Bariton Andrè Schuen ist nicht nur ein gefragter Opernstar, er liebt auch Liederabende. Am 14. Dezember gastiert er mit Mahler und Schubert im Grazer Musikverein. Der „Krone“ erzählte er, was er am Lied schätzt und warum er so selten in Graz singt.
„Krone“: Veranstalter monieren ein sinkendes Interesse an Liederabenden. Sehen Sie das auch so?
Andrè Schuen: „Aus meiner Erfahrung kann ich das nicht bestätigen, eher im Gegenteil. Aber es liegt auch am Engagement und der Begeisterung der Veranstalter. Manchmal wird ein Liederabend dazwischen gepresst und überhaupt nicht beworben. Am besten funktioniert er dann, wenn man Künstler regelmäßig in einer Reihe einbaut, das Publikum so die Entwicklung mitverfolgen kann.“
Hängt die Nachfrage auch vom Programm ab?
„Sicher, zu einer ,Winterreise‘ kommen die Menschen, weil die so bekannt ist, bei einem gemischten Programm kommen die meisten wegen der Sängerin, des Sängers.“
Liederabende sind ja eine ganz andere Herausforderung als eine Oper.
„Das stimmt, man muss die ganze Emotionalität in ein Lied packen und das in Minimalbesetzung - nur mit Klavier und Stimme. Man muss eine Geschichte erzählen ganz ohne Schauspiel. Aber ich finde, das ist die Stärke vom Lied. Die Begeisterung, die Liebe für Musik und für das Wort, für die Kunstform, die ich beim Publikum bei Liederabenden sehe, sehe ich sonst nirgends. Eine große Rolle spielt übrigens das Abhandenkommen von humanistischer Bildung. Wenn man schon in der Schule keine Gedichte mehr vermittelt bekommt, tut man sich später schwerer beim Umgang mit Liedern.“
Sie haben in Wien gerade „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ abgesungen, wie geht es einem da?
„Ich habe gemischte Gefühle. Nach der Premiere fiel ich in ein kleines Loch, aber die Aufführungszeit von nur eineinhalb Wochen war dann sehr intensiv und fordernd.“
Wie schwierig ist es eigentlich für einen Sänger auch als Schauspieler auf der Bühne zu agieren?
„Bei mir ist im Studium der Schauspielunterricht leider oft ausgefallen, es galt dann halt ,learning by doing‘. Beim Gesang bin ich viel sicherer, da bin ich ein richtiger Gesangstechnikfreak.“
Mögen sie deshalb den Liedgesang so gerne?
„Ja. Beim Lied kommt dazu, dass ich die technischen Grenzen gerne überschreite. Nicht so, dass ich meiner Stimme schade; aber ein Lied nur technisch perfekt zu singen, funktioniert nicht. Die Technik hilft mir, mich auf die jeweilige Verfassung der Stimme einzustellen.“
Sie wohnen ja in Graz, treten hier aber nicht sehr oft auf. Ist das beabsichtigt, um einen Rückzugsort zu haben?
„Zum einen ist Graz wirklich - so wie meine Heimat Südtirol - ein Ort, wo ich mich erholen kann. Zum anderen würde ich gerne öfter hier auftreten. Es gab auch schon Pläne. Die sind aber immer an meinem Terminkalender gescheitert.“
Andrè Schuen gibt am 14. Dezember um 19.30 Uhr einen Liederabend (Mahler & Schubert) im Grazer Musikverein. Infos und Karten gibt es hier.
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