„Die Hölle“

Nach Klage: Texanerin reist für Abtreibung aus

Ausland
12.12.2023 12:06

Eine 31-jährige Texanerin hat ihre Schwangerschaft trotz potenziell lebensbedrohlicher Komplikation nicht abbrechen dürfen. Ihre Rechtsvertreter sprechen von einer „Hölle“, durch die sie gegangen sei. Die Frau hat den erzkonservativen Bundesstaat nun verlassen.

Die Texanerin, die gegen das Abtreibungsverbot dort geklagt hatte, ist nach Angaben ihrer Anwälte für einen Schwangerschaftsabbruch ausgereist. Obwohl das Kind keine Überlebenschance habe und eine Fortsetzung der Schwangerschaft die Gesundheit der Frau bedrohe, könne die 31-Jährige in Texas keine Abtreibung vornehmen, teilte das Center for Reproductive Rights, das die Schwangere vor Gericht vertreten hatte, am Montag (Ortszeit) mit.

Oberstes Gericht verbot Abtreibung
Die Frau hatte gegen das restriktive Abtreibungsgesetz in Texas geklagt und in der vergangenen Woche vor einem Gericht in Austin zunächst Recht bekommen. Der Oberste Gerichtshof des Bundesstaats hob die Entscheidung jedoch wieder auf.

Niemand bestreite, dass es sich um eine „extrem komplizierte“ Schwangerschaft handle, hieß es in dem Urteil. „Alle Eltern wären am Boden zerstört, wenn sie von der Diagnose Trisomie 18 bei ihrem ungeborenen Kind erführen.“ Die behandelnde Ärztin habe dem Gericht aber nicht klar bewiesen, dass es sich rund um die Erbkrankheit um eine riskante Schwangerschaft handle, welche die Anforderungen für eine Ausnahme des weitgehenden Abtreibungsverbots in Texas erfülle.

„Die Hölle“ für Schwangere
Der juristische Schwebezustand in der vergangenen Woche sei „die Hölle“ für die Schwangere gewesen, sagte Nancy Northup, Präsidentin des Center for Reproductive Rights. Sie sei mehrfach in der Notaufnahme gewesen und habe nun nicht länger mit der Ausreise warten können. „Das ist der Grund, warum Richter und Politiker nicht über die Gesundheitsversorgung von Schwangeren entscheiden sollten - sie sind keine Ärzte“, sagte Northup.

Diese Frage stellen sich viele US-Amerikanerinnen: „Warum entwickeln wir uns zurück?“ (Bild: AP)
Diese Frage stellen sich viele US-Amerikanerinnen: „Warum entwickeln wir uns zurück?“

Zwar habe die 31-jährige Texanerin den Bundesstaat verlassen können. Andere Frauen hätten diese Möglichkeit jedoch nicht, „und eine Situation wie diese könnte ein Todesurteil bedeuten“.

Abtreiben praktisch unmöglich
Der Oberste Gerichtshof der USA hat vor eineinhalb Jahren das seit 1973 geltende Recht auf Abtreibung im Land gekippt. Nun liegt die Hoheit über die Gesetzgebung bei den einzelnen Staaten - ein rechtlicher Fleckenteppich ist entstanden. Im von den Republikanern regierten Staat Texas sind die Regelungen besonders strikt.

Kate Cox hat Texas für ihre Abtreibung verlassen. (Bild: AFP)
Kate Cox hat Texas für ihre Abtreibung verlassen.

Abtreibung ist in so gut wie allen Fällen verboten - außer wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Kritiker argumentieren jedoch, dass die Ausnahmen so vage formuliert seien, dass Ärztinnen und Ärzte aus Angst vor Klagen häufig dennoch keine Abtreibungen vornähmen.

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