In der deutschen Stadt Aachen ersetzte eine Kultureinrichtung eine Büste des bekannten Salzburger Musikers. Warum? Aufgrund seiner umstrittenen Rolle während der NS-Zeit.
Ein strenger Blick in die Vergangenheit kostet Herbert von Karajan den Kopf. Zumindest einer Nachbildung seines Hauptes. Erst Ende November ersetzte das deutsche Theater Aachen eine Karajan-Büste, die sich im Foyer des Theaters befand, kurzerhand durch einen anderen bekannten Musiker. Die Rede ist von niemand Geringerem als Wolfgang Amadeus Mozart. Der Salzburger Wunderknabe reiht sich nun neben Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig van Beethofen und Friedrich Schiller in die Büstensammlung ein.
Obwohl auch der Dirigent Karajan 1938 als musikalisches Wunder bezeichnet wurde und sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg einen bekannten Namen machte, möchte sich das Theater Aachen zu seiner historischen Verantwortung bekennen. Denn: Noch immer ist die Rolle Karajans während der NS-Zeit umstritten. Neue Forschungen über sein Leben und sein Mitwirken am Nazi-Regime sind für die Generalintendantin Elena Tzavara aber ausschlaggebend gewesen: Die Karajan-Büste muss weg.
Tzavara übergab sie an das Stadtmuseum Aachen, da dieses eine große Ausstellung zum 200-jährigem Jubiläum des Theaters plane. „Die historische Aufarbeitung der NS-Zeit, die Teil der Ausstellung werden wird, sieht auch vor, Herbert von Karajans sehr kritische Rolle im NS-Regime zu seiner Aachener Zeit dezidiert darzulegen. Das Theater Aachen bekennt sich zu seiner historischen Verantwortung, stützt sich auf die einschlägige wissenschaftliche Forschung und zieht entsprechende Konsequenzen, auch wenn dies im Einzelfall schmerzhaft ist und kritische Reaktionen hervorruft“, erklärt Tzavara.
Plätze und Gebäude nach dem Dirigenten benannt
Indes in Salzburg: Ein Spaziergang durch die Mozartstadt verrät so einiges über die auch heute noch tiefe Verbundenheit mit Karajan. Neben dem Herbert-von-Karajan-Platz und einer Statue vor seinem Geburtshaus wurde auch ein Gebäude am Flughafengelände nach ihm benannt. Doch damit nicht genug: Im Zuge der Osterfestspiele, die 1967 von Karajan höchstpersönlich gegründet worden sind, wird jährlich ein nach ihm benannter Preis an aufstrebende Künstler verliehen.
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