Hilfe mit Herz

Café-Chefin wurde zur „Auto-Fahnderin“

Wien
30.11.2023 16:00

Ein Wien-Besuch wurde für Frau S. aus Baden zum Horror-Trip: Das Auto der Schwerkranken war auf einmal „verschwunden“. Das Traditionscafé Hummel half mit geradezu kriminalistischer Kombiniergabe und viel Herz.

Nur für ihr geliebtes Theater in der Josefstadt nimmt Frau S. die beschwerliche Fahrt aus dem heimatlichen Baden nach Wien auf sich - beschwerlich vor allem deshalb, weil die 80-Jährige durch ihre Krankheit körperlich schwer eingeschränkt ist. Dass zuletzt beide Behindertenparkplätze beim Theater belegt waren, hätte Frau S. beinahe umkehren lassen. Doch sie wollte auf die Vorstellung nicht verzichten und fand im letzten Moment einen Parkplatz in einer Nebengasse.

Traditionscafé als Rettungsanker
Schon beim Parken hatte Frau S. nach dem Herumkurven durch die vielen Einbahnen die Orientierung verloren und musste nach dem Weg zum Theater fragen. Nach der Vorstellung der Schreck: In der Dunkelheit sah alles anders aus, das Auto war nicht mehr zu finden! Nur mit größter Mühe kann Frau S. kürzere Fußwege zurücklegen. Die erfolglose Suche nach ihrem Auto hatte sie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht, als sie sich vor dem Traditionscafé Hummel wiederfand - und beschloss, um Hilfe zu bitten.

Zitat Icon

Nach circa 40 Minuten chaotischer Suche, ich war schon völlig entkräftet, sah ich das Café Hummel und ging hinein.

(Bild: privat)

Helga S., Pensionistin

Zuerst kümmerte sich Ober Peter um Frau S. und ging mit ihr am Computer Bilder aller Gassen der Umgebung durch, in der Hoffnung, sie würde die „richtige“ Gasse so wiedererkennen - vergeblich. Inzwischen wurde das Kaffeehaus immer voller und die Gäste langsam ungeduldig. So griff nach einer halben Stunde Chefin Christina Hummel ein: Sie packte Frau S. - „die war ja schon ganz aufgelöst“ - kurzerhand in ihr eigenes Auto und fuhr die Gegend mit ihr so lange ab, bis das Fahrzeug gefunden war.

„Solches Handeln muss erzählt werden“
Frau S., die sich an die „Krone“ wandte, weil sie meinte, „solches Handeln muss in der Öffentlichkeit erzählt werden“, da so etwas „heute nur mehr sehr selten geschieht“, zeigt sich „überglücklich und überdankbar“ über die Hilfe. Hummel meint hingegen, sie habe selbstverständlich gerne geholfen: „Ich bin ja hier aufgewachsen und kenne jede Ecke.“ Als Josefstädterin sei es aus ihrer Sicht außerdem Ehrensache, jemandem im Grätzel aus der Patsche zu helfen: „So bin ich erzogen worden.“

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