Sohn braucht Fahrer

Nach 47 Jahren keine Kur für pflegende Mutter

Oberösterreich
03.12.2023 08:00

Silvia D. (66) betreut ihren beeinträchtigen Sohn Markus seit seiner Geburt vor 47 Jahren, hat sogar schon zweimal eine notwendige Knie-OP verschoben, um ihren Markus weiter pflegen zu können. Eine nun geplante Auszeit für die 66-Jährige droht am abgelehnten Fahrtkostenzuschuss zu scheitern.

Silvia D. möchte im April auf Kur fahren. Die 66-Jährige aus Gramastetten betreut ihren schwer beeinträchtigen Sohn Markus seit seiner Geburt vor 47 Jahren. Jetzt droht die erhoffte Auszeit ins Wasser zu fallen. „Es ist mir oft beinahe zum Weinen, dass man sich nach so vielen Jahren nicht einmal ein bisschen Erholung gönnen kann“, sagt die Mutter.

Silvia D. pflegt ihren Sohn Markus seit seiner Geburt. (Bild: © Harald Dostal / 2023)
Silvia D. pflegt ihren Sohn Markus seit seiner Geburt.

Dass es mit der Kur für die Mühlviertlerin vermutlich nichts wird, liegt, so Silvia D., an einer Entscheidung des Landes OÖ. Sohn Markus wohnt meistens bei Mama Silvia in Gramastetten. Seit drei Jahren verbringt der 47-Jährige immer wieder kurze Zeitspannen in einer Wohneinrichtung in St. Peter am Wimberg. „Damit er sich daran gewöhnen kann und keinen plötzlichen Wohnungswechsel hat, falls ich einmal nicht mehr kann“, erklärt seine Mutter.

Kein Zuschuss für Fahrt
Untertags besucht Markus eine Tagesstätte in Linz, zu der ihn seine Mutter selbst fährt. Und um diese Strecke geht es: Denn wenn die 66-Jährige auf Kur ist, braucht Markus einen Fahrdienst, der ihn die rund 30 Kilometer von der Wohneinrichtung in St. Peter bis zur Tagesstätte nach Linz und wieder zurück bringt. Dafür hat die gelernte Verkäuferin Silvia D. um Fahrtkostenzuschuss beim Land angesucht – der Antrag wurde allerdings abgelehnt.

Markus D. (47) aus Gramastetten hat immer ein Lächeln auf den Lippen. (Bild: Dostal Harald)
Markus D. (47) aus Gramastetten hat immer ein Lächeln auf den Lippen.

„Bei der Auswahl der Leistungen ist auf die Wünsche des Menschen mit Beeinträchtigung Bedacht zu nehmen, soweit diese keine wirtschaftlich unvertretbaren Mehrkosten verursachen“, erklärt die zuständige Fachabteilung des Landes auf „Krone“-Anfrage. Es gebe eine interne Richtlinie, die das folgendermaßen präzisiere: Die Fahrtkosten dürfen die Kosten der Maßnahme nicht übersteigen. Das sei bei Markus aber der Fall, weil es keine bestehende Bustour gibt, sondern eine Einzelfahrt notwendig wäre. Stattdessen biete man an, für den 47-Jährigen einen Kurzzeitwohnplatz in Linz zu organisieren, wenn seine Mutter auf Kur oder Urlaub ist.

Angebot sei nicht zumutbar
„Das Angebot ist unterste Schublade“, reagiert Silvia D. Markus sei den Wohnplatz in St. Peter gewohnt, ein plötzlicher Wechsel nach Linz sei ihm daher nicht zumutbar. Auch ein ärztliches Attest würde das belegen. „Aber Markus muss sich alles gefallen lassen, weil er sich nicht artikulieren kann. Das wird von vielen ausgenutzt.“

Wenn es beim „Nein“ zum Fahrtkostenzuschuss bleibt, wird Silvia D. im April nicht auf Kur fahren: „Ein privater Fahrer ist viel zu teuer.“

Lesen Sie auch den Kommentar von „Krone“-Redakteur Philipp Stadler zum Thema:

(Bild: Krone KREATIV, Harald Dostal)

Pflegende Angehörige sind Helden
Menschen, die ihren Partner, ihre Schwester oder ihre Kinder pflegen, leisten Unvorstellbares: Sie stellen ihre eigenen Bedürfnisse jahrelang, oft auch jahrzehntelang hinter die ihrer Angehörigen.
Nebenaspekt: Damit ersparen pflegende Angehörige, meist sind es Frauen, der Allgemeinheit auch noch eine Menge Steuergeld, denn der Aufenthalt ihrer Liebsten in Pflegeheimen wäre wohl ungleich teurer. Umgekehrt wird aber offenbar, so wie im Fall von Frau D., jeder Euro zweimal umgedreht.
Echte Wertschätzung für die selbstlose Arbeit von pflegenden Angehörigen sieht anders aus.

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