Holländischer (21) Migrant raste nach Bankomat-Sprengung in Aigen-Schlägl mit zwei Komplizen über die Staatsgrenze nach Tschechien. Sein Auto wurde gerammt, die Beute sichergestellt. Der Kriminelle liegt nun verletzt in einem tschechischen Spital. Seine Kumpane entkamen in der Dunkelheit zu Fuß.
Und es hat bumm gemacht. Nur einen Tag nach einer Bankomat-Sprengung in der Sparkasse Reichenthal/M. krachte es in der Nacht zum Donnerstag erneut – diesmal in der Raiffeisenbank in Aigen-Schlägl. Gegen 3.30 Uhr zerriss es im Foyer einen Geldautomaten. Scheiben splitterten, Mobiliar wurde zerfetzt.
Spezialkräfte lagen auf Lauer
Drei Maskierte raubten aus der heil gebliebenen Stahlkassette des Bankomaten Bargeld, packten es in eine mitgebrachte Tasche und ergriffen in einem PS-starken Auto die Flucht. Allerdings waren ihnen diesmal rasch Polizisten der Sondereinheit Cobra auf den Fersen. Sie hatten sich in Grenznähe postiert, weil sie ahnten, dass die Täter nach dem vierten Coup seit August im Mühlviertel rasch wieder zuschlagen würden.
Auto gerammt
Die Täter rasten beim Grenzübergang Oberhaag nach Tschechien, verfolgt von den österreichischen Spezialkräften. Auch die tschechische Exekutive wurde alarmiert. Südlich des Moldaustausees in der Ortschaft Heuraffl (Prední Výton) gelang es dann, das Fluchtfahrzeug zu rammen und einen der Täter, einen 21-jährigen Holländer mit türkischen Wurzeln – verletzt festzunehmen.
Seine Komplizen konnten in der Dunkelheit zu Fuß flüchten. Allerdings: Das Fluchtauto und auch die Beute wurden sichergestellt. Der Festgenommene soll rasch ausgeliefert werden. Er liegt noch in einem Spital und konnte bisher nicht einvernommen werden. Der junge Gauner dürfte auch an der Sprengung in Reichenthal sowie an einem Coup in St. Stefan-Afiesl beteiligt gewesen sein.
Sie trainieren ihre Coups vorab auf Bankomaten, die sie erworben haben. Auf diese Weise wissen sie auch immer, wie die gesichert sind.
Gottfried Mitterlehner, Chef des Landeskriminalamts OÖ
Organisiertes Netzwerk mit mehr als 500 Kriminellen
„In der Vergangenheit sind wir mehrmals umsonst auf der Lauer gelegen. Für die Motivation war es daher enorm wichtig, dass es diesmal einen Erfolg gab“, freut sich Gottfried Mitterlehner, Chef des Landeskriminalamts. Die aktuelle Falle aufzubauen, sei ein enormer Aufwand mit großem Personaleinsatz gewesen. „Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und hoffen, dass das ein klares Zeichen an die Tätergruppe ist, dass wir so etwas nicht akzeptieren“, bestätigt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl.
Diese holländische Gruppierung ist eine richtige Plage. Allein in Deutschland gab es in den vergangenen Jahren 500 Anschläge.
Andreas Pils, Leiter der Landespolizeidirektion OÖ
Pro Nacht mehrere Teams losgeschickt
Beide verweisen darauf, dass es sich um ein riesiges kriminelles Netzwerk mit mehr als 500 Mitgliedern handelt, die von Utrecht (Niederlande) aus - vor allem in Deutschland - agiert. „Das ist ein Eldorado mit 60.000 Bankomaten. Von Holland aus werden jede Nacht mehrere Teams losgeschickt. Österreich wurde bisher nur am Rande gestreift“, so Mitterlehner.
Rapsongs glorifizieren Taten
Bei den holländischen Tätern handelt es sich vor allem um Migranten zwischen 17 und 25 Jahren, die ihre Autos mit Sprengstoff und großen Mengen Treibstoff beladen, um eine längere Flucht durchzuhalten. Und sie glorifizieren sich und ihre Taten: „Es gibt sogar einige Rapsongs, die davon handeln.“
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