333 Drogen-Deals

Lebenslange Haft für Mafia-Boss „Dexter“ jetzt fix

Gericht
12.03.2025 22:39

Der Justizpalast in der Wiener Innenstadt wurde am Mittwoch zur Hochsicherheitszone. Dutzende Beamte von Cobra, WEGA und Co. umringten das Gebäude. Eine Drohne war im Einsatz, die Dachterrasse wurde von Schwerbewaffneten bewacht. Der Grund: Ein Mafia-Pate, der auf den Spitznamen „Dexter“ hört, ging beim Oberlandesgericht gegen seine Strafe vor.

„Ich hab’ das Gefühl, dass ich das nicht verdiene“, sagte er nun bei seiner Berufungsverhandlung, verteidigt von Anwalt Werner Tomanek. Das sieht der Drei-Richter-Senat anders: Er bestätigt die Höchststrafe der Geschworenen – sie ist somit rechtskräftig.

Im Dezember 2023 wurde der Serbe wegen 333 Drogendeals mit einer halben Tonne Kokain und 100 Kilogramm Heroin zu lebenslanger Haft verurteilt. „Als Erstes möchte ich einmal den Geschworenen danken für ihre Geduld“, begann Staatsanwalt Jörg Santin damals sein Schlussplädoyer. Denn die Laienrichter hatten viel Durchhaltevermögen bewiesen: Nach dem Prozessauftakt Ende September musste sie nichts als tagelange Verlesungen von Chatnachrichten über sich ergehen lassen.

Führendes Mitglied der serbisch-montenegrinischen Mafia
Denn genau diese Chatnachrichten sollten beweisen, dass der angeklagte Serbe alias „Dexter“ – führendes Mitglied einer serbisch-montenegrinischen Bande – in hunderte Fälle von Drogenbeschaffungen und -übergaben involviert sein soll. Dementsprechend lange dauerte auch das Verlesen der Fragen, die an die Geschworenen am Urteilstag gestellt wurden. Zwar waren es nur zwei, jedes Drogengeschäft musste jedoch einzeln erwähnt werden. Dreieinhalb Stunden las Richter Wolfgang Etl sie im vollen Gerichtssaal vor, bis die Staatsanwalt und Verteidigung zu ihren Schlussplädoyers kamen.

Rechtsanwalt Werner Tomanek verteidigte den angeklagten Mafia-Boss. (Bild: Sophie Pratschner)
Rechtsanwalt Werner Tomanek verteidigte den angeklagten Mafia-Boss.

Überwachungsmethoden „wie in der DDR“
Die Chatnachrichten spielten auch für Anwalt Tomanek die zentralste Rolle in dem langwierigen Prozess. Beschaffung und Verwendung der Daten sei nach dem Verteidiger überaus fraglich. Laut der Strafprozessordnung bräuchte es nämlich einen dringenden Tatverdacht, um die Überwachung von verschlüsselten Nachrichten zu rechtfertigen. Der sei beim Tatzeitpunkt nicht gegeben gewesen. Die Beweismittel seien so rechtswidrig erlangt worden. „Das ist ein Machtinstrument. Das ist wie in der DDR die strukturelle Öffnung der Post“, vergleicht Tomanek.

„Man hat mich behandelt wie einen Terroristen“
Und auch der angeklagte „Dexter“ zeigte sich in seinen Schlussworten empört: „Mir wird hier verfassungswidrig der Prozess gemacht. Man hat mich behandelt wie einen Terroristen“ - deutete er auch auf die vier schwer bewaffneten Justizwachbeamten im Verhandlungssaal und zwei vor der Tür hin. An seiner leugnenden Verantwortung, er sei nur der Manager eines kleinen Cafés im serbischen Belgrad, hielt der 35-Jähriger fest: „Wo befinden sich denn diese Millionen und Immobilien oder Autos? Sie wissen ja, wie Mafia-Bosse leben“ , lässt er übersetzen.

Die brauchten die Geschworenen aber nicht zu sehen, um den auch wegen Mordes vorbestraften Mann des Drogenhandels im großen Stil schuldig zu sprechen – auch die Verlesung des Wahrspruchs dauert Stunden. Sogar eine Pause wurde den zwei abwechselnd vortragenden weiblichen Geschworenen gegeben. Wegen dieses Umfangs blieb dem Richtersenat keine andere Wahl: lebenslange Haft.

Bereits Ende des Jahres davor war der Serbe in Wien zu elf Jahren Haft wegen schweren Raubes verurteilt worden. In seinem Heimatland verbüßte er zudem eine elfjährige Freiheitsstrafe wegen Mordes.

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