Die Signa kommt nicht zur Ruhe: Offenkundig wurden die Ungereimtheiten innerhalb des Imperiums von Immobilienjongleur René Benko Montagabend, als der Konzern die fristlose Entlassung von Top-Manager Timo Herzberg bekannt gab. Hintergrund dürften fragwürdige Geschäfte sein.
Herzberg war Vorstandschef der beiden aktuell nicht insolventen Töchter Signa Prime Selection und Signa Development. Die genauen Gründe für den drastischen Schritt, ihn vor die Tür zu setzen, sind nach wie vor unbekannt. Es gebe einen „dringenden Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten als Vorstandsmitglied“, hatte es seitens des Konzerns am Montagabend kryptisch geheißen.
„Mögliche fragwürdige Geschäfte“
Ins Rollen gebracht haben dürfte die Entlassung tatsächlich ein umfangreicher Fragenkatalog, den die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ Montagfrüh dem Aufsichtsrat der Immobiliengesellschaften geschickt hatte. Dabei ging es um Recherchen zu „möglichen fragwürdigen Geschäften Herzbergs“, wie die „FAZ“ online berichtet. Der Top-Manager hält demnach die Mehrheit an einer Gesellschaft namens Havit.
Sie habe Flächen in Signa-Gebäuden gemietet, allerdings offenbar zu marktunüblichen, günstigen Mieten. Eine Anfrage der Zeitung vom Montag ließ Herzberg den Angaben zufolge bisher unbeantwortet. Ob diese fragwürdige Praxis mit der „eindeutigen Verdachtslage“, von der Signa-Aufsichtsratschef und Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer am Montagabend sprach, zusammenhängt, ist nicht eindeutig. Schon mehrmals dürfte es aber Ungereimtheiten bei der Signa gegeben haben, was Mieten betrifft, die sich deutlich vom Marktniveau unterscheiden.
Kritik an hohen Immobilienbewertungen
So soll René Benko die Bewertungen von Immobilien „mit teuren Mietverträgen hochgeschraubt“ haben, schreibt das „Handelsblatt“. Aus Expertensicht lägen die Mieten für die Luxuskaufhäuser teils deutlich über dem Marktniveau. Wuchermieten stellt die Signa aber in Abrede - sie wies „sämtliche Vorwürfe zurück“.
Kommt Fremdverwaltung für Sanierungsverfahren?
Bereits nächste Woche könnte sich entscheiden, ob aus einem von der insolventen Signa Holding angestrebten Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eines mit Fremdverwaltung wird. Die Gläubiger bekämen dann nur 20 statt 30 Prozent ihrer Forderungen. Im Jänner soll feststehen, wer tatsächlich wie viel Geld von Signa will. Am 12. Februar soll dann ein Szenario vorliegen, wie es mit der Gruppe weitergeht.
IT-Dienstleister der Signa-Gruppe insolvent
Unterdessen bricht Benkos Imperium immer weiter zusammen. Wie es aus Gläubigerschutzkreisen heißt, hat die Signa Informationstechnologie GmbH am Dienstag einen Insolvenzantrag am Handelsgericht Wien eingereicht. Von der Pleite sind gut 40 Beschäftigte betroffen. Das Sanierungsverfahren über die 2012 gegründete Firma wurde bereits eröffnet.
Die Firma war vorwiegend für die Signa Holding GmbH und die Signa Prime Selection AG und die Signa Development Selection AG sowie deren jeweilige Tochtergesellschaften als IT-Dienstleister tätig. Laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform sind mehr als 150 Gläubiger und 49 Arbeitnehmer betroffen.
Die Aktiva betragen rund 3,78 Millionen Euro und stehen Passiva von circa 24,09 Millionen Euro gegenüber. Die Überschuldung beträgt somit 20,31 Mio Euro.
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