„Krone“-Interview

Regisseur Wim Wenders: „Die Klos sind einzigartig“

Wim Wenders drehte mit „Perfect Days“ einen Film über alltägliche Schönheit. Kinostart ist kommenden Donnerstag.

(Bild: Mastermind Ltd.)

Der deutsche Kultregisseur Wim Wenders spricht mit der „Krone“ über seinen neuen Kino-Film „Perfect Days“, in dem japanische Toiletten eine zentrale Rolle spielen. Ab Donnerstag im Kino.

„Krone“: Ihr neuer Film „Perfect Days“ erzählt von einem Toilettenputzer in Japan. Wie kam es dazu?

Wim Wenders: Begonnen hat alles mit einem Brief aus Tokio. Man hat mir vorgeschlagen, über eine Reihe von architektonisch besonderen Toiletten dort Kurzfilme zu machen. Also bin ich hingefahren, um mir das anzuschauen. Aber das hat mich dann nicht so interessiert. Das griff mir zu kurz, ich wollte lieber etwas erzählen über Tokio, wo die Toiletten zwar vorkommen, aber was alle Welt interessiert und nicht nur Architekturfreaks.

Man sieht im Film viel Alltagsszenen. Wie haben Sie es geschafft, aus Kloputzen Kunst zu machen?

Routine hat bei uns einen faden Beigeschmack. Aber wir haben uns gefragt, wie kann man Routine zum Ritual werden lassen und wie kann man das interessant und schön machen? Wir zeigen einen Mann, der in den Zuschauern die Sehnsucht nach einem zufriedenen Leben sichtbar macht. Der viel zufriedener als die meisten von uns ist, obwohl er viel weniger hat.

Wim Wenders erhielt schon viele Preise für seine Filme.

(Bild: www.viennareport.at)

Wieso fällt es uns heutzutage so schwer, Zufriedenheit in so einem einfachen Leben zu finden?

Wir haben wahnsinnig viele Optionen und ständig haben wir das Gefühl, wir verpassen was. Und letzten Endes lassen wir uns dann auf zu viel ein und dann haben wir den Salat.

Aoi Yamada spielt in „Perfect Days“ die junge Frau Aya.

(Bild: Mastermind Ltd.)

Was haben Sie selbst davon mitgenommen?

Mit weniger auskommen. Das fängt schon beim Einkaufen an. Ich muss mir nicht fünf neue Platten kaufen, weil ich von denen, die ich zuletzt gekauft habe, erst die Hälfte gehört habe.

Hauptdarsteller Koji Yakusho hat die Vorbereitung auf seine Rolle ernst genommen.

Ja, er hat vor dem Dreh eine Woche lang öffentliche Toiletten geputzt. Am Schluss haben die Reinigungskräfte, die ihm das gezeigt haben, gesagt, sie könnten jetzt eigentlich in den Ruhestand gehen.

Sehen Sie nach diesem Film Toiletten eigentlich mit ganz anderen Augen?

Oh ja! Die Toiletten in Japan sind schon einzigartig. Da geht von selbst der Deckel auf und man wird begrüßt mit einer freundlichen Stimme. Dann setzt man sich drauf und da ist es geheizt. Und dann merkt man, dass es einiges gibt, was man bedienen kann und man kann sich den Po duschen lassen. Dann kann man sogar einstellen, wie stark und wie warm. Das ist ein ganz neues Lebensgefühl!