Warum Christof Stapf, 65, der Sanierungsverwalter der finanzmaroden Signa-Holding, binnen weniger Monate viele Millionen kassieren kann.
Signa-Gründer René Benko agiert weiterhin völlig abgehoben. Mittwochabend flog der Finanzjongleur, dessen Signa Holding Ende November in die Insolvenz gerutscht ist, im überdimensionierten Privatjet von Wien nach Innsbruck. Wenigstens nicht mehr auf Kosten der mittlerweile insolventen Signa Holding.
Das Handelsgericht Wien hatte in der sogenannten Insolvenzdatei am 4. Dezember bekannt gemacht: „Die Schließung des Teilbereichs ‚Repräsentation/Akquise‘ (insbesondere Jagd-, Flug-, Sicherheits- und Eventmanagement) wird bewilligt.“
Benko lange „faktischer Geschäftsführer“
Für Repräsentation und Akquise mithilfe des Privatjets war in der Signa-Gruppe in erster Linie René Benko zuständig. Obwohl er seit zehn Jahren, seit einer strafrechtlichen Verurteilung wegen versuchter verbotener Invention, keine offizielle Organfunktion mehr ausübt. Dennoch galt der 46-jährige Tiroler als eine Art „faktischer Geschäftsführer“, der mehr oder weniger alle wesentlichen Entscheidungen in der undurchsichtigen Firmengruppe abgesegnet haben soll.
Größte Pleite der Zweiten Republik
Aufgrund der Schließung der Flugabteilung der Signa Holding durch den Insolvenzverwalter ist davon auszugehen, dass der Immobilienspekulant seinen Jetset im Überflieger vom Typ Global 7000 (Neupreis: rund 70 Millionen Dollar) aus einer anderen Kasse bezahlen muss. Dennoch stellt sich für Insolvenzexperten die Frage, wie es sein konnte, dass die größte Pleite der Zweiten Republik als Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung abgehandelt werden kann.
Bei einem solchen Verfahren bleiben Benkos Geschäftsführer im Amt, obwohl sie etwa bei der vorsätzlichen jahrelangen Verschleierung der Jahresabschlüsse trotz gerichtlicher Zwangsstrafen mittendrin statt nur dabei waren. Bei einer Eigenverwaltung kann Benko weiterhin Fäden ziehen. Der Insolvenzverwalter hat - im Gegensatz zu einem klassischen Masseverwalter - im Wesentlichen Aufsichts- und Zustimmungsrechte.
Finanzverwalter wird groß abkassieren
Und trotzdem wird Christof Stapf, 65, der Sanierungsverwalter der finanzmaroden Signa Holding, binnen kurzer Zeit ganz groß abkassieren, wie „Krone“-Recherchen ergaben. Stapf, Partner bei der Kanzlei Stapf Neuhauser Rechtsanwälte in der Wiener Innenstadt, hat gleichsam in der Masseverwalter-Lotterie gewonnenen, als ihm die Fünf-Milliarden-Pleite von Benkos Holding zugewiesen wurde. Die dem Insolvenzverwalter bei der Signa-Insolvenz gesetzlich zustehende Entlohnung könnte selbst Benkos bisherige Honorarnoten-Kaiser wie Alfred Gusenbauer (sechs Millionen Euro für Leistungen im Zeitraum 2020 bis 2022) und Sebastian Kurz (2,9 Millionen für Leistungen im Jahr 2023) vor Gagen-Neid erblassen lassen.
Tagessatz: 197.368 Euro und 42 Cent
Das Honorar für einen Masseverwalter ist in der Insolvenzordnung geregelt. Dort heißt es wörtlich: „Bei Annahme eines Sanierungsplans beträgt die Entlohnung des Insolvenzverwalters in der Regel 3000 Euro zuzüglich von den ersten 50.000 Euro des zur Befriedigung der Insolvenzgläubiger erforderlichen Betrags 4%“ und von dem über 1,5 Millionen Euro „hinausgehenden Betrag 1 Prozent“.
Die Rechnung für Stapf ist einfach: Bei einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ist eine Quote von mindestens 30 Prozent vorgesehen. Heißt: Benkos Pleite-Holding muss bei Schulden in Höhe von 5 Milliarden Euro demnach ungefähr 1,5 Milliarden aufbringen, um die Gläubiger zu befriedigen. Ein Prozent davon sind satte 15 Millionen Euro, die Stapf als sogenannter Super-Aufsichtsrat, wie er jüngst bezeichnet wurde, kassiert.
Binnen 76 Tagen, die er von der Insolvenzeröffnung am 29. November bis zur Schlusstagsatzung am 12. Februar 2024 tätig sein muss. Stimmen die Gläubiger am Rosenmontag dann dem Sanierungsplan zu, fließen die 15 Millionen sofort. Denn die gerichtliche Bestätigung erfolgt erst, wenn das Honorar des Insolvenzverwalters beglichen ist.
Das macht im Fall der Signa Holding und Stapf einen Tagessatz von stolzen 197.368 Euro und 42 Cent.
Undurchsichtiges Konstrukt
Insolvenzrechtsexperten wundern sich seit dem Insolvenzantrag der Signa Holding Ende November, wie das Handelsgericht Wien im Falle der Signa Holding ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung zulassen konnte. Immerhin gilt die Gruppe des Immobilienjongleurs als höchst undurchsichtiges Konstrukt aus mehr als 1000 Firmen, das Transparenz scheut wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser.
Momentan ist die Gruppe um Benko und Co-Eigentümer Hans Peter Haselsteiner sehr darum bemüht, vor allem das Immobilienvermögen der Signa Holding kleinzurechnen. In den Jahren davor hatte man eine ganz andere Strategie verfolgt.
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