Nach Brand

Oben ohne! Tiroler Baujuwel droht die Zerstörung

Tirol
05.12.2023 16:00

Die Geschichte des Gasthofes Weißes Rössl in Gries am Brenner in Tirol beginnt um 1455. Jetzt könnte sie abrupt und unrühmlich enden. Nach einem Brand im Mai steht das denkmalgeschützte Juwel schutzlos den Elementen ausgeliefert da. Besitzer und Denkmalamt werden scharf kritisiert. 

Ein trauriges Dasein fristet das altehrwürdige Weiße Rössl direkt an der Brennerstraße. Das Dach wurde durch den Brand im Mai zerstört und kann die Bausubstanz mit einzigartigen Gewölben und Malereien nicht mehr vor Regen und Schnee schützen. Der heftige Niederschlag der letzten Tage hat Bürger, FPÖ und den Verein „Initiative Denkmalschutz“ Alarm schlagen lassen. „Verzweifelte Bewohner verständigten sogar die Polizei, damit endlich eine Schutzabdeckung angebracht wird“, schildert die Denkmalschutz-Initiative. Passiert sei allerdings nichts.

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Nur die Bezirksbehörde kann Notmaßnahmen vorschreiben, wenn kein Konsens mit dem Besitzer möglich ist. Den haben wir gesucht, aber leider nicht gefunden.

Gabriele Neumann, Denkmalamt

Kritik, „weil das Denkmalamt fünf Monate gebraucht hat“
Die Kritik richtet sich gegen den Besitzer, die Bezirkshauptmannschaft und das Denkmalamt. Bis heute sei nichts zur Sicherung des Gebäudes getan worden, lautet das vernichtende Urteil. „Es ist eine Schande“, sagt LA Evelyn Achhorner (FPÖ), „die schweren Schneefälle zerstören das Gebäude und seine Kunstschätze unwiderruflich“.

Die Fassade mit Max-Spielmann-Malereien ist eine der vielen Besonderheiten des Gebäudes. (Bild: Initiative Denkmalschutz)
Die Fassade mit Max-Spielmann-Malereien ist eine der vielen Besonderheiten des Gebäudes.

Fünf Monate habe das Denkmalamt gebraucht, um einen Antrag auf Sicherungsmaßnahmen bei der BH zu stellen, prangert der Denkmalschutz-Verein an. Dem Besitzer wird vorgeworfen, sogar eine Schutzplane verweigert zu haben.

Viel Schützenswertes

  • Der zweigeschoßige Bau ist seit 1455 als Gaststätte nachweisbar.
  • Die Fassade weist Malereien von Max Spielmann auf.
  • Im Inneren finden sich eine bedeutende getäfelte Stube von 1927, die von Wilhelm Nikolaus Prachensky gestaltet wurde, und ein Deckenbild aus dem 18. Jahrhundert.
  • Im Speisesaal befindet sich eine große Ritztafel von Paul Flora.
  • Der Flur besitzt ein spätgotisches Gewölbe.

Gabriele Neumann, stellvertretende Landeskonservatorin für Tirol, bestätigt, dass der Antrag erst im September erfolgt sei. Bis dahin habe man versucht, gemeinsam mit dem Besitzer eine Lösung zu finden. „Doch wir mussten erkennen, dass das offenbar nicht möglich ist“, konstatiert Neumann enttäuscht. Man habe dem Besitzer zuletzt sogar angeboten, an die 95 Prozent der Kosten zu fördern. Passiert sei nichts. Ein Bescheid der BH liege mittlerweile vor: „Leider jedoch ohne Vorgabe einer Frist.“

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Ich habe das Notdach nicht verweigert, es war schlicht nicht machbar. Eine Revitalisierung ist mir finanziell nicht möglich. Ich denke an einen Verkauf.

Andreas Vogelsberger, Besitzer

Besitzer des Gebäudes wehrt sich gegen Vorwürfe
Der Hausbesitzer, Elektro-Unternehmer Andreas Vogelsberger, verwehrt sich gegen den Vorwurf, er lasse das Gebäude mutwillig verkommen: „Wir haben diverse Maßnahmen geprüft“, gibt er an. Diese seien aber zu teuer oder aus Sicherheitsgründen nicht machbar.

Schutzlos steht es jetzt da, das Weiße Rössl. Ungewiss, ob es den Winter übersteht. Ein uraltes Baujuwel, das bald Geschichte sein könnte.

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