Nach einem Brand im Mai ist das denkmalgeschützte Gasthaus Weißes Rössl in Gries am Brenner Regen und Schnee schutzlos ausgeliefert. Dem Tiroler Baujuwel droht der Verfall, weil Denkmalamt und Besitzer nicht eins sind. Ein anderes Gasthaus mit Geschichte wurde gerettet, weil die Gemeinde aktiv wurde.
Jahrhunderte war das Weiße Rössl direkt an der Brennerstraße wichtige Labstation für Reisende, Treffpunkt für Einheimische. Doch jetzt fristet das denkmalgeschützte Gebäude in Gries ein trauriges Dasein. Wie berichtet, ist das Dach bei einem Brand im Mai zerstört worden. Seither sind die alten Gemäuer schutzlos Regen und Schnee ausgeliefert. Die Initiative Denkmalschutz, FPÖ und Bürger schlugen dieser Tage Alarm, fürchten den totalen Verfall des historisch so wertvollen Baujuwels.
Keine Einigung, wie Haus geschützt werden kann
Großes Pech für das 1455 erstmals als Gasthaus erwähnte Weiße Rössl: Besitzer und Denkmalamt wurden sich in den vergangenen Monaten nicht einig darüber, wie das Gebäude mit seinen wertvollen Gewölben, Stuben und Malereien geschützt werden kann. Mittlerweile hat die Bezirksbehörde einen Auftrag zur Sicherung erteilt. Doch die könnte zu spät kommen, wenn der Winter so niederschlagsreich weitergeht, wie er begonnen hat.
Ohne die gute Zusammenarbeit mit Denkmalamt, Land und Landesgedächtnisstiftung hätten wir es nicht geschafft.
Jürgen Schreier, BM von Oberhofen
Es geht auch anders: Amtsstube statt Gaststube
Das Weiße Rössl wartet auf Hilfe und eine neue Aufgabe, ein anderes historisches Tiroler Wirtshaus hat seine neue Bestimmung gefunden und ist Beispiel dafür, was in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt alles möglich ist. Die Rede ist vom neuen Gemeindezentrum in Oberhofen, für das der Ort kürzlich die Denkmalschutzmedaille verliehen bekam. Das Gebäude im Dorfzentrum war mehr als 400 Jahre ein Gasthaus, wurde 1976 zugesperrt und war dann dem Verfall preisgegeben. 2013 erwarb die Gemeinde das sogenannte Rimml-Areal.
Historische Hülle für moderne Gemeindearbeit
Danach ging es bergauf: Die historische Bausubstanz wurde restauriert und modernen Anforderungen angepasst. Von außen ist der Charakter des alten Wirtshauses geblieben, innen werden die Amtsgeschäfte auf Höhe der Zeit erledigt. „Ohne die gute Zusammenarbeit mit Denkmalamt, Land und Landesgedächtnisstiftung hätten wir es nicht geschafft“, sagt Oberhofens BM Jürgen Schreier. Auch den Bürgerbeteiligungsprozess erwähnt er als wichtige Maßnahme für die Akzeptanz des Projekts.
Kann Oberhofen Modell für Gries sein? Rössl-Besitzer Andreas Vogelsberger würde sich eine öffentliche Nutzung wünschen, wie er im „Krone“-Interview meinte. Er allein könne so eine Aufgabe finanziell nicht stemmen, argumentiert er. Im Gegensatz zu Oberhofen braucht Gries laut BM Karl Mühlsteiger aber keine neuen Vereins-, Kultur- oder Gemeinderäumlichkeiten. Mühlsteiger hofft auf eine Auferstehung des Gasthofes. Die Chancen dafür sieht aber auch er davongaloppieren.
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