Gegen den Fußball-Zweitligisten DSV Leoben stehen schwere Vorwürfe im Raum: Laut Medienbericht der „Kleinen Zeitung“ besteht der Verdacht der Geldwäsche und Schwarzgeldzahlungen. Auch Hausdurchsuchungen haben bereits stattgefunden. Die „Krone“ sammelte Reaktionen und versucht, einen Überblick zu liefern.
Eine „Weihnachtsbombe“, die ein Medium platzen ließ? Oder eine Finanz-Bombe, die den steirischen Traditionsverein DSV Leoben platzen lässt?„Passt’s auf, dort wird’s bald einen Klescher machen!?“ Oder: „Wo hat Leoben das Geld her?“, lauteten Äußerungen und Fragen, die in den letzten Monaten auch oft an die „Krone“ gerichtet worden sind. Die Antwort sei laut Ermittlern der Staatsanwaltschaft Wien schnell gefunden. Paraiba, ein Finanzdienstleister in der Kryptobranche, der auf der schwarzen Liste von Finanzmarktaufsichten in Österreich und Deutschland steht und angeblich mehrere Tausend Menschen finanziell geschädigt haben soll.
Dieser Sponsor - und die Rolle von DSV Leoben-Obmann Mario Bichler bei Paraiba - stehen mitunter im Visier der Justiz. Die große Frage? Welche Rolle spielt dabei der DSV Leoben? Bichler hätte massiv Kunden für das System Paraiba angeworben, so die Ankläger. Zudem kommt dazu, dass Paraiba Hauptsponsor vom DSV war. Hier werden nun Geldflüsse untersucht, von welchen Konten sie stammen, wie Konten gespeist worden sind, wer die Verträge abgeschlossen hat, ob Spieler doppelte Verträge erhalten haben oder der Verein Geldflüsse über schwarze Kassen abwickelte - das ist Gegenstand der Ermittlungen der Polizei. Es gilt die Unschuldsvermutung. DSV-Obmann Bichler wird nächste Woche von den Behörden einvernommen.
Das sagen die Spieler
Die Spieler wurden im Urlaub von den News in den Medien erwischt: „Genaues wissen wir nicht“, sagt Torjäger Deni Alar, „aber ich mache mir keine Sorgen, denn in dem halben Jahr, seit ich jetzt in Leoben bin, hab ich nicht mitbekommen, dass irgendetwas falsch läuft.“ Dass es zwei Verträge für Spieler geben soll, kann Alar nicht bestätigen: „Davon weiß ich gar nichts!“ „Krone“-Infos zufolge sollen einigen Spielern in den letzten Jahren allerdings doch mehrmals abgeänderte Verträge vorgelegt worden seien.
Auch Stürmer Kevin Friesenbichler war überrascht: „Wenn ich etwas wissen würde, würde ich es sagen, aber ich kenne nur die Zeitungsberichte. Fakt ist, dass uns Obmann Mario Bichler gesagt hat, dass die Geschichte so nicht wahr ist. Das ist unser Stand. Wir sind Profi-Fußballer, die dazu da sind, am Platz Leistung zu bringen. Ändern können wir ohnehin nichts, weil es nicht in unserer Hand liegt, also ziehen wir das sportlich voll durch.“
Das sagt der Verein rund um Obmann Mario Bichler
„Das ist absurd“, setzt sich DSV-Obmann Mario Bichler gegen die medialen Vorwürfe zur Wehr. „Es gibt beim DSV keine Schwarzgeldkonten, keine doppelten Verträge, keine Konten bei irgendwelchen ausländischen Banken. Und das haben wir alles längst entkräftet!“ Leobens Schriftführer, Franz Brandl, bekräftigt: „Als ich 2021 in den Vorstand gekommen bin, haben wir gefragt, ob es offene Forderungen gegenüber DSV gibt. Die gab es nicht, es waren alle Rechnungen bezahlt. Es gibt kein aufrechtes Geschäftsverhältnis mit einer Bank im Ausland.“
Eine bei ihm durchgeführte Hausdurchsuchung bestätigt Bichler, allerdings „habe ich mich bereits 2021 bei Paraiba zurückgezogen!“ Bichlers Anwalt Andreas Hämmerle ergänzt: „Es gibt laufende Ermittlungen gegen Mario Bichler, die Anschuldigungen werden sich aber in Luft auflösen. Seine Vertriebstätigkeiten bei Paraiba haben geendet, ähnlich wie das Sponsoring von Paraiba bei DSV, als erste Warnungen der Finanzmarktaufsicht herausgekommen sind.“
Das sagt die Bundesliga
Überrascht wurde die Liga von den Meldungen rund um DSV nicht. „Vor einigen Wochen ist ein anonymes Schreiben bei uns eingelangt, in dem die jetzt medial beschriebenen Vorwürfe bereits angeführt wurden“, so Vorstand Christian Ebenbauer. „Wir haben dann über den Senat 5 Untersuchungen eingeleitet, beim Wirtschaftsprüfer von Leoben nachgefragt. Nach den neuesten Berichten prüfen wir einen Antrag auf Akteneinsicht.“
Bis dato ist die Liga, die sich stets auf die Informationen seitens des Vereins stützen muss, bei der Vergabe der Zulassung für Liga zwei auf keine Unregelmäßigkeiten gestoßen. „Uns liegen keine Doppelverträge für Spieler vor. Auch puncto Fortbestandsprognose und Budget wurde bisher alles nachgewiesen.“
Der Senat 5 will sich noch vor Weihnachten (mit weiterer Frist für Stellungnahmen) der Causa annehmen. Sanktionsmöglichkeiten im Falle eines strafrechtlich relevanten Bestandes: Von Ermahnung über Geldstrafe (bis 500.000 €) bis zu Punkteabzug, Zwangsabstieg und Zulassungsentzug.
Das sagt der Anwalt der Opfer
Bereits seit 2022 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen rund 20 Personen. Der Verdacht lautet auf schweren gewerbsmäßigen Betrug und illegale Pyramidenspiele. Im Fokus: DSV-Obmann Mario Bichler sei in dem „Schneeballsystem Paraiba“ - dessen Betreiber den Verein sponsern würde - an fünfter und sechster Stelle, heißt es in der Sachverhaltsdarstellung, die Anwalt Jörg Zarbl bei der StA Wien vor rund einem Jahr einbrachte. Er vertritt 750 der Geschädigten, die keine Auszahlungen aus dem Pyramidenspiel bekommen haben. „Die Ermittlungen sind sehr weit fortgeschritten. Wir gehen von Sicherstellungen von Vermögenswerten aus, sodass die Opfer ihr Geld zurückbekommen“, ist Zarbl gegenüber der „Krone“ zuversichtlich.
Nicht der einzige Ermittlungsstrang rund um den Verein: Eine anonyme Anzeige brachte den Verdacht der Geldwäsche über schwarze Konten auf. Jörg Zarbl kann sich, sollte sich dieser Verdacht erhärten, vorstellen, dass auch der Vorwurf der kriminellen Vereinigung ins Spiel kommen könnte.
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