Not, kalte Häuser, trauernde Menschen, sorgenvolle Blicke - so sieht die aktuelle Lage entlang der Frontlinie in der Ukraine aus. Heinz Wegerer vom Hilfswerk International beschreibt die Situation vor Ort. Die Winterbedingungen verschärfen die ohnehin prekäre Lage zusätzlich. Vor allem Kinder leiden darunter.
Insbesondere ältere Menschen, die nicht fliehen konnten, kämpfen entlang der Frontlinie mit existenziellen Herausforderungen. Viele leben von einer Mindestpension von nur 75 Euro im Monat, was eine riesige Belastung für die Beschaffung von Heizmitteln darstellt. Die Angst vor Bombardierungen ist allgegenwärtig. Kritische Infrastrukturen, darunter Stromversorgung und Trinkwasser, sind in Gefahr.
Ich habe selten die Menschen so gezeichnet gesehen. Man sieht die Angst in den Augen, wenn man vom Winter spricht. Die Ukrainer leiden.
Heinz Wegerer, Hilfswerk International
Bild: Hilfswerk International
Eine Million Kinder seit Jahren ohne Unterricht
Besonders dramatisch ist die Situation für Kinder, da die Schule seit Kriegsbeginn - 24. Februar 2022 - geschlossen ist. „Über eine Million Schulpflichtige sind von dieser Maßnahme betroffen, nachdem sie bereits zuvor unter den Auswirkungen von Covid-19 gelitten haben“, erklärt Heinz Wegerer. Seit vier Jahren haben sie also keinen regelmäßigen Unterricht mehr gehabt und seit zwei Jahren keinen Lehrer gesehen.
Die Kinder leben außerdem in ständiger Angst, sind isoliert und einer unbeschwerten Kindheit beraubt. „Die Belastung für Kinder und ihre Familien ist enorm, besonders wenn ein Elternteil an der Front ist.“
Inmitten dieser dunklen Realität sind die Helppoints von Hilfswerk International ein Lichtblick. Diese sind ähnlich wie Tageszentren, in denen Mütter mit ihren Kindern Zuflucht finden können. Hier erhalten sie nicht nur eine sichere Unterkunft, sondern auch psychosoziale Unterstützung und Zugang zu einem kindgerechten Programm. „Der Austausch mit Gleichaltrigen und Aktivitäten wie Filmabende schaffen vor allem für Kinder Momente der Ablenkung und Freude“, so der Experte.
Therapeutische Aktivitäten wie Häkeln und Basteln
Die Menschen entlang der Frontlinie haben nicht nur physische, sondern auch emotionale Kämpfe zu bewältigen. „Jeder hat jemanden, der an der Front kämpft oder gefallen ist, und die Unsicherheit über die Zukunft belastet sie zutiefst“, weiß Heinz Wegerer. Das Hilfswerk International organisiert therapeutische Aktivitäten wie Häkeln und Bastel- oder Malkurse. Sie bieten den Betroffenen die Möglichkeit, sich auszutauschen und über ihre Belastungen zu sprechen. Psychologen stehen für Einzelgespräche zur Verfügung.
Seit mehr als einem Jahr bietet Hilfswerk International Unterstützung in Form von Hygieneartikeln und Lebensmitteln entlang der Frontlinie. Die Produkte werden vor Ort gekauft und verpackt, um sicherzustellen, dass die Bedürftigen die Güter kennen und richtig anwenden können.
Kinderräume als sicherer Hafen
Besondere Aufmerksamkeit wird den Kinderräumen geschenkt, die speziell für das Wohlbefinden der Kinder gestaltet sind. Diese bieten nicht nur eine sichere Umgebung, sondern auch die Möglichkeit für Treffen und, falls gewünscht, pädagogische Betreuung für Jugendliche.
Trotz des tristen Kriegsalltags gibt es positive Momente, die die Menschen vorantreiben. Heinz Wegerer betont im Interview: „Ein Mädchen, das nicht zugänglich war, ist Woche für Woche durch die Arbeit bei den Helppoints aufgeblüht. Das ist wirklich toll zu sehen.“
Österreicher können aktiv helfen, indem sie Spenden für die Unterstützung an der Frontlinie bereitstellen. Heinz Wegerer unterstreicht die Bedeutung dieser Unterstützung: „Das Geld kommt an. Wir können so Unterschiede machen.“
Bawag P.S.K.
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