Jubiläum! Seit 50 Jahren lebt „Bariton Seppi“ Mattlschweiger mit und von der Oberkrainermusik. Im Gespräch mit der „Krone“ zieht er Bilanz, erinnert sich an den legendären Hias und rechnet mit seinen Neidern ab.
Seit 50 Jahren lebt „Bariton Seppi“ Mattlschweiger mit und von der Oberkrainermusik. „Wahnsinn, dass ich das alles überlebt habe, wo der Großteil der Oberkrainer-Szene auf der Strecke geblieben ist“, sinniert der Irdninger. Prägend für das unerschütterliche Verliebtsein in die Volksmusik war eine Schallplatte von Slavko Avsenik, die ihn als Kind für die Musik begeisterte.
Kommerzmusik statt Etüden
An der Grazer Kunstuni hätte der Weg mit dem Posaune-Studium zu den Philharmonikern führen sollen. Dabei kam es sogar zu Handgreiflichkeiten mit dem Professor. „Er hat mich immer an den Haaren gezogen, weil ich lieber Kommerzmusik spielte, anstatt Etüden zu üben.“ Der Sturkopf blieb dabei, als Oberkrainer Karriere zu machen und das gelang mit den Mooskirchnern und Hits wie „Burschenfest am Irschenberg“ und „Juchee auf der hohen Alm“.
„Diese Hits bringen heute noch Tantiemen, aber kein Vergleich zu früher, wo viel mehr Oberkrainer-Musik bei Veranstaltungen, im Radio und TV gespielt wurde.“ Mit Oberkrainer-Musik hat sich in den 1980er-Jahren sogar die Wiener Stadthalle ausverkaufen lassen. „Das schaffen heute nur Sašo Avsenik und die modernen Fäaschtbänkler“, analysiert der 64-Jährige die ausgedünnte Oberkrainer-Szene. „Ich bin stolz auf den Nachwuchs, der das Erbe weiterträgt und die Musik nicht in Vergessenheit geraten lässt.“
Fünf Stunden Oberkrainer? Da laufen die Leute davon
Selbst hat der aktive Musiker seinen Unterhaltungsmix gefunden. „Wenn du fünf Stunden lang nur Oberkrainermusik spielst, rennen dir die Leute davon. Da braucht es Gabalier, AC/DC und Roland Kaiser.“ Für diese Aussage ist Mattlschweiger schon einmal gesteinigt worden, als er im Jahr 2000 die Mooskirchner verließ, weil er sich „musikalisch nicht mehr mit den Musikern verstand“.
Es folgte die Gründung des „Quintett Juchee“ sowie eines Musikmanagements, das sich nicht nur um die Karrieren von bekannten Musikern wie Marianne und Michael kümmerte. „Ich war mir für nichts zu blöd. Bin Lkw gefahren, habe die Autos der Künstler gewaschen und bin mit deren Hunderl Gassi gegangen“, lacht Mattlschweiger, der sich auch um das Künstlerleben von Hias kümmerte.
„Hias und ich waren wie Brüder“
„Ich habe Hias Mayer schon in den 1970er Jahren musikalisch begleitet, und sein Vertrauen bis zu seinem tragischen Tod genossen. Wir waren wie Brüder“, sinniert der Musiker, der mit dem Urvieh der Nation auf Dauertournee war. „Einmal hat der Hias beim Pfeifen sein Gebiss auf den Schoß einer Zuschauerin geschleudert. Als ihm die Zahnprothese auf die Bühne gereicht wurde, sagte er nur: ,Danke, do sands jo! Jetzt konn i wieder pfeifen!“
Was sich hinter der Fassade abspielte, musste Intimfreund Sepp schweigend hinnehmen. „Ich habe ihm oft die Welt retten können, doch bei seiner Alkoholsucht war ich machtlos. Der Alk hat den hochsensiblen Menschen ruiniert“, sagt Mattlschweiger. „Ich bedauere es heute noch, dass ich als Freund nicht energischer gewesen bin. Wenn ich den Entzug angesprochen habe, gab’s nur Streit.“
„Leute sind sogar auf meine Haare neidig“
Und auch Mattlschweiger selbst kennt die Schatten des Erfolges: „Ich selbst hatte zwar nie Probleme mit Alkohol, Drogen oder Geld. Dafür viele Neider, die mir wirklich alles, sogar meine Haare neidig sind“, ulkt der blond getönte Baritonist. „Am liebsten würden sie mich unter der Brücke sehen“, scherzt der Familienmensch, der es der Neidgesellschaft und „Dummmenschen“ liebend gerne vor Augen führt, wie gut es ihm geht. „Ich brauche nur meine Garage öffnen - da drinnen stehen vier Mercedes!“
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