230 Kilometer Pistenglück sowie über 100 urige Skihütten für Partylöwen und Feinschmecker sind die aufregenden Seiten in der Region Schladming-Dachstein. Aber es geht auch anders - auf leisen Sohlen oder mit Pferdestärken durch die Winterlandschaft.
Der stille Winter kann ganz schön laut sein. Klingt nach einem Widerspruch. 48 Stunden in der Region Schladming-Dachstein liefern den Beweis. Popstar Robbie Williams eröffnete die heurige Ski-Saison im Planai-Stadion in Schladming und brachte mit etwas Seelenstriptease sowie Hits wie „Feel“ und „Angels“ bei minus zehn Grad die Herzen seiner Fans zum Schmelzen.
Ein lautstarkes Spektakel war das. Mit insgesamt 25.000 Gästen. Walter Walcher, ein Ramsauer „Urgestein“, war nicht dabei. Er ist seit über 40 Jahren Bauer, Bergführer und Bergretter. Und unser Begleiter auf eine Winterwanderung in „seiner“ Region, auf 1100 Höhenmetern an den Südhängen des Hohen Dachsteins.
Gerade erst haben wir die nur spärlich befahrene Hauptstraße hinter uns gelassen und sind auf den Winterwanderweg eingebogen, schon schluckt der Schnee, in den unser Weg gefräst ist, jegliches Geräusch. Die drei berühmten Gipfeln Torstein, Mitterspitz und Hoher Dachstein sind unsere ständigen Begleiter.
Stumm ziehen sich die winterlich bepackten Bäume den Abhang hinauf - kein Zwitschern, kein Geraschel im Unterholz und kein Streichen der Blätter im Wind. Stumm versinken Jagdhütten und Heustadel im verschwimmenden Weiß. Diese fast mit Händen greifbare Lautlosigkeit macht an permanente Lärmkulissen gewohnte Städter buchstäblich sprachlos.
Die Füße stapfen gemächlich durch die Winterlandschaft. Die schönsten Winternoten ergeben eine Symphonie aus knirschendem Schnee mit einem Halbton eisiger Luft, dazu tanzen sanfte Sonnenstrahlen um die rote Nasenspitze. „Heute knirscht der Schnee bei jedem Schritt besonders laut“, stelle ich fest. „Urgestein“ Walter weiß warum: „Je kälter, umso lauter! Die Kristallverbindungen brechen bei dem harten Schnee. Ein einziger Bruch wäre dabei für unsere Ohren zu leise. Da aber mit jedem Schritt Millionen dieser Verbindungen gleichzeitig zerbrechen, entsteht das für Schneespaziergänge typische Knirschen.“
Ramsau am Dachstein verfügt über ein 70 Kilometer weites Spazier- und Winterwanderwegenetz. Obwohl es nur wenige Kilometer zum lebhaften Nachbarort Schladming mit der 4-Berge-Skischaukel und seinen zahlreichen Après-Ski-Bars sind, haben die beiden Orte - bis auf echte steirische Gastfreundschaft - kaum etwas gemein.
Weite Strecken der in den Schnee gefrästen gepflegten Winterwanderwege ziehen sich in völliger Einsamkeit über Wiesen und Wälder, immer wieder laufen sie auch parallel zum dichten Loipennetz der Region.
Da, wo 1999 die Nordischen Weltmeisterschaften stattgefunden haben, kann man heute auf 220 Kilometern in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zwischen 1100 und 2700 Höhenmetern eigene Spuren ziehen. Außer dem leisen Surren, mit dem die schmalen Skier über die Schneerillen scharren, ist nichts zu hören. Tipp: Langlauf-Novizen empfehle ich einen Anfänger-Kurs direkt im Ramsauer WM-Langlaufstadion. Denn so einfach die Sportart auf den ersten Blick aussehen mag, erst die richtige Technik bringt den entscheidenden Erfolg, Spaßfaktor und die körperliche Effektivität beim Langlaufen.
Am Ende unserer Winterwanderung höre ich, wie Schellen einer Pferdekutsche die Stille durchbrechen. Aus den Nüstern der Tiere dampft warme Luft und zeichnet kleine Wolken in die Eiseskälte.
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