Das Vorarlberger Landestheater wagte es, Shakespeares „Hamlet“ aufs Wesentliche zu reduzieren. Es gelang! Für dieses Kunststück muss man sich vor allen Beteiligten verneigen.
Es ist eines der Gipfelwerke der Weltliteratur, und die Titelrolle ein Ritterschlag für jeden Schauspieler: William Shakespeares Trauerspiel „Hamlet“. Vertont wurde es vielfach in Teilen wie zur Gänze, etwa von Ambroise Thomas oder Franco Faccio, letztere Oper wurde übrigens 2016 als „Amleto“ bei den Bregenzer Festspielen gezeigt. Dennoch geben viele Menschen zu, dieses Werk nicht wirklich zu verstehen. So war es wirklich eine hervorragende Idee des Vorarlberger Landestheaters, das so berühmte und dennoch sperrige Theaterstück auf seine Quintessenz zu reduzieren. „Hamlet“ also im kleinen Haus, der „Box“, besetzt mit vier Schauspielern, die virtuos in verschiedene Rollen wechseln.
Nur Hamlet bleibt immer derselbe. Seine Zweifel, seine Unentschlossenheit, schließlich der Mord an Polonius, der ihm mehr passiert, als dass er ihn beabsichtigt hätte, all das beeinflusst die Menschen seines Umfeldes und zieht sie schließlich ins Verderben. Etwa Ophelia, die Hamlet liebt und von ihm zurückgestoßen wird. Oder Hamlets Onkel Claudius, der den rechtmäßigen König, Hamlets Vater, ermordet und Hamlets Mutter Gertrud geheiratet hat. Oder Laertes, der von Claudius beauftragt wird, Hamlet in einem Turnier mittels einer vergifteten Waffe zu töten. Hamlets Seelenqual besteht darin, dass er vom Geist seines ermordeten Vaters zur Rache aufgefordert wird, diese aber nicht imstande ist, zu vollziehen.
Bei der Aufführung in der Bregenzer Box, die am Samstag Premiere hatte, ist es der siebenundzwanzigjährige Bregenzer Nico Raschner, der die seelischen Konflikte des dänischen Prinzen überaus glaubhaft darzustellen vermag. Isabella Campestrini, Josepha Yen und Luzian Hirzel stellen in zuweilen stupenden Wechseln die anderen Rollen dar. Sehr unterstützend, vor allem auch fürs Verständnis des Publikums, wirken dabei die schönen historischen Gewänder, die die Darsteller über ihr schlichtes schwarzes Outfit ziehen. Entworfen hat sie Natascha Maraval, die auch das Bühnenbild mit den verblüffenden Versenkungen geschaffen hat.
Für die rundherum überzeugende und durchwegs spannende Inszenierung ist der Feldkircherin Lisa-Maria Cerha zu danken, das naturalistisch-eindrucksvolle Video der Geistererscheinung stammt von Sarah Mistura. Die zahlreichen Aufführungstermine dieser herausragenden Produktion sind schon sehr gut gebucht. Es gibt auch Vormittagsvorstellungen für Schüler - absolut empfehlenswert!
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