Staatsoper für Kinder

Richard Wagner karibisch & light

Kultur
14.12.2023 16:04

Kindertheaterspezialistin Nina Blum hat Wagners „Fliegenden Holländer“ in ein Wandertheater für Kinder verwandelt: Ab morgen segelt „Das verfluchte Geisterschiff“ quer durch die Wiener Staatsoper

Liegestuhl, Sandstrand, Drinks aus Kokosnussschalen und Sonnenbrillen auf den Augen - so lebensfreudig geht Wagners „Der fliegende Holländer“ ab sofort in der Staatsoper zu Ende. Senta muss nicht ihr Leben für die Erlösung des maritimen Geisterfahrers opfern. Das gilt allerdings nur für Kinder ab 6 Jahren. Denn Kindertheaterspezialistin Nina Blum hat sich Richard Wagners „Fliegenden Holländer“ vorgenommen, und lässt ihn durch die Staatsoper wandern: vom Foyer, über den Mahler-Saal bis zur Galerie hinauf. Bei Blum erlebt weniger nordischen Seemannsgarn denn karibisches Piratenabenteuer mit einem Hauch Indiana Jones. „Das verfluchte Geisterschiff“ heißt dieser schön bunte Kinderopernspaß. 

Christina Kiesler als Schiffsratte (Bild: Wiener Staatsoper_Michael Pöhn)
Christina Kiesler als Schiffsratte

Aber: „Die Geschichte ist schon gruselig. Ich glaube, dass sich die Kinder vor dem Holländer schon auch fürchten werden. Zum einen mit dieser Auftrittsmusik, zum anderen kommt er mit fünf Piraten“ erzählt Blum. Lustig wird es trotzdem: „Mir war es wichtig, dass beides nebeneinanderstehen kann. Wir haben etwa eine neue Figur eingeführt. Eine Schiffsratte, die beste Freundin von Senta. Es beginnt alles auf der Feststiege, es ist eine Hafensituation. Die Ratte seilt sich von oben ab, und erzählt von der Sage des Geisterpiraten. Schnell merkt man, Senta und Ratte sind die vollen Geisterpiraten-Fans. Daland ist unser alleinerziehender Hippie-Vater.“

Holländer und Senta: Jusung Gabriel Park und Jenni Hietala (Bild: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn)
Holländer und Senta: Jusung Gabriel Park und Jenni Hietala

Aus dem Foyer geht es weiter in Gustav Mahler Saal, denn Sentas Vater, „hat alle Tänzerinnen und Tänzer und das Publikum zum 13. Geburtstag von Senta eingeladen. In diese Partystimmung crasht der Holländer mit seinen Piraten und der berühmten Arie ,Die Frist ist um‘. Davor taucht noch Erik auf. Er ist der Schüchterne, ein bisschen Harry Potter Freund, der in Senta heimlich verliebt ist. Sie mag ihn, aber mehr ist da nicht“, so Nina Blum. 

Happy Birthday Senta! (Bild: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn)
Happy Birthday Senta!

Erik ist diesmal das Opfer des Holländers. Denn alter Seebär und Teeny, der ihn aus Liebe erlöst, geht natürlich nicht. Daher wird der arme Erik quasi als Pfand entführt. Worauf Senta, Ratte und Publikum auf interaktive Rätselrallye und Abenteuerfahrt starten. Dabei spielen Muscheln, verlorene Perlen und eine rachsüchtige Meeresgöttin eine Rolle. Das Schwindfoyer verwandelt sich in eine Art Aquarium - und alle müssen in die Tiefsee. 

Vor schwerer Opernkost braucht sich jedoch keiner zu fürchten. „Es ist Wagner light. Etwa fünfzig zu fünfzig Musik und Text. Margit Mezgolich hat ein sehr gutes neues Libretto geschrieben. Für Kinderoper ist es ganz wichtig, dass man die Geschichte komplett neu erzählt. Schon für Erwachsene sind diese Handlungen oft problematisch, für Kinder noch viel mehr“, erklärt Nina Blum die Adaptionen.

Das verfluchte Geisterschiff segelt im Gustav-Mahler-Saal (Bild: Katharina Schiffl)
Das verfluchte Geisterschiff segelt im Gustav-Mahler-Saal

Die betreffen natürlich ebenso die Musik. Nur die wichtigsten Nummern werden gespielt, alles wurde zusätzlich gekürzt. Komponist Gerald Resch hat eine Unterwassermusik, Sentas Geburtstagslied neu dazu komponiert. Wagners dramatisches Finale wurde durch ein versöhnliches Quartett ersetzt: „Wir verwenden auch eine Harfe, wie im Original bei Wagner. Ihr Klang entführt in eine geheimnisvolle Atmosphäre. Ich habe Wagner für ein Sinfonietta-Ensemble mit 14 Musikerinnen und Musikern arrangiert, das sich an Wagner anlehnt: Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Tuba, Harfe, zwei Schlagzeuger und Streichquintett. Instrumente wie Tuba und Horn, prominent mit dem Holländer-Motiv vertreten, schaffen eine besondere Wagner-Aura. Es ist auch für die Kinder sehr spektakulär, weil sie so nah bei den Musikern und Instrumenten sein dürfen“, erzählt Gerald Resch.

Nina Blum (Bild: Katharina Schiffl)
Nina Blum
Gerald Resch (Bild: Katharina Schiffl)
Gerald Resch

Stillsitzen ist dabei abgesagt. Im Gegenteil, das Publikum ist aktiv gefordert, denn, so Nina Blum: „Die Ingredienzien meiner Arbeit sind vor allem das Wandern und die Interaktion. In meiner Inszenierung erlebt man nicht nur die Oper, sondern lernt auch das Gebäude der Staatsoper kennen. Das Publikum wird aktiv ins Geschehen einbezogen, wie etwa beim Geburtstagslied für Senta, wenn das Publikum mitsingt und sich als Geburtstagsgäste fühlen kann, oder wenn es mit Ratte, Senta und Daland ins Meer abtaucht.“ Nina Blum macht sich jedenfalls keine Sorgen, dass sich ihr junges Publikum überfordert fühlt: „Wagner ist zwar musikalisch anspruchsvoll, aber die Grundthematik mit der Geister-Piratenwelt ist für diese Zielgruppe sehr attraktiv!“

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