Heimhilfen erzählen:

„Es droht eine Katastrophe hinter vier Wänden“

Wien
09.12.2023 06:00

Die Personaldecke bei der Heimpflege wird immer dünner. Es droht eine Katastrophe. Denn immer mehr Menschen benötigen nun Hilfe.

Es gibt zahlreiche Pflegeorganisationen. Alle haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen - sie finden kein Personal. Doch das Dilemma ist zum großen Teil hausgemacht. Einer, der diese Probleme auch anspricht, ist Malteser-Care-Chef Helmut Lutz: „Die Lücke zwischen zu betreuenden Personen und Menschen, die das machen können, wird täglich größer.“ Doch nicht nur die stationäre, sondern auch die mobile Pflege sei betroffen. Diese ist nötig, da es gar nicht so viele Betreuungsplätze gibt. Die Menschen sind daher auf Unterstützung in den eigenen vier Wänden angewiesen.

Lange Wartezeiten
Doch die Wartelisten für solche Helfer ist lange - zu lange für manche. Lutz: „Wir stehen am Beginn einer Pflegekatastrophe hinter verschlossenen Türen.“ Bis 2030 werden 100.000 neue Pflegekräfte gebraucht. Doch wie kann das klappen? Lutz: „Es ist derzeit sicher nicht das Lieblingsthema, aber wir müssen uns für Drittstaaten öffnen. Wir brauchen den Zuzug aus Drittstaaten. Es gibt in Serbien oder Bosnien ganz hervorragend ausgebildete Menschen. Denen verwehren wir aber den Zuzug auf den Arbeitsmarkt.“ Und Lutz hält auch mit Kritik an internationalen „Werbereisen“ nicht zurück: „Wir müssen nicht einmal um den halben Globus fliegen. Wir haben potenzielle Mitarbeiter vor der Haustüre.“

Helmut Lutz, Malteser-Care-Chef (Bild: Malteser Care)
Helmut Lutz, Malteser-Care-Chef
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Wir müssen nicht durch die Welt fliegen, um Pfleger zu finden. Wir müssen die Bürokratie abbauen. Uns droht eine humanitäre Katastrophe.

Helmut Lutz

Hürden abbauen
Vor allem der Behördenmarathon sei für viele abschreckend und ohne Hilfe kaum zu schaffen. So habe man zum Beispiel Marija Nikolic auf ihrem Weg begleitet und dabei zahlreiche Hindernisse nehmen müssen. Frau Nikolic hat in Serbien bereits eine Diplomausbildung mit Bakkalaureat abgeschlossen. Trotz Anerkennung in Österreich habe es 14 Monate gedauert, bis die junge, bestens ausgebildete Frau in Wien arbeiten durfte. Warum sie sich das antat, konnte die „Krone“ bei einem Besuch fragen. Nikolic: „Ich habe schon als Kind meine Großeltern gepflegt und gesehen, dass mir das liegt und ich das gerne mache. In Wien kann ich jetzt auch anderen helfen.“

Die Arbeit gibt gutes Gefühl
Wie lange noch, das ist eine andere Frage. Denn bald steht die Verlängerung der Rot-Weiß-Rot-Card an. Lutz: „Ich hoffe, dass das problemlos läuft. Denn mittlerweile hat Frau Nikolic hier schon Hunderten Menschen helfen können.“ Ähnliche Probleme gibt es übrigens auch für die 24-Stunden-Pflege. Hier habe es in den vergangenen zwei Jahren eine Nettoabwanderung von 7000 Pflegekräften gegeben. Meist wären diese in deutlich finanzkräftigere Länder gegangen. An mangelndes Interesse an dem Beruf glaubt Lutz übrigens nicht. „Es gibt nur wenig Branchen, wo man nach der Arbeit mit einem so guten Gefühl nach Hause geht“, so Lutz.

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