Mit Milliardenspritze

Klimakonferenz: Gastgeber versucht Kehrtwende

Klima
01.12.2023 16:35

Ausgerechnet in den Vereinten Arabischen Emiraten (VAE) soll derzeit die Zukunft der Bewältigung der Klimakrise verhandelt werden. Also just in einem Land, das als Symbol für fossile Energiewirtschaft steht. Der Gastgeber zeigt aber in den ersten Verhandlungen durchaus Engagement - und sorgt dabei auch für Überraschungen. Am Freitag kündigten die Emirate nun einen riesigen Fonds für Klimaprojekte an.

Die VAE haben in den vergangenen Klimakonferenzen eine eher ambivalente Rolle gespielt. Einerseits haben sie sich für den Klimaschutz ausgesprochen und sich zu konkreten Maßnahmen verpflichtet. Andererseits haben sie auch weiterhin auf die Nutzung fossiler Brennstoffe gesetzt.

Emirate legen finanziell nach
Bereits am Donnerstag sorgte das Land aber gemeinsam mit Deutschland für eine Überraschung, indem man Hilfen für besonders vom Klimawandel betroffene arme Länder den Weg geebnet hat. Auch in diversen NGOs hat dies für positive Reaktionen gesorgt. Am Freitag legten die Emirate finanziell ordentlich nach: Mit einem neuen Investmentfonds im Volumen von 30 Milliarden US-Dollar (rund 27,5 Milliarden Euro) soll mehr Kapital in Klimaschutzprojekte gelenkt werden.

Der Fokus liege auf Märkten in Entwicklungsländern, teilte die Präsidentschaft der COP28 am Freitag mit. Zusammen mit privaten Geldgebern sollen bis 2030 insgesamt bis zu 250 Milliarden Dollar mobilisiert werden.

Ölkonzernchef übernimmt Vorsitz
Schwerpunkte der geplanten Investitionen sind der Mitteilung zufolge die klimafreundliche Energiewende, der entsprechende Umbau industrieller Prozesse sowie neue Klimaschutztechnologien. Aufsichtsratsvorsitzender des Fonds mit Namen Alterra wird der COP-Präsident Sultan Ahmed Al Jaber; er ist bereits Chef des staatlichen Öl- und Gas-Konzerns Adnoc. Nach welchen Kriterien die Projekte genau ausgewählt werden, bleibt unklar.

Die Emirati galten bislang nicht als großes Vorbild beim Klimaschutz - unter der Führung von Sultan Al Jaber versucht man nun eine Imagepolitur. (Bild: AP/Joshua A. Bickel)
Die Emirati galten bislang nicht als großes Vorbild beim Klimaschutz - unter der Führung von Sultan Al Jaber versucht man nun eine Imagepolitur.

Ein großes Thema der zweiwöchigen Klimakonferenz ist, wie globale Finanzströme schnell umgelenkt werden können - also vor allem weg von Öl, Kohle und Gas und hin in erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz.

Nur Greenwashing oder tatsächlicher Schwenk?
Wie ernst den Emirati dabei der Kampf gegen den Klimawandel ist oder sie nur versuchen mittels punktueller Finanzspritzen Greenwashing zu betreiben, wird sich erst in der Zukunft weisen. Aktuell besteht jedenfalls die (kleine) Hoffnung, bei der Klimakonferenz doch den einen oder anderen Meilenstein zu setzen.

Vor allem selbst sollten sich die Emirate an der Nase nehmen: Die VAE haben zwar erklärt, bis 2050 klimaneutral sein zu wollen, bislang haben sie aber nur vage Ziele für den Klimaschutz. So verpflichteten sie sich etwa, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 23,5 Prozent im Vergleich zu 2005 zu reduzieren. Diese Verpflichtung wird von Klimaschützern als zu gering kritisiert.

Konferenz der Superlative
Die COP28 ist jedenfalls mit einer Rekordzahl von 80.000 registrierten Teilnehmern die bisher größte Veranstaltung dieser Art. Bei der COP27 im vergangenen Jahr im ägyptischen Scharm el-Scheich waren lediglich 49.000 Teilnehmer akkreditiert.

Den offiziellen Zahlen zufolge gehören 23.500 Teilnehmer zu nationalen Regierungsdelegationen. Dazu kommen 27.208 Politikexperten, Wissenschaftler sowie Vertreter von Berufsverbänden und Führungskräfte großer Firmen, die nur eingeschränkten Zugang zu den offiziellen Verhandlungen haben. Die Akkreditierungsliste umfasst außerdem mehr als 14.000 Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen, von Umweltgruppen bis hin zu Industrielobbyisten, sowie 4000 Journalisten.

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