Im Paxlovid-Chaos:

Pirola lässt Spitalszahlen wieder rasant wachsen

Politik
13.12.2023 15:48

Während Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) im Chaos um das rar gewordene Corona-Medikament Paxlovid aufräumen muss, sind die Spitalsaufnahmen wegen einer Infektion mit der Pirola-Variante des Virus stark angestiegen: In den letzten vier Wochen gab es dort ein Plus um fast 40 Prozent. Wie nun bekannt wurde, konnten nun zumindest weitere Packungen der dringend benötigten Arznei bestellt werden ...

Die Zahlen der Corona-Neuaufnahmen in österreichischen Spitälern sind zuletzt stark angestiegen. Das zeigt ein Blick in das vom Gesundheitsministerium, dem Dachverband der Sozialversicherungen und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) betriebene SARI-Dashboard. So wurden in der Woche von 20. bis 26. November (KW 47) 1081 Covid-Patienten auf Normalstationen aufgenommen, was einer Steigerung von fast 40 Prozent binnen vier Wochen entspricht.

Intensivstationen noch stabil
Für die Kalenderwoche 43 (23. bis 29. Oktober) werden 777 Neuaufnahmen auf Normalstationen ausgewiesen. Nur geringfügig verändert hat sich dagegen die Anzahl der Hospitalisierungen auf Intensivstationen (ICU). Während im gleichen Zeitraum im Oktober 36 Personen wegen einer Infektion mit dem Coronavirus auf ICU-Stationen aufgenommen wurden, waren es in der Woche von 20. bis 26. November 29. Daten für die vergangenen beiden letzten Wochen sind teils noch nicht vollständig eingemeldet. Das SARI-Dashboard zeigt die Zahlen von Patientinnen und Patienten in österreichischen Spitälern mit Schweren Akuten Respiratorische Infektionen (SARI).

„Welle in der Form vielleicht noch gar nicht zu sehen“
Laut Zahlen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) waren vergangene Woche fast 42.000 Menschen mit Covid-19 krankgeschrieben. „Das ist eine Welle, die in der Form, in der Höhe vielleicht noch gar nicht in der Pandemie zu sehen war“, sagte Virologe und Immunologe Andreas Bergthaler von der MedUni-Wien im Ö1-Morgenjournal unter Berufung auf Abwasseruntersuchungen.

Demzufolge breitet sich aktuell die sogenannte Pirola-Variante in Österreich aus. Dabei handelt es sich um eine besonders ansteckende Subvariante der im Jänner 2022 bekanntgeworden Omikron-Mutation. Aus den Analysen sei erkennbar, dass Pirola-Subvarianten an Wachstum gewinnen würden, hieß es. „Daraus könnte man auch schließen, dass die Infektionswelle unter Umständen noch etwas länger anhält“, sagte Bergthaler.

AKH brachte Coronatests zurück
Erst Ende November führte das Wiener Allgemeine Krankenhaus (AKH) aufgrund der steigenden Infektionszahlen wieder Corona-Tests vor stationären Aufnahmen ein. Zuvor hatte bereits der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) mit strengeren Maßnahmen auf die Entwicklung bei den Infektionszahlen reagiert. So gilt seit 1. Juli 2023 in allen WIGEV-Häusern eine Testpflicht für Patientinnen und Patienten mit Symptomen.

Paxlovid-Mangel zum ungünstigsten Zeitpunkt
Die gewaltige Infektionswelle trifft dabei ausgerechnet auf den heimischen Paxlovid-Mangel. Wie Ressortchef Johannes Rauch (Grüne) nun verkündete, würde die neue Lieferung „bereits in den nächsten Tagen in allen österreichischen Apotheken verfügbar sein“. Der Hersteller Pfizer könne die nötigen Stückzahlen unmittelbar liefern. Insgesamt handle es sich um 18.000 Packungen, die in unterschiedlichen Tranchen abgerufen werden können, hieß es.

Gegen Rezeptgebühr frei erhältlich
Die Beschaffung des Medikaments wird nach dem tatsächlichen Bedarf in Tranchen erfolgen, sodass auch in den kommenden Wochen immer ausreichende Mengen verfügbar sind, bevor ab 1. Februar die Abrechnung wie geplant über die Sozialversicherung erfolgt, erläuterte Rauch in dem schriftlichen Statement. Paxlovid werde danach wie jedes andere Medikament gegen Rezeptgebühr weiter zur Verfügung stehen. Es ist für Personen mit einem erhöhten Risiko für eine schwere Corona-Erkrankung empfohlen. Voraussetzung ist eine ärztliche Verschreibung nach einem positiven Test.

Gesundheitsminister und Apotheken im Zwist
Der Gesundheitsminister und die Apotheken schieben sich unterdessen gegenseitig den schwarzen Peter hin und her. „Von der Apothekerkammer erwarte ich Belege über den Verbleib aller gelieferten Packungen. Bisher haben wir zwar verschiedene Erklärungen erhalten, jeder Nachweis dafür fehlt aber“, wurde Rauch zitiert. „Dass in Österreich ein so wichtiges Medikament fehlt, weil Abrechnungen unvollständig sind, ist nicht zu akzeptieren. Das habe ich der Apothekerkammer bereits sehr deutlich gemacht.“

Die Apotheker sahen dagegen am Mittwoch einmal mehr den Fehler bei der Gesundheitspolitik. „Fakt ist, dass hier zu wenig eingekauft wurde“, sagte Gerhard Kobinger vom Präsidium der Österreichischen Apothekerkammer am Rande einer Pressekonferenz in Wien. „Es ist praktisch alles belegbar, was auf Kassenbeleg abgegeben wurde“, betonte er. Und: „Es wurde zu wenig kommuniziert, dann hätten wir gewusst wie viele Packungen noch da sind.“

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