Kritik: Kammerspiele

Fast wie Feydeau aus dem 21. Hieb

Kultur
02.12.2023 10:03

Die Kammerspiele stellen Fritz Hochwälders „Der Himbeerpflücker“ in rasanter Neuninszenierung wieder auf den Prüfstand: Die grauslich groteske Komödie um ewig-gestrige „Herrenmenschen“ ist leider ziemlich frisch geblieben.

„Die Zeiten sind vorbei“, sagt ein Altnazi. „Sie kommen wieder“, antwortet der andere. Waren sie je weg? In Brauning nicht, wo Bürgermeister Steisshäuptl (holzschnittig: Günter Franzmeier) und seine Köchin Burgl (herzhaft: Susanna Wiegand) die traditionelle Wirtshausküche pflegen. Man fürchtet sich sogar vor Überfremdung, 1964, als Fritz Hochwälder seinen „Himbeerpflücker“ geschrieben hat. Der war Massenmörder im nahen KZ und hat das erbeutete Zahngold dem Kellner Zagl (herrlich deppert: Claudius von Stolzmann) anvertraut. Steisshäuptl hat es hinterzogen, so wie alle ehrenwerten Brauninger ihre Macheloikes im „Dritten Reich“ gemacht haben.

Das „Himbeerpflücker“-Ensemble (Bild: Moritz Schell)
Das „Himbeerpflücker“-Ensemble

Als Zagl in einem Juwelendieb den „Himbeerpflücker“ zu erkennen glaubt, bricht Panik aus. Hochwälder, jüdischer Tapezierersohn, bei der Arbeiterjugend und in Floridsdorf sozialisiert, 1938 in die Schweiz geflüchtet, hat einen immergrünen Nazi-Pracker geschrieben, flott, drall. Regisseurin Stephanie Mohr lässt das blendende Ensemble herzhaft die Türen knallen. Kommt gut an. Thomas Bernhard ist das allerdings keiner.

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