Sie ist die Kärntner „Päpstin“ des guten Benehmens: Maria Th. Radinger über Pleiten, Pech, und Peinlichkeiten bei vorweihnachtlichen Firmentreffen - und wie man sie vermeidet.
„Krone“: Sie gelten als höchste Instanz für gutes Benehmen. Wie definiert sich gutes Benehmen eigentlich?
Maria Th. Radinger: Respekt und Rücksicht stehen an erster Stelle - gegenüber allen Menschen, Kulturen oder Religionen. Es definiert sich aber auch über Kleidung und Essen. Nur ein Beispiel: Rücksicht bedeutet, sich umzudrehen, ob noch jemand kommt, wenn ich durch eine Tür gegangen bin. Und diese ihm gegebenenfalls aufhalten.
Seit dem Freiherrn von Knigge hat sich einiges geändert. Nehmen wir nur den Handkuss.
Selbst der Handschlag ist ja nicht mehr selbstverständlich. Zum Handkuss: In den Bundesländern ist er kein Thema, in Wien durchaus. Frauen sollten wissen, das kann passieren und Männer sollten es üben. Auch aus und in den Mantel zu helfen, muss geübt werden. Manche Männer gehen den Frauen da zu sehr an die Wäsche.
Zur Weihnachtsfeier: Gibt es eigentlich ein stärker vermintes Terrain, eine größere Gefahr für Peinlichkeiten?
Nein. Viele denken, es sei eine Feier. Es ist aber eine berufliche Veranstaltung. Das schließt vieles aus. Der Ablauf, eine gewisse Sitzordnung, Reden, Pünktlichkeit, das gehört geplant.
Klassiker sind das alkoholbedingte Duzen oder der beschwipste Flirt.
Alkohol ist ein großes Thema. Es ist eine Firmenfeier - und es ist nicht angebracht, sich gehen zu lassen. Auch nicht, sich plötzlich zu duzen.
Wer darf eigentlich wen duzen und wenn, dann wann?
Im Beruf geht es um den Rang, die höhergestellte Person bietet das Du-Wort an - unabhängig von Alter und Geschlecht. Privat ist es etwas lockerer. Ältere bieten es den Jüngeren an, innerhalb einer Generation kann man es halten, wie es passt.
Mag. Maria Th. Radinger wurde am 23.2.1965 geboren, ist als Sternzeichen Fisch und wohnhaft in Villach. Kärntens „Benimm-Päpstin“ (www.guterstil.at) war über 15 Jahre in leitenden Funktionen in der Spitzenhotellerie tätig, absolvierte Ausbildungen zur Stil- und Imageberaterin sowie das Studium zur Pädagogik. Sie ist Unternehmensberaterin und parallel Mitglied des Netzwerks „Etikette Trainer“.
Kommen wir zum Dresscode. Der Pullover mit Rentier Rudi ist vermutlich ebenso daneben wie ein Smoking?
Stimmt. Man sollte es etwas formeller als im beruflichen Umfeld halten. Aber Damen sollten sich nicht zu sehr aufbrezeln und überstylen. Für die Schuhe der Männer gilt generell noch „No brown after six.“
Ist die Weihnachtsfeier der richtige Ort, um Animositäten zu bereden?
Bitte nicht! Dafür gibt es Mitarbeitergespräche.
Was hat sich zu früher am meisten geändert?
Früher war die Weihnachtsfeier etwas Besonderes, heute ist sie oft eine lästige Verpflichtung - für Veranstalter und Teilnehmer. Man sollte aber nicht vergessen, dass es nicht nur ums Essen und Trinken geht. Es geht um die Unternehmenskultur. Daher gehört die Weihnachtsfeier auch völlig neu gedacht. Alte Modelle sind nicht mehr zeitgemäß. Vielleicht ein Brunch, ein kulturelles Detail?
Wenn jetzt aber wirklich etwas passiert ist? Wenn man plötzlich mit dem Chef oder der Chefin per Du ist? Oder gar anderes geschah?
Da gibt es wenige Möglichkeiten. Entweder man wechselt am nächsten Tag kommentarlos zum Sie oder klärt anderes außerhalb der Firma. Es kommt immer darauf an, wer wem was angeboten hat. Daher nochmals: Vorsicht beim Alkohol. Es ist ein beruflicher Termin, und bei einem Meeting betrinke ich mich auch nicht.
Jetzt wird gewichtelt.
Für Wichtelspiele muss man sich schon sehr gut kennen, sonst wird’s peinlich.
Wie lange bleibt man?
Man sollte zumindest den offiziellen Teil abwarten. Daher ist es wichtig, dass der Veranstalter sagt, wann in etwa das Offizielle endet.
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