Großer Wurf verpasst
Klimagipfel: Einigung auf „Übergang“ und „Abkehr“
Beim Klimagipfel in Dubai ist nach mehreren Extra-Runden Mittwochfrüh ein Abschlusstext beschlossen worden. Dieser ruft zu einem „Übergang weg von fossilen Energieträgern“ auf. Zuvor hatten zahlreiche Länder einen weltweiten Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl gefordert. Insbesondere Ölstaaten wie Saudi-Arabien wehrten sich dagegen - letztlich erfolgreich.
Die EU und andere Staaten konnten sich nicht gegen den erbitterten Widerstand durchsetzen. Der Text wurde Mittwochfrüh nach langen Verhandlungen vorgelegt und abgestimmt. Darin wird zu einem „Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen auf eine gerechte, geordnete und faire Weise“ aufgerufen. Die Teilnehmer erkannten zudem an, dass es Unterstützung für Menschen brauche, die besonders von der Erderhitzung betroffen und geschädigt seien.
„Der Hammer ist gefallen“
Der emiratische Vorsitzende, Sultan Ahmed Al Jaber, bezeichnete die Einigung als „historisch“. Der Abschlusstext halte die Pariser Klimaziele, die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad zu begrenzen, in Reichweite.
Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) meinte, die Weltklimakonferenz benenne fossile Energien „klar und unmissverständlich“ als Ursache der Klimakrise. „Der Hammer ist gefallen, der Beschluss ist gefasst. Die Welt verabschiedet sich von den fossilen Energien“, freute sich Österreichs Vertreterin. Gleichzeitig wandte sie ein, dass im Text nicht alles so gut sei, „wie wir es uns gewünscht haben“.
Übergangen fühlten sich beim Beschluss Vertreterinnen und Vertreter von Inselstaaten, die besonders vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind. Man habe sich noch koordinieren müssen und sei daher nicht rechtzeitig im Raum gewesen, hieß es.
Die frühere Version hatte nur eine „Verringerung“ der Förderung und Nutzung der Fossilen vorgesehen. Zudem hieß es weiter, dass „bis, vor oder um 2050“ Treibhausgasneutralität erreicht werden soll.
Klimaneutralität soll weltweit bis 2050 erreicht werden. Gelingen soll das unter anderem durch beschleunigte Klimamaßnahmen und „Übergangsenergien“ wie Erdgas als weniger schädliche Quelle im Vergleich zu Erdöl. Bei dem Text handelt es sich um das Schlussdokument zur sogenannten globalen Bestandsaufnahme, das im Fünf-Jahres-Rhythmus überprüft, inwiefern Staaten ihre Klimaziele umsetzen.
Ablehnung für ersten Entwurf
Der erste Entwurf war am Montag vorgelegt und von etwa 130 Staaten abgelehnt worden. Darunter waren die EU-Staaten, die USA und Brasilien. Bei den UN-Klimakonferenzen müssen die Beschlüsse im Konsens gefällt werden, eine formelle Abstimmung findet jedoch nicht statt.
„Bitter nötige Verbesserung“ ruft erstmals zur fossilen Abkehr auf
Laut Stephen Cornelius von der Umweltschutzorganisation WWF ist der neue Beschluss eine „bitter nötige Verbesserung“ des vorherigen Textes. Zugleich gab er zu bedenken, dass die Forderungen nicht ausreichen würden. „Für einen lebenswerten Planeten brauchen wir einen vollständigen Ausstieg aus allen fossilen Energien.“ Kritikerinnen und Kritiker, beispielsweise von Greenpeace, warnen vor Schlupflöchern und Scheinlösungen wie der Kohlenstoffspeicherung.
Immerhin ruft die Weltgemeinschaft erstmals zu einer Abkehr von fossilen Brennstoffen auf. Der Gipfel in Dubai hätte eigentlich bereits am Dienstag enden sollen, wurde aber - wie in der Vergangenheit oft üblich - verlängert.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.