Sonst ist bei dieser Einstiegsversion allerdings Schmalhans Küchenmeister: Die Fenster werden gekurbelt, die Außenspiegel per Hand eingestellt (aber immerhin von innen), das Handschuhfach ist offen, Klimaanlage gibt's nicht mal gegen Aufpreis, es gibt nicht nur kein Radio, sondern auch keine Radiovorbereitung. Auch die elektromechanische Servolenkung bleibt der Topausstattung vorbehalten.
Teilweise muss man sich auch in höheren Ausstattungsversionen bescheiden: Die Vordersitze merken sich beim Umlegen zwecks Durchstieg nach hinten generell weder Sitz- noch Lehnenposition. Doch es gibt ja zum Glück auch einen Fünftürer – und was die Hard Facts betrifft, bietet der Seat Mii eine Qualität, mit der man gut leben kann, und das nicht nur auf dem Weg zum Briefkasten und zurück.
Aller guten Dinge sind drei
Zum Marktstart stehen wie beim VW up! und beim Skoda Citigo zwei völlig neu entwickelte, naturgemäß etwas raue Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 60 oder 75 PS zur Auswahl. Geschaltet wird per Hand durch die fünf Gänge. Gegen Aufpreis kann man auch schalten lassen – durch ebenfalls fünf Schaltstufen mit einer automatisierten Schaltbox. Zwei Elektromotoren übernehmen dann den Gangwechsel.
Es geht erstaunlich flott dahin. Der Mii ist so agil wie klein, auch auf Landstraße und Autobahn fühle ich mich wohl. Gut, dass das Motörchen mit 854 Kilo nicht allzu viel zu bewegen hat. Und Schalten macht auch Spaß, die Handschaltung arbeitet präzise und nervt nicht durch Hakeleien. Der 3,56 Meter kurze Spanier (2 Zentimeter länger als der VW-Bruder) ist erstaunlich komfortabel, vermittelt aber auch in Kurven Sicherheit - trotz Seitenneigung und Untersteuern, wenn es schneller wird. Für mehr Spaß dürfte das tiefergelegte Sportfahrwerk sorgen. Angenehm ist der kleine Wendekreis von nur 9 Meter 80.
Die Sache mit der Sparsamkeit …
Maximal sind 160 bzw. 171 km/h drin, dann aber nicht mit dem Normverbrauch von 4,5 oder 4,7 Liter. In der 1,5 Zentimeter tiefer gelegten Ecomotive-Version mit Stopp-Start-Automatik und Rekuperation sind es sogar nur 4,2 oder 4,3 Liter auf 100 Kilometer. Die kostet aber auch 400 Euro Aufpreis und wird in der Basisausstattung nicht angeboten. Die Hoffnung auf ein Erreichen dieser günstigen Verbrauchswerte im Alltag sollte man nicht zu hoch halten. Bei nicht übertrieben flotter Fahrweise überland hat mir der Bordcomputer knapp 6 Liter auf 100 Kilometer bescheinigt. Auf Sparen getrimmte Kleinmotoren vergessen generell gerne ihre Kinderstube, wenn man wider ihre Natur schnell unterwegs sein will.
Ende des Jahres wird eine dritte Motorisierung eingeführt, eine 68 PS starke CNG-Erdgas-Variante. Dann bläst der kleinste Seat laut Datenblatt gerade einmal 86 Gramm CO2/km aus dem Abgasendrohr.
Kein Ballsaal, aber auch kein Abstellkammerl
Es ist erstaunlich, wie viel Platz ich hier drin habe. Ich kriege keine Platzangst und finde auf Anhieb eine perfekte Sitzposition, obwohl das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar ist; nach Absprache mit den vorne Sitzenden kann ich es sogar hinten aushalten, allerdings wird es nach oben ein bissl eng (außerdem fahre ich lieber selber). In den Kofferraum passen immerhin 251 Liter, bei umgeklappter Rückbank 951 Liter.
Für Information und Unterhaltung sorgt das optionale herausnehmbare Seat-Portable-System mit 5-Zoll-Bildschirm. Darüber werden das Navigationssystem, die Telefon-Freisprechanlage mit Sprachbedienung und der Bordcomputer gesteuert.
Schläfst du noch oder stehst du schon?
Viele Unfälle passieren, weil der Fahrer abgelenkt ist - der Seat Mii kann viele Auffahr-Crashs vermeiden, wenn er mit City Safety Assist ausgerüstet ist: Droht bei weniger als 30 km/h ein Aufprall, erkennt das ein Laser-Sensor, der Mii warnt seine Insassen und bremst bei Nichtbeachten der optischen und akustischen Hinweise voll bis zum Stillstand. Im Test wurde der Aufprall bis 20 km/h komplett vermieden, darüber habe ich das aufgebaute Hindernis mehr oder weniger stark touchiert (gut, dass es kein echtes Auto war). Es ist also ratsam, weiterhin auf den Verkehr zu achten.
Der Mii-Käufer kann zwischen drei Ausstattungslinien wählen, zusätzlich stehen zwei Style Packs, ein Österreich-Paket und zahlreiche Sonderausstattungen in der Liste. Schon das Basismodell um 7.990 Euro hat ESP, ABS sowie Front-, Seiten- und Kopfairbags. Wer im Mai 2012 bestellt, bekommt den City Safety Assist dazu, der sonst 260 Euro extra kostet. Topmodell ist der fünftürige Seat Mii Style mit 75-PS-Ecomotive-Motor um 11.290 Euro, "Seat Touch Mii", Klimaanlage, Tempomat etc. sind da noch nicht dabei.
Man kann mit dem Seat Mii also günstig und sicher Auto fahren, durchaus auch zu viert mit etwas Gepäck. Ein gutes Auto ist er auch schon in der Basisversion. Allerdings sind die Ansprüche heute höher als vor 30 Jahren, und wer Komfort will, verlässt bald mal den Sparbereich. Dafür ist die Erfolgsquote beim Parkplatzsuchen hoch. Die Schadenhöhe im Fall eines Parkremplers leider auch – die Stoßfänger sind lackiert.
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
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