GUTEN MORGEN

Kartenhaus auf Alt-Kanzler-Köpfe | Henry Kissinger

Kartenhaus auf Alt-Kanzler-Köpfe. Was für ein Schaden! Die größte Pleite in Österreich seit dem Kriegsende - sie zieht immer weitere Kreise. Experten rechnen damit, dass neben der insolventen Signa Holding mit Schulden in der astronomischen Höhe von fünf Milliarden Euro auch weitere Firmen aus dem Reich René Benkos die Pleite droht. Gestern etwa hat der zur Signa Gruppe gehörende Sporthändler SportScheck einen Insolvenzantrag angekündigt. Immer mehr fällt unterdessen das einstürzende Benko-Kartenhaus auch der Politik auf den Kopf. Vor allem zwei Alt-Kanzler pflegen/pflegten intensiven Kontakt mit dem Tiroler Pleitier. Alfred Gusenbauer, SPÖ-Bundeskanzler der Republik von 2007 bis 2008 und Sebastian Kurz, ÖVP-Bundeskanzler von 2017 bis 2019 und von 2020 bis 2021, kassierten, wie immer klarer wird, für ihre Dienste für den Immobilienspekulanten Millionen. Tut das der Politik gut? Nein, natürlich nicht! Das bestätigt auch die gestrige „Frage des Tages“ der „Krone“. Wir wollten wissen, ob das Abkassieren der Altkanzler bei Benkos Signa ÖVP und SPÖ schadet. Mehr als 80 Prozent antworteten mit Ja. Wen wundert´s?

Jahrhundertpolitiker Henry Kissinger. Ein Jahrhundertpolitiker - im wahrsten Sinne des Wortes! Henry Kissinger, legendärer US-Außenminister aus einer Epoche, in der es Politiker noch zu historischer Bedeutung schafften, starb nun kurz nach Vollendung seines 100. Lebensjahres. „Außenminister der Welt“ betitelt „Krone“-Außenpolitik-Doyen Kurt Seinitz seinen Nachruf auf den facettenreichen Amerikaner, der aus Nazi-Deutschland, wo er geboren und aufgewachsen war, flüchten hatte müssen. Seinitz, der schon außenpolitischer Journalist bei der „Krone“ war, als Kissinger unter Präsident Nixon 1973 das Amt des Außenministers übernahm, erinnert auch daran, dass der jetzt Verstorbene den österreichischen Staatskanzler Metternich als sein großes Vorbild genannt hatte. Kissingers große Leistung sei die „die hohe Kunst der Gleichgewichtspolitik ohne eine moralische Überlastung“, vor allem sei er „eine begnadete Kombination aus strategischem Denker und Praktiker der Macht“ gewesen. Der mit dem Friedensnobelpreis Ausgezeichnete hatte maßgeblichen Anteil an der Entspannungspolitik des Westens mit der damaligen Sowjetunion, aber auch der Annäherung an das kommunistische China. Legendären Ruf erwarb sich der perfekt Deutsch sprechende Amerikaner durch seine Pendeldiplomatie 1973/74 zwischen Israel, Ägypten und Syrien und das Friedensabkommen mit Nordvietnam. Kein Zweifel: Henry Kissinger hat Geschichte geschrieben. Wo finden wir heute noch solche Politiker?

Kommen Sie gut durch den Freitag!

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