Während das genaue Ausmaß der Pleite von René Benkos Signa-Gruppe noch länger nicht absehbar sein wird, versucht das Unternehmen mit externer Hilfe sich doch noch aus der Affäre zu stehlen. Dazu wird jetzt der Vorstand von Signa Prime Selection und Signa Development aufgestockt.
Konkret holte sich die Signa über außerordentliche Aufsichtsratssitzungen den Sanierer Erhard Grossnigg als zusätzlichen Vorstand mit an Bord: Grossnigg wurde von den Gremien auch bereits zum weiteren Vorstand gewählt, teilte Signa in einer Aussendung mit.
Gusenbauer wirbt um „Vertrauen“
Der 77-jährige Sanierer Grossnigg soll die nächsten Sanierungs- und Restrukturierungsschritte für die beiden Immobilien-AGs umsetzen. „Mit diesem nächsten konsequenten Schritt schaffen wir weiteres Vertrauen in der jetzigen Situation“, kommentierte Alfred Gusenbauer, Ex-Kanzler und Aufsichtsratsvorsitzender der beiden Signa-Gesellschaften, die Vorstandsneubestellung.
Grossnigg gilt als erfahrener Sanierer und ist in Österreich an zahlreichen Firmen beteiligt. Sein Fokus lag in den vergangenen Jahren auf mittelständischen Unternehmen, nicht Immobilien. 2010 gründete Grossnigg die Austro Holding AG, die Beteiligungen unter anderem an Ankerbrot, Bene, Deutz-Fahr, Hali, Gaulhofer, Lohberger, Neudoerfler und Sanders-Kauffmann hält. Grossnigg ist auch als Investor beim ÖBB-Mitbewerber Westbahn mit an Bord.
Folgen der Insolvenz noch nicht abschätzbar
Indessen hält Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) die Folgen der Insolvenz der Signa Holding noch nicht für abschätzbar. „Es ist noch zu früh, um hier eine Bilanz ziehen zu können“, sagte er am Rande einer Pressekonferenz am Freitag. Man wisse schlicht noch nicht, wie die verschiedenen Unternehmen innerhalb der Signa-Gruppe finanziell dastehen, so Kocher unter Verweis auf das gerade erst eröffnete Insolvenzverfahren.
Beim AMS-Frühwarnsystem seien jedenfalls noch keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorangemeldet worden. Von der Pleite sind 42 Beschäftigte betroffen.
Nehammer sieht „kein Politikum“
Die Regierungsspitze in Österreich hielt den Fall der Signa in einer ersten Reaktion nach dem Ministerrat in Wien am Mittwoch wie berichtet für eine reine Wirtschaftsangelegenheit: „Ich sehe kein Politikum, das ist ein Fall des Insolvenzrechts“, meinte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).
Insolvenzen gehörten mit zum Wirtschaftsleben. Wichtig werde sein, dass die Finanzsituation stabil bleibe, betonte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Diesbezüglich sehe es einmal gut aus, nachdem was er lese und höre.
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