Hamas-Tunnel

Experten: Flutung könnte Gaza unbewohnbar machen

Ausland
15.12.2023 11:14

Während die israelische Armee laut US-Medien bereits erste „erfolgreiche Tests“ bei der Flutung von Teilen des Hamas-Tunnelsystems im Gazastreifen absolviert hat, warnen immer mehr Forscher vor langfristigen negativen Auswirkungen des Meerwassers auf Böden und die Versorgung mit Trinkwasser. Auch israelische Landwirte in Grenzregionen könnten betroffen sein.

Bei den ersten Tests soll Meerwasser in einige Teile des rund 500 Kilometer langen Tunnelsystems gepumpt worden, um herauszufinden, ob die Methode sich zur großflächigen Zerstörung des Netzwerks eigne. Der „Times of Israel“ zufolge scheinen die Tests „erfolgreich gewesen zu sein“. Die Hamas hat nach eigener Darstellung jedoch genau solch eine Taktik von vornherein einkalkuliert und die Anlagen so konstruiert, dass sie auch einer Flutung standhalten.

Meerwasser soll die sich verschanzten Hamas-Kämpfer vertreiben und ihr Tunnelsystem zerstören. (Bild: AFP)
Meerwasser soll die sich verschanzten Hamas-Kämpfer vertreiben und ihr Tunnelsystem zerstören.

Geiseln ebenfalls in Gefahr?
Während die Angehörigen der Hamas-Geiseln nunmehr nicht nur wegen der massiven Bombardierungen um ihre Liebsten bangen, sondern auch wegen der Gefahr durch die Fluten, warnt der Südafrikaner Clive Lipchin vom Arava Institut für Umweltstudien vor der Zerstörung der „letzten Trinkwasserquelle“ des Gazastreifens. Denn wenn Salzwasser in die Aquifer (Gesteinsschichten mit Hohlräumen, in denen Grundwasser fließen kann; Anm.) in Küstennähe gelingt, wird Grundwasser mit Salz angereichert.

Nach wie vor bangen zahlreiche Angehörige um ihre Liebsten, die sich in den Fängen der Hamas befinden. (Bild: AP)
Nach wie vor bangen zahlreiche Angehörige um ihre Liebsten, die sich in den Fängen der Hamas befinden.

Trinkwasserversorgung bereits jetzt stark beeinträchtigt
Das Grundwasser im Gazastreifen ist bereits seit Jahren beeinträchtigt, da durch Pumpanlagen jetzt schon immer wieder Salzwasser einsickert. Laut der Menschenrechtsorganisation B’Tselem sind mehr als 96 Prozent des Grundwassers in Küstennähe dadurch nicht als Trinkwasser geeignet. Daher ist die Bevölkerung im Gazastreifen auf Entsalzungsanlagen bzw. Trinkwasserlieferungen angewiesen. Diese wurden im Zuge des Krieges, wie bereits mehrmals berichtet, aber massiv eingeschränkt.

Palästinenser füllen ihre Kanister mit angeliefertem Trinkwasser. (Bild: AFP)
Palästinenser füllen ihre Kanister mit angeliefertem Trinkwasser.

Der palästinensische Hydrologe Abdel-Rahman al-Tamimi spricht von noch drastischeren Szenarien. Gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu erklärte Tamimi vor Tagen: „Der Gazastreifen könnte für 100 Jahre unbewohnbar bleiben. Israel tötet die Umwelt im Gazastreifen.“

Auch giftige Substanzen könnten herausgespült werden
Ein namentlich nicht genannter Hydrologe meinte wiederum gegenüber der „Times of Israel“, dass auch israelische Landwirte in der Grenzregion von dem Salzwasser betroffen sein könnten, wenn auch jene Bereiche geflutet würden, die Richtung Israel führten. Außerdem wird auch davor gewarnt, dass giftige Substanzen ebenfalls aus den Tunnelsystemen gespült werden könnten.

„Als militärische Strategie macht die Tunnel-Flutung durchaus Sinn. Aber es sind auch immer andere Aspekte zu berücksichtigen“, betont Lipchin gegenüber der „Jerusalem Post“.

Diese Strategie wird übrigens nicht das erste Mal angewendet. Auch die ägyptische Armee griff darauf zurück. Im Jahr 2015 wurden Tunnel, die von der Hamas als Schmuggelroute zwischen dem Grenzort Rafah und der Sinai-Halbinsel genutzt worden waren, mithilfe von Meerwasser zerstört.

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