Nach dem tragischen Tod von Peter Simonischek vor einem halben Jahr geht die beliebte Reise „Ein Abend im Advent“ im Wiener Konzerthaus mit Johannes Silberschneider weiter. Im großen „Krone“-Gespräch verrät das Multitalent, wie er seine musikalische Lesung anlegen wird, warum er überhaupt in die Kulturwelt rutschte und weshalb er sich die kindliche Besinnlichkeit des Weihnachtsfestes alljährlich ins Wohnzimmer holt.
Jahrelang begeisterte der große Peter Simonischek mit seinen Adventlesungen im Wiener Konzerthaus. Die „Abende im Advent“ waren literarische und ruhige Kostbarkeiten, in denen der große Burgschauspieler Weihnachtsliteratur, Erinnerungen aus der Kindheit und klassische Festbilder zu einem großen Ganzen verwob und die urige Besinnlichkeit des Festes in den Vordergrund stellte. Nach seinem tragischen Ableben vor einem halben Jahr wird nun - der ebenfalls gebürtige Steirer - Johannes Silberschneider für diesen besonderen Moment in der Adventzeit sorgen. Mit Simonischek verband ihn eine respektvolle Freundschaft, wie er im „Krone“-Interview bekennt. „Wir haben uns vor 40 Jahren gekannt, hatten dann aber lange nichts mehr miteinander zu tun. In den letzten Jahren hat er mich aber oft angerufen und gesagt, ich solle mehr lesen, wenn er mich wieder einmal wo im Radio gehört hat. Darauf bin ich sehr stolz.“
Religion und Kultur
In seinen unzähligen Rollen in Film und Fernsehen oder auf der Theaterbühne begeistert Silberschneider seit Jahrzehnten mit fein nuanciertem Spiel und einzigartigen Charakterdarstellungen. Der passionierte Leser und Vorleser wuchs im obersteirischen Mautern auf und hat eine besonders enge Beziehung zur katholischen Kirche. „Pfarrer zu werden, war eigentlich mein allererster Wunsch. Ich habe immer nach Infrastrukturen gesucht, wo ich in ein bereits existentes System kommen kann. Ich habe mir lange nie zugetraut, einmal eine Wohnung zu mieten oder eine Frau zu heiraten. Da ich nicht im Stift Admont unterkam, landete ich aber im Musisch-pädagogischen BRG Eisenerz und da nahm dann alles Weitere seinen Verlauf.“ Silberschneider war passionierter Ministrant und sehr früh vom weihnachtlichen Glanz in der Kulturwelt begeistert.
„Die besten Lieder gibt es zu Weihnachten, auch in der Popmusik. Egal wie kitschig sie auch produziert sein mögen, sie rühren und bewegen einen. Weihnachtslieder vermitteln immer einen großen Sehnsuchtsbereich, weil man versucht, in dieser Phase des Jahres das Innerste zu reparieren. Nicht umsonst ist die heilige Familie in der Krippe das längste erhaltene Götterbild. Das ist schon eine unglaubliche Kulturleistung der katholischen Kirche, dass sich dieses Bild bis heute so stark bewahrt hat.“ Eine musikalische Komponente hat auch Silberschneiders „Abend im Advent“ im Konzerthaus. Er wird bei der Lesung singen und musikalisch von Walther Soyka und Karl Stirner begleitet. „Das erste Mal gesehen habe ich die beiden einst im Münchner Lustspielhaus mit Willi Resetarits und Ernst Molden. Als wir dann das erste Mal gemeinsam probten war es so, als kennen wir uns schon ewig. Wenn die beiden spielen, kleben die Menschen an ihren Fingern und Tönen und es entsteht eine fast sakrale Atmosphäre, weil sie tief in die Seele gehen.“
Geruhsam und besinnlich
Für die Lesung setzt Silberschneider auch auf ein buntes Potpourri unterschiedlicher Texte und Stimmungslagen. Man darf sich etwa auf Peter Roseggers „Als ich die Christtagsfreude holen ging“ freuen, aber vielleicht auch auf Exzerpte „christlicher Poeten“ wie den Steirer Martin Gutl oder den deutschen Theologen Wilhelm Willms. „Sein Buch ,Alle Nächte werden hell‘ habe ich in einem Salzburger Ramschladen gefunden, als ich einst beim ,Jedermann‘ mitspielte. Es hat mich nachhaltig begeistert.“ Silberschneider wird im Dialekt lesen und sich die eine oder andere Überraschung einfallen lassen. Wichtig ist ihm, eine geruhsame und besinnliche Atmosphäre aufkommen zu lassen. „Es soll mehr eine Führung durch den Advent sein und weniger eine klassische Weihnachtslesung. Eigentlich ist es eine Fastenzeit. Man hatte alles Gute im Inneren. Draußen war eher die kalte, feindliche Welt. Drinnen roch es nach altem Kaffee und Bratäpfeln. Ich bin ein im Dezember geborenes Kind und spüre diese Zeit deshalb wahrscheinlich noch inniger und intensiver.“
Vor der Lesung selbst erlebt der erfahrene Bühnenmann durchaus Nervosität. „Ich möchte auch einen Inhalt vermitteln und den Leuten was mitgeben können. Ich bin im Prinzip auf mich selbst zurückgewiesen und muss mir das zusammensuchen, wo ich hoffe, dass es auch anderen gefällt.“ Dass Silberschneider in die großen Fußstapfen Simonischeks tritt, macht die Sache für ihn nicht einfacher. „Es ist mir wirklich eine große Ehre, weil er das immer fantastisch gemacht hat. Der größte Unterschied zwischen uns wird der Erfolg sein“, merkt Silberschneider schmunzelnd an, „er war ein großer und stattlicher Mann und ich bin dagegen ein Zniachterl. Ihm sind die Leute bei diesen Lesungen immer zu Füßen gelegen.“ Prädestiniert fühlt sich Silberschneider aber nicht aufgrund seiner Religiosität, sondern vor allem deshalb, weil er sich stets das innere Kind bewahren konnte. „Im Volksmund heißt es nicht umsonst ,Von Kindern und Narren kann man die Wahrheit erfahren‘. In allen Lebensbereichen, in denen ich mich bislang bewegt habe, war die Bewahrung des Kindes wichtig. Und für Weihnachten gilt das ganz besonders.“
Second-Hand-Baum
So besinnlich und traditionell wie die Adventlesung wird auch das Weihnachtsfest im Hause Silberschneider in der Wahlheimat München ausfallen. „Wir feiern das Fest zu zweit und unsere Wohnung im fünften Stock ist wie ein Weichbild. Seit Jahren holen wir uns am 23. Dezember einen Second-Hand-Christbaum, der schon irgendwo in einer Ecke liegt. Wenn wir genug Kugeln haben, sind es manchmal auch zwei. Ich gehe dann in die Kirche, ministriere und lese dort. Dann gehe ich durch das Haus räuchern und bete den Rosenkranz. Ich versuche schon bewusst alles so zu gestalten, wie es in meiner Kindheit war, weil ich nur schöne Erinnerungen daran habe. Ich möchte eine Familientradition weiterführen, die mir gut gefällt.“ Diese warm über das Programm gelegte Patina kann am 8. Dezember jeder selbst im Wiener Konzerthaus beobachten. „Der Abend wird ein bisschen so wie ich selbst bin - ziemlich bunt.“
Live im Konzerthaus
Am 8. Dezember findet die musikalische Lesung „Ein Abend im Advent“ mit Johannes Silberschneider im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses statt. Im Krone Ticketshop gibt es noch Karten und alle weiteren Informationen für das Top-Event.
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