Mit sehr viel Herzblut betreiben Christine, Rosi und Reinhard ihr Standl auf dem Flohmarkt in Wals. Mehr als 150 weitere Hobby-Händler tun es ihnen gleich. Aber jetzt will die Politik dem Trödler-Treff ein Ende machen.
Temperaturen um den Gefrierpunkt, leichter Schneefall und geschäftiges Treiben am „Mega-Flohmarkt“ in Wals: Nicht einmal das ungemütlichste Wetter kann die Trödler davon abhalten, ihrer Leidenschaft nachzugehen.
Christine Chloupek ist 80 Jahre alt und seit dem Anfang des Flohmarkts vor 22 Jahren dabei. Ihr Tisch quillt über vor Dekoartikeln und allerlei Krimskrams, auch ein Adventkranz, Schlittschuhe und Jacken sind dabei. Christine schmunzelt: „Oft verkaufe ich Sachen, von denen ich selbst nicht einmal weiß, was es ist. Aber jemand wird’s schon brauchen.“
Die kleinen Beträge, die ihr am Ende des Tages als Gewinn bleiben, sammelt sie für ihren jährlichen Thailandurlaub, von dem sie sofort zu schwärmen beginnt.
So warm wie im asiatischen Tropenparadies ist es in Wals Anfang Dezember nicht – warm hält sich die lebensfrohe Dame deshalb mit dicker Kleidung, einer guten Jause und heißem Tee. Und was hält sie bei Laune? „Mit meinem Nachbarn flirten“, sagt sie und lacht.
Jäger und Sammler – auch auf dem Flohmarkt
Reinhard Rath ist 74 Jahre alt und steht seit diesem Jahr neben Christine am Flohmarkt in Wals. Ihm haben es Antiquitäten wie Schwerter, Uhren, Füllfedern und altes Fahrradzubehör angetan. „Es ist meine Leidenschaft. Wenn ich zum Beispiel eine Uhr kriege, richte ich sie her, dann hängt sie ein Jahr in meiner Wohnung und dann gebe ich sie wieder weiter.“
Für den gebürtigen Bayern ist die Jagd nach und das Sammeln von Antiquitäten mehr als eine Freizeitbeschäftigung Die andere Hälfte seines Lebens gehört seiner Familie.
Rosi Brandstätter unterscheidet längst nicht mehr zwischen Trödelmarkt und Privatem: „Wir sind eine große Familie“, sagt die 75-Jährige. Um ihren Tisch hat sich eine Menschentraube gebildet, eine junge Frau hält Rosi eine kleine gläserne Vase mit zwei Stoffrosen unter die Nase: „Wie viel kostet das?“ Die Pensionistin kneift die Augen zusammen, lässt ihren prüfenden Blick über den Dekoartikel wandern, überlegt und sagt schließlich: „Zwei Euro mit den Röschen. Ein Euro ohne.“
Gemeinde Wals will den Flohmarkt nicht haben
Am 17. Dezember wird der Mega-Flohmarkt zum letzten Mal über die Bühne gehen. Laut Vize-Bürgermeister Andreas Hasenöhrl gibt es regelmäßig Probleme mit dem Verkehr, parkenden Autos und Anrainern.
Er macht unmissverständlich klar: „Wir wollen den Flohmarkt da nicht haben.“ Einen alternativen Ort werde es in der Gemeinde auch nicht geben. Für die Händler tue es ihm leid, aber die Ortsbevölkerung gehe vor.
Flohmarkt-Veranstalter Arno Loipold bedrückt das: „Viele Salzburger verdienen sich hier auch Geld dazu, damit sie ihren Strom zahlen und sich etwas zu essen kaufen können. Außerdem sind wir ein Ausflugsziel für die ganze Familie.“ Trödlerin Christine gibt sich zuversichtlich: „Der Arno wird schon etwas finden für uns. Und wenn er etwas findet, gehen wir alle mit. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft.“
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