In Tat verwickelt

Mord an Lehrer Paty: Schüler in Paris verurteilt

Ausland
08.12.2023 21:54

Für ihre Verwicklung in den Mord an Samuel Paty in Frankreich sind sechs Schüler verurteilt worden. Sie waren an dem dramatischen Vorlauf, der vor drei Jahren zu der islamistisch motivierten Terrortat geführt hatte, beteiligt. Vor drei Jahren hatte ein 18-Jähriger den Geschichtslehrer in einem Pariser Vorort getötet und dann enthauptet.

Die Polizei erschoss damals den Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln. Das abscheuliche Tat vom 16. Oktober 2020 löste international Entsetzen aus. Vor der Tat war im Internet gegen den Lehrer gehetzt worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Fünf zur Tatzeit 14 und 15 Jahre alte Schüler sollen dem Attentäter dabei geholfen haben, den 47-jährigen Paty zu erkennen.

Schüler muss Fußfessel tragen
Ein Jugendgericht in Paris verurteilte nun am Freitag fünf Schüler zu Bewährungstrafen und einen Schüler zu einem halben Jahr Haft. Der Schüler, der dem Angreifer anwies, dass es sich um den Lehrer Paty handelt, als dieser die Schule verließ, muss sechs Monate Haft mit einer elektronischen Fußfessel verbüßen. Eine damals 13-jährige Schülerin, die mit einer falschen Anschuldigung den Auslöser für die Tat gab, erhielt 18 Monate Haft auf Bewährung.

Bei dem Prozess war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Was die Schüler zum Geschehen aussagten, drang nicht nach draußen. Weiteren Aufschluss über die Umstände, die zu der Tat führten, wird es für die Öffentlichkeit deshalb erst Ende 2024 beim Prozess gegen acht erwachsene Angeklagte geben. Sie sollen den Angreifer teils unmittelbar bei der Vorbereitung seiner Tat unterstützt haben.

Schüler Geld für Hinweis geboten
Die fünf angeklagten Schüler seien eher zufällig zu Gehilfen geworden, berichtete das Magazin „L‘Obs“ unter Verweis auf deren Vernehmungen. Der Attentäter tauchte demnach an der Schule auf und bot einem der Schüler 300 Euro dafür, ihm zu zeigen, wer der Lehrer ist. Dabei redete er schlecht von Paty und gab an, diesen zu einer Entschuldigung bei den Muslimen zwingen zu wollen. Der Schüler ging auf das Angebot ein und spannte einige Kameraden ein. Dabei sollen die Jugendlichen geahnt haben, dass der Attentäter nichts Gutes im Schilde führte - von dem Mordkomplott ahnten sie aber offenbar nichts.

Anwalt Francis Spizner vertrat die Angehörigen von Samuel Paty vor Gericht. (Bild: APA/AFP/Geoffroy Van der Hasselt)
Anwalt Francis Spizner vertrat die Angehörigen von Samuel Paty vor Gericht.

Erneut Mord an Lehrer
Schon vor Beginn des Prozesses wurde Frankreich erneut durch eine tödliche Attacke auf einen Lehrer aufgewühlt. Am 13. Oktober erstach ein islamistisch radikalisierter 20-Jähriger in einer Schule im nordfranzösischen Arras einen Lehrer. Die Behörden hatten den jungen Mann als Gefährder im Visier. Wie schon bei der brutalen Attacke auf Paty sah Frankreich sein säkulares Staatswesen angegriffen und insbesondere eine tragende Säule davon, das nationale Bildungswesen. Binnen drei Jahren sei es dem Land nicht gelungen, seine Lehrer besser zu schützen, beklagten manche.

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