Kritik an Rauch

Engpass bei Paxlovid: „Minister hat versagt“

Österreich
07.12.2023 15:35

Derzeit kommt es in Österreich bei der Versorgung mit dem Corona-Medikament Paxlovid zu regionalen Engpässen, darunter auch in Wien. Das Problem soll durch Neuverteilung der bestehenden Vorräte entschärft werden, die Wiener Ärztekammer sieht einen dringenden Handlungsbedarf und attestiert: „Der Gesundheitsminister hat versagt!“

Paxlovid ist - wie berichtet - mancherorts aufgrund des regional unterschiedlichen Infektionsgeschehens und unterschiedlicher Verschreibungspraxis schlecht verfügbar. Laut Gesundheitsministerium gibt es noch genügend Vorräte, an einer Neuverteilung in den Apotheken werde gearbeitet.

Scharfe Kritik kam am Donnerstag von der Ärztekammer Wien. „Der aktuelle Engpass bei Paxlovid, das Versagen bei der Logistik der Grippeimpfung und die Tatsache, dass es noch immer nicht absehbar ist, ob es bis zum Ende der Erkältungssaison auch genügend Antibiotika und Medikamente für Kinder geben wird, bereiten uns große Sorgen“, sagte Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied.

Wirksames Medikament gegen schwere Covid-Verläufe
„Mit Paxlovid steht in Österreich seit Längerem ein wirksames Medikament zur Verhinderung schwerer Covid-Krankheitsverläufe, vor allem bei Risikopersonen, zur Verfügung“, betonte sie. Die Tabletten können u.a. von niedergelassenen Ärzten verschrieben werden. Mit der Einnahme sollte bald nach Symptombeginn gestartet werden.

„Der Bund hat 180.000 Packungen Paxlovid beschafft und über den Großhandel an öffentliche Apotheken, Hausapotheken und Spitalsapotheken ausgeliefert“, hatte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Mittwoch betont. „Davon wurden insgesamt 121.000 Packungen Paxlovid an die öffentlichen Apotheken ausgeliefert. Bis Ende Oktober 2023 wurden in den Apotheken rund 95.000 Packungen an die Kundinnen und Kunden abgegeben. Die Abrechnungszahlen für November liegen noch nicht vor“, erläuterte die Apothekerkammer in einer Stellungnahme.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Gesundheitsminister Johannes Rauch

„Wir arbeiten gemeinsam mit der Apothekerkammer an einer Neuverteilung bestehender Vorräte auf jene Apotheken, in denen derzeit kein Paxlovid vorrätig ist. Parallel prüfen wir die Beschaffung zusätzlicher Mengen, um die Versorgung jederzeit durchgehend sicherzustellen“, teilte Rauch mit.

Die Apothekerkammer begrüßte diese Maßnahme. Bei der Umverteilung gehe es neben öffentlichen Apotheken auch um die noch lagernden Mengen in Krankenhaus-Apotheken und ärztlichen Hausapotheken, wurde erläutert. Wie lange die Verteilung bzw. Neubeschaffungen dauern werden, war unklar.

Konstruktiver Vorschlag aus Niederösterreich
Der Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, Harald Schlögel, empfahl der Apothekerkammer am Donnerstagnachmittag die Veröffentlichung einer laufend aktualisierten Liste, auf der sämtliche Apotheken nach Bezirken sortiert ihren Bestand an Paxlovid bekannt geben: „Nur so können Erkrankte selbst nachschauen, wo sie das Medikament am schnellsten erhalten und die Wege für kranke Menschen könnten so kurz wie möglich gehalten werden.“

Max Wudy, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, erklärte: „Wenn erst langwierig gesucht werden muss, welche Apotheke in der Nähe Paxlovid vorrätig hat, geht dadurch wertvolle Zeit verloren.“

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