Lobt Waffenindustrie

Putins Welt: „Idioten“ in Kiew, „Helden“ im Kreml

Ukraine-Krieg
10.12.2023 22:20

Hier war Russlands Machthaber Wladimir Putin in seinem Element: Im prunkvollen Kreml, umgeben von Jasagern, die seinen Auslassungen lauschen. In einer solchen Runde konnte er - mit einem Glas Sekt in der Hand - auf die „Idioten“ in Kiew schimpfen und mit der fleißigen Rüstungsindustrie prahlen, während die russische Bomberflotte Ziele in der Ukraine angriff.

Bei dem Treffen im Moskauer Kreml mit in der Ukraine kämpfenden Militärs bezeichnete der Präsident die Führung der Ukraine auch als „Neofaschisten“. Diese seien „völlig verrückt geworden, oder um es einfacher auszudrücken, sie sind völlig unverfroren geworden“, sagte Putin.

Applaus für „Altnazi“
Er behauptete, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe bewusst einem „Altnazi“ zugeklatscht. Der Kremlchef spielte damit auf einen Eklat beim Besuch des ukrainischen Präsidenten im September in Kanada an, als zu seiner Rede vor dem Parlament ein 98-jähriger SS-Veteran eingeladen und als Gegner Russlands beklatscht worden war.

Putin referierte, umgeben von Getreuen, über seine Ansichten. (Bild: Telegram/Pawel Sarubin)
Putin referierte, umgeben von Getreuen, über seine Ansichten.

Schiebt Ukraine die Schuld am Krieg zu
Wegen des Skandals musste anschließend der Parlamentschef in Kanada zurücktreten. Er war auch ein gefundenes Fressen für die russische Führung: Putin wertete die Szene als Beweis für die neofaschistische Haltung der aktuellen Führung in Kiew. Auch den Krieg habe Russland nur angefangen, weil die Ukraine damit begonnen habe, „Russland auf seinen historischen Gebieten zu zerstören“, behauptete er.

Putins Äußerungen fielen bei einem Empfang im Georgssaal im Kremlpalast am Freitag. Ausschnitte davon zeigte der kremlnahe Berichterstatter des russischen Staatsfernsehens, Pawel Sarubin, am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal. Bei dem Treffen hatte der Machthaber auch bekannt gegeben, erneut bei der Präsidentenwahl im März antreten zu wollen.

„Helden Russlands“ geehrt
Anlass für das Treffen war der„Tag der Helden des Vaterlandes“ am 9. Dezember. Der russische Machthaber zeichnete dabei Militärs als „Helden der Russischen Föderation“ aus. Der Ehrentitel ist die höchste Auszeichnung, die in Russland vergeben wird. Unter jenen, die einen Orden empfingen, war auch Artem Schoga, Kommandeur des ultranationalistischen Bataillon Sparta. Diese militärische Einheit wurde 2014 in der selbsternannten Volksrepublik Donezk gegründet und kämpft seither auf der Seite Russlands. Der Einheit werden mehrere Kriegsverbrechen zur Last gelegt, die dokumentiert sind.

Putin (re.) mit dem Batallionsführer Artem Schoga, an dessen Brust ganz oben sein neuer Orden prangt. (Bild: APA/AFP/POOL/Mikhail Klimentyev)
Putin (re.) mit dem Batallionsführer Artem Schoga, an dessen Brust ganz oben sein neuer Orden prangt.

Schoga, selbst in der Ostukraine geboren, hatte vergangenes Jahr bei einer Mega-Kundgebung in Moskau anlässlich des Jahrestages der Krim-Annexion erklärt, dass man „unser Land von den Nazis befreien“ müsse. Heuer trat der Offizier der Putin-Partei „Einiges Russland“ bei. Detail am Rande: Schoga erhielt seinen Orden mit einem Band in den Farben der Volksrepublik, alle übrigen Soldaten bekamen es in den Farben Russlands an die Brust geheftet.

Putin: Ukraine hat keine Zukunft
Beim gleichen Treffen lobte der Kremlchef die eigene Rüstungsindustrie. „Sie produziert um ein Vielfaches mehr“ als noch zu Kriegsbeginn, sagte Putin. Im Vergleich dazu seien die Ressourcen der Ukraine erschöpft. Das Land habe keine eigene Basis, weder ideologisch, noch industriell, noch finanziell. Damit habe die Ukraine auch keine Zukunft, so Putin. Der 71-Jährige, der 2022 einen bis heute dauernden brutalen Angriffskrieg gegen das Nachbarland startete, hat wiederholt das Existenzrecht der Ukraine infrage gestellt.

Russische Artillerie feuert auf ukrainische Stellungen (Archivbild). Beim Nachschub scheint Russland auch durch die Hilfe von Ländern wie dem Iran und Nordkorea derzeit keine Probleme zu haben. (Bild: AP/Russisches Verteidigungsministerium)
Russische Artillerie feuert auf ukrainische Stellungen (Archivbild). Beim Nachschub scheint Russland auch durch die Hilfe von Ländern wie dem Iran und Nordkorea derzeit keine Probleme zu haben.

Neue russische Bombenkampagne
Dass Russland nach mehr als zwei Monaten Unterbrechung wieder Ziele in der Ukraine mit der strategischen Luftwaffe angegriffen hat, könnte nach britischer Einschätzung der Beginn einer größeren Kampagne sein. Die russische Luftwaffe habe in der Nacht des 7. Dezember erstmals seit dem 21. September mit ihrer Bomberflotte große Angriffe auf Kiew und die Zentralukraine geflogen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag mit.

„Das war wahrscheinlich der Beginn einer abgestimmten Kampagne von Russland, die darauf abzielt, die Energieinfrastruktur der Ukraine zu schwächen“, hieß es in einem Posting auf der Plattform X. Ersten Berichten zufolge seien die meisten Raketen jedoch erfolgreich abgefangen worden. Obwohl laut Berichten mindestens ein Zivilist getötet worden ist, scheine der Schaden derzeit minimal zu sein.

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