Der neue landwirtschaftliche Entwicklungsplan für Wien steht. 82 Prozent der bäuerlichen Flächen in der Stadt sollen demnach bestehen bleiben, trotz des wachsenden Bedarfs an Wohnraum. Absoluten Schutz bietet der Plan allerdings nicht, wie Beispiele aus der Vergangenheit zeigen.
Mehr als ein Zehntel der Fläche Wiens sind nun „landwirtschaftliches Vorranggebiet“. Das hat Wiens Landwirtschaftsvertreter Norbert Walter mit der Stadt ausverhandelt. Sein Gegenüber dabei war Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, bei dem sich Walter bei der Präsentation des „Agrarstrukturellen Entwicklungsplans“ für die gute Zusammenarbeit bedankte - und betonte unter Verweis auf den „Wohnbaudruck“, das sei bei anderen Ressorts ganz anders.
„Das muss der Stadt einmal wer nachhupfen“
Auch Czernohorszky verhehlte bei der Präsentation des Agrarplans nicht, dass neuer Wohnraum und Flächen für die Landwirtschaft zwei entgegengesetzte Ziele seien, die Wien unter einen Hut bringen müsse. Da sei eine „Maximierung beider Ziele unmöglich - also muss es Optimierung sein“. Diese Optimierung ist aus seiner Sicht jedoch gelungen: „Das muss der Stadt einmal wer nachhupfen.“ Der alle zehn Jahre neu verhandelte Plan schützt nun tatsächlich sogar 18 Hektar mehr Agrarfläche als bisher. Das ist die gute Nachricht.
Die schlechte Nachricht: Nur 67 Prozent der Wiener Äcker, Gärten und Felder sind jedoch in der höchsten Schutzklasse des Plans: große zusammenhängende Agrarflächen, die laut Definition „vorrangig der landwirtschaftlichen Produktion dienen“. Weitere sechs Prozent werden zwar landwirtschaftlich genutzt und als „Kategorie 2“ geschützt, jedoch sind auch laut Agrarplan andere Nutzungen künftig nicht ausgeschlossen. Die dritte Schutzkategorie (siehe Grafik oben) besteht aus kleinen landwirtschaftlichen Flächen von örtlicher Bedeutung, etwa einzelne isolierte Weinbaugebiete.
Fast ein Fünftel gar nicht geschützt
18 Prozent der Agrarflächen sind zudem nicht geschützt, das heißt für Czernohorszky aber nicht, dass „dort innerhalb der nächsten zehn Jahre auf Teufel komm raus gebaut wird“. Absolut verhindern kann allerdings auch der Schutzstatus durch den Plan Bebauungen allerdings nicht, wie das Beispiel Rothneusiedl zeigt. Czernohorszky sieht zudem durch die Erhaltung von „nahezu 100 Prozent der geschützten Flächen“ aus dem bisherigen Plan, dass er „Zähne zeigt und auch in Zukunft Zähne zeigen wird“.
Der Verlust von Grünflächen ist auch für den Stadtrat „schmerzhaft“. Man müsse der Stadt aber zugestehen, dass sie „sagt, wo gebaut werden muss - aber eben auch, wo nicht.“ Außerdem sei auch Bauen in der Stadt unter klimaschützerischen Aspekten zu sehen: „Das wären Zigtausende, die sonst im Speckgürtel wohnen würden“ - mit weit mehr Bodenversiegelung. Zudem wisse Wien, was es an seinen Feldern, Gärten und Äckern habe - auch als Naherholungsgebiete, im Hinblick auf die Selbstversorgungsrate der Stadt, und wegen der ökologischen Aspekte sowieso.
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