Aufruf zu Totalboykott

„Widerwärtig“: Ärger über Klima-Brief der Öl-Lobby

Ausland
09.12.2023 10:45

Bei der Weltklimakonferenz in Dubai gibt es großen Ärger um einen Brief der Öl-Lobby OPEC. Darin rufen die Erdöl-Länder dazu auf, jegliche Beschlüsse gegen fossile Energien zu blockieren. Das sei schlichtweg „widerwärtig“, sagt etwa die Umweltministerin des derzeitigen EU-Vorsitzlandes Spanien, Teresa Ribera.

Der OPEC-Brief ist an 13 Mitgliedsstaaten und zehn verbündete Länder gerichtet. „Es scheint, dass der ungerechtfertigte und unverhältnismäßige Druck gegen fossile Energien einen Kipppunkt mit unumkehrbaren Konsequenzen erreichen könnte“, warnte OPEC-Generalsekretär Haithaum als-Ghais. Die Länder sollten daher „proaktiv jeden Text oder jede Formulierung zurückweisen“, die sich grundsätzlich gegen fossile Energien richtet. Dazu zählen Braunkohle, Steinkohle, Torf, Erdgas und Erdöl.

Tausende fossile Lobbyisten vor Ort
Laut Berichten nehmen etwa 2700 Lobbyistinnen und Lobbyisten fossiler Brennstoffe an dem Klima-Gipfel in Dubai teil (siehe Video oben). Zustimmung zu dem Schreiben kam bereits vom Sprecher des irakischen Ölministeriums. Versuche, sich von fossilen Energien abzuwenden, würden die Rechte der Erzeugerländer und ihrer Bevölkerung verletzen, hieß es.

Ein Kohlekraftwerk in Frankreich (Bild: AP)
Ein Kohlekraftwerk in Frankreich

Kritik kam hingegen aus vielen anderen Ländern wie Frankreich und von Umweltschutzorganisationen. Fossile Brennstoffe seien für mehr als 75 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich, sagte etwa Frankreichs Energieministerin Agnes Pannier-Runacher. „Wir müssen aussteigen, wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen wollen.“

„Nicht verhandelbar“
Dieses Ziel sei „nicht verhandelbar“, sagte auch die Klimabeauftragte der Marshallinseln, Tina Stege. „Nichts gefährdet den Wohlstand und die Zukunft aller Menschen auf der Erde, einschließlich aller Bürger der OPEC-Länder, mehr als fossile Brennstoffe.“

Eine Klimademonstration in Dubai (Bild: AP)
Eine Klimademonstration in Dubai
Wopke Hoekstra, EU-Kommissar für Klima (Bild: AP)
Wopke Hoekstra, EU-Kommissar für Klima

Demonstration in Wien
Am Samstag wurde unter anderem auch in Wien demonstriert. Der gemeinsame Demozug von Fridays For Future (FFF) Wien und Humus begann um 10.30 Uhr am Ballhausplatz. Die EU müsse ihrer Verantwortung beim Klima nachkommen, hieß es.

„Nach 28 Jahren globaler Klimaverhandlungen ist die Zeit gekommen, wo wir das Problem beim Namen nennen müssen. Raus aus Kohle, Öl und Gas. So muss es auch im Abschlusstext stehen“, sagte Klimaaktivistin Paula Dorten.

„Haben unsere bequemen Schuhe an und eine großartige Kaffeemaschine“
Die 28. UNO-Klimakonferenz soll offiziell am Dienstag enden. In der Vergangenheit wurden die Gipfel meist verlängert. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist am Freitag in die politischen Verhandlungen in Dubai eingestiegen. „Unsere Tür ist offen, wir haben unsere bequemen Schuhe an und eine großartige Kaffeemaschine“, sagte der EU-Klimakommissar und Chefverhandler Wopke Hoekstra am Samstag. Er sei bereit, sich zu jeder Zeit und überall auf dem Gelände zusammenzusetzen.

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