, jährlich am 1. Dezember, auf die Krankheit und die Errungenschaften im Kampf dagegen aufmerksam gemacht, genauso ein Augenmerk auf Aufklärung gelegt, um Vorurteile aus der Welt zu schaffen.

In Österreich leben derzeit rund 8700 HIV-infizierte Menschen, das sind 0,1 Prozent der Bevölkerung. Nur zehn Prozent davon wissen über ihre Infektion Bescheid. Im Jahr 2022 hat es 473 gestellte Neudiagnosen gegeben.

Diskriminierungen und Stigmatisierungen alltäglich
Jährlich stecken sich in Österreich zwischen 300 und 500 Personen mit dem HI-Virus an. Auch wenn mit einer HIV-Infektion bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung heute ein normales Leben und ein normaler Alltag möglich ist, sind Betroffene noch immer mit zahlreichen Diskriminierungen und Stigmatisierungen konfrontiert.

Bei behandelten Personen ist das Virus nicht mehr nachweisbar, „und dann auch nicht übertragbar“, betont der Mediziner Alexander Zoufaly im Gespräch mit der APA. Doch 21 Prozent meinen, dass HIV-Positive eine Gefahr für die Gesellschaft sind.

Viel Aufklärung nötig
Fast ein Drittel (31 Prozent) der 1000 im August von Medupha Market Research im Auftrag des Pharmakonzerns Gilead befragten Österreicherinnen und Österreicher glauben fälschlich, dass HIV über einen Kuss übertragbar ist, erläutert Evelyne Ellinger, medizinische Verantwortliche bei Gilead Österreich. 13 Prozent nehmen dies auch für Insektenstiche an und immerhin noch zwölf bzw. zehn Prozent fürchten zu Unrecht eine Ansteckung über die gemeinsame Benützung von Geschirr bzw. von Toiletten.

Test- und Serviceangebote sowie Informationen finden Sie unter aids.at (Bild: fizkes - stock.adobe.com)
Test- und Serviceangebote sowie Informationen finden Sie unter aids.at

Die beste Möglichkeit zu einer Besserung der Situation sei Aufklärung. „HIV ist in erster Linie eine sexuell übertragbare Infektion“, versicherte Zoufaly in dem Gespräch anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember. Um die 30 Prozent der Ansteckungen passieren zudem laut der österreichischen HIV-Kohortenstudie bei heterosexuellen Kontakten.

HIV und Aids heute „gut behandelbar“
Die Behandlung kann zwar das HI-Virus nicht für immer aus dem Körper verdrängen, doch verhindern, dass eine daraus resultierende Aids-Erkrankung ausbricht. Ohne Therapie dauert es von der HIV-Infektion bis zum Endstadium Aids im Schnitt acht Jahre. HIV und Aids sind aber heute „gut behandelbar“, erläuterte Zoufaly. Die Betroffenen haben nahezu die gleiche Lebenserwartung wie gesunde Menschen und sterben nicht mehr an Aids, sondern an anderen Erkrankungen.

Die Therapie bestehe mittlerweile aus einer einzelnen Tablette pro Tag, statt früher bis zu 20 Stück. Stattdessen ist neuerdings auch eine Spritze alle zwei Monate möglich. Die Wahlfreiheit liegt beim Patienten oder der Patientin. Es gibt keine Nebenwirkungen außer in den ersten zwei Wochen der Einnahme.

Kondom verhindert Ansteckung
Einfachstes Mittel zur Verhinderung einer Ansteckung ist das Kondom. Personen mit Risikokontakten können zur Vorbeugung einer Ansteckung entwickelte Medikamente einnehmen, sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Diese sind in Österreich privat zu bezahlen, müssten aber, dass sie gut funktionieren, niederschwellig verfügbar sein, forderte Zoufaly, „dass nicht die Kreditkarte, sondern die E-Card entscheidet“. Das sei ein wesentlicher Aspekt zur Eliminierung von HIV.

Häufig gestellte Fragen
HIV, Aids und der Beruf

In der Gesellschaft, also auch am Arbeitsplatz, ist das Thema HIV/AIDS aber immer noch ein Tabu. Gerade deswegen leiden Betroffene oft unter Diskriminierung oder der Angst, ausgegrenzt zu werden. ÖGB-Arbeitsrechtsexpertin Martina Lackner beantwortet in einer Aussendung oft gestellte Fragen.

Muss ich im Job eine HIV-Infektion bekannt geben?
Arbeitsrechtsexpertin Martina Lackner: Nein, das muss ich nicht. Es besteht keine Auskunftspflicht. Wer nach seinem HIV-Status gefragt wird, braucht die Frage nicht beantworten bzw. kann sie falsch beantworten.

Darf der Arbeitgeber einen HIV-Test verlangen?
Nein. Der Arbeitgeber darf von den Beschäftigten nicht verlangen, dass sie einen Antikörpertest machen.

Kann ich wegen bzw. trotz HIV/AIDS gekündigt werden?
Prinzipiell kann der Arbeitgeber jederzeit eine Kündigung aussprechen, er braucht dafür keinen Grund. Aber: Gibt der Arbeitgeber als Grund für die Kündigung eine HIV-Infektion oder AIDS-Erkrankung an, dann kann man sich dagegen wehren und die Kündigung wegen Diskriminierung anfechten.

Darf ich beim Bewerbungsgespräch „Haben Sie AIDS?“ oder „Sind die HIV-negativ?“ gefragt werden?
Grundsätzlich nein. Fragen beim Bewerbungsgespräch müssen etwas mit dem Job zu tun haben, um den man sich beworben hat. Allerdings: Wenn im neuen Job bestimmte gesundheitliche Voraussetzungen gefordert sind oder wegen der Tätigkeit ein erhöhtes Ansteckungsrisiko für andere Personen besteht, können derartige Fragen erlaubt sein. Etwa bei Berufen im Gesundheitswesen - beispielsweise für invasive Tätigkeiten, bei Eingriffen in die Körpersubstanz und/oder Kontakt mit offenen Wunden (z. B. im Bereich der Chirurgie). Man darf dann auch nicht falsch antworten.

Muss der Betriebsarzt dem Arbeitgeber sagen, dass ich HIV-positiv bin?
Nein. Ärzte und Ärztinnen (auch Betriebsärzte und Betriebsärztinnen) unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht und machen sich strafbar, wenn sie jemanden über eine Infektion mit dem HI-Virus oder eine AIDS-Erkrankung informieren.

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