Für Israels Armee tabu

Gaza: 150 Zufluchtsorte inmitten von Trümmern

Ausland
08.12.2023 18:19

Im Gazastreifen gibt es einem israelischen Medienbericht zufolge rund 150 Zufluchtsorte für Schutz suchende Zivilisten. Diese würden nicht von der Armee angegriffen. Dazu zählten etwa Schulen und andere öffentliche Einrichtungen. Die UN geben demnach die Koordinaten dieser Gebäude an Israel weiter.

Zusätzlich dazu gibt es dem Bericht der „Times of Israel“ zufolge, der sich auf die für Kontakte mit den Palästinensern zuständige israelische Cogat-Behörde beruft, noch die rund 20 Quadratkilometer große „humanitären Zone“ in Al-Mawasi, die die Armee demnach ebenfalls nicht attackiert. Auch aus diesem Gebiet hat die Hamas aber Raketen Richtung Israel abgefeuert.

Kaum noch Lebensmittel und Trinkwasser
Die humanitäre Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen wird aufgrund der massiven Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte immer dramatischer. In Rafah an der Grenze zu Ägypten und Al-Mawasi an der Mittelmeerküste gibt es Augenzeugenberichten zufolge kaum noch Lebensmittel, Trinkwasser und Unterkünfte für die Binnenflüchtlinge. Nach Aufforderung der israelischen Armee flüchteten Hunderttausende in den Süden des abgeriegelten Küstengebiets. Inzwischen gibt es auch dort verstärkt Gefechte zwischen Israel und der Hamas.

Nach einem israelischen Bombardement im Zentrum des Gazastreifens blieben nur Trümmer übrig. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Nach einem israelischen Bombardement im Zentrum des Gazastreifens blieben nur Trümmer übrig.

„Ausgedehnte Kämpfe“
Das israelische Militär setzte am Freitag seinen Einsatz in der Hamas-Hochburg Khan Younis fort und tötete Dutzende mutmaßliche Kämpfer der islamistischen Organisation. Dies sei Teil der „ausgedehnten Kämpfe“ im Gazastreifen, wo innerhalb von 24 Stunden rund 450 Ziele angegriffen worden seien, erklärte die israelische Armee. Auf von der israelischen Armee veröffentlichten Aufnahmen war zu sehen, wie Marineeinheiten vom Mittelmeer aus Hamas-Infrastruktur beschießen.

Israelischen Angaben zufolge wurden bisher 91 israelische Soldaten im Gazastreifen getötet. Die im Gazastreifen herrschende Hamas erklärte ihrerseits, sie bekämpfe die israelischen Truppen „auf allen Achsen“. Das von den Islamisten kontrollierte Gesundheitsministerium meldete am Freitag weitere 40 Tote bei Gefechten in der Nähe der Stadt Gaza und dutzende weitere in Yabaliya und Khan Younis.

Israelische Soldaten am Freitagabend an der Grenze zum Gazastreifen beim Schabbat-Gebet (Bild: APA/AFP/JACK GUEZ)
Israelische Soldaten am Freitagabend an der Grenze zum Gazastreifen beim Schabbat-Gebet

Waffen unter Uni versteckt
Die islamistische Hamas missbraucht nach Angaben des israelischen Militärs immer wieder zivile Einrichtungen für Angriffe. So entdeckten Soldaten auf dem Gelände der Al-Azhar-Universität im Gazastreifen Waffen und Tunnel, wie die Streitkräfte am Freitag mitteilten.

UN-Angaben zufolge gibt es mittlerweile fast 1,9 Millionen Binnenvertriebene in dem Küstenstreifen - bei mehr als 2,2 Millionen Bewohnern insgesamt. Angesichts von Leid und Vertreibung palästinensischer Zivilisten wächst international die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee.

„Grenze der Belastbarkeit“ erreicht
UN-Generalsekretär António Guterres hat den Weltsicherheitsrat erneut gedrängt, sich für einen humanitären Waffenstillstand im Gazakrieg einzusetzen. Die „Grenze der Belastbarkeit“ im Gazastreifen sei erreicht, sagte Guterres am Freitag in New York. „Es gibt ein hohes Risiko, dass das humanitäre Unterstützungssystem in Gaza komplett zusammenbricht, was verheerende Konsequenzen hätte.“ Die Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung wird laut Augenzeugen immer dramatischer.

Die Sitzung des UNO-Gremiums war einberufen worden, weil Guterres den Rat zuvor in einem seltenen Schritt dringend aufgefordert hatte, sich für die Abwendung einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen einzusetzen.

UN-Generalsekretär Guterres bei der Sitzung des Sicherheitsrates am Freitag (Bild: APA/AFP/Yuki IWAMURA)
UN-Generalsekretär Guterres bei der Sitzung des Sicherheitsrates am Freitag

EU setzt Hamas-Kommandanten auf Terrorliste
Unterdessen setzte die EU den Kommandanten des bewaffneten Arms der Hamas, Mohammed Deif, auf seine Terrorliste. Auch Marwan Issa wurde aufgenommen. Laut EU-Amtsblatt müssen nun alle Gelder sowie andere finanzielle Vermögenswerte und wirtschaftliche Ressourcen dieser Personen eingefroren werden. Zudem dürften ihnen weder direkt noch indirekt Vermögenswerte und wirtschaftliche Ressourcen bereitgestellt werden. Mohammed Deif und Marwan Issa gelten als Hamas-Führungsfiguren und Planer des beispiellosen Massakers in Israel vom 7. Oktober.

Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen hatten dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Durch die darauffolgenden israelischen Angriffe auf den Gazastreifen wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums inzwischen mehr als 17.000 Menschen im Gazastreifen getötet. Dies lässt sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen.

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