Aktivisten einer Free-Palestine-Kundgebung im Foyer der Universität für angewandte Kunst in Wien haben das Hamas-Massaker geleugnet. Jüdische Zuhörer beginnen daraufhin zu filmen - und werden von den Rednern angegriffen. Ein Video des Vorfalls kursiert derzeit in den sozialen Netzwerken.
„Es ist wichtig, den Fakt festzuhalten, dass es keinen Angriff gegen Israel am 7. Oktober gegeben hat“, ist eine Rednerin in dem Video, das Mitglieder der Jüdischen österreichischen Hochschülerschaft in den sozialen Netzwerken gepostet haben, zu hören.
Der junge Mann, der die Aufnahmen mittels Kamera festhielt, wird daraufhin von Teilnehmern der Kundgebung bedrängt. „Nicht filmen“, schnauzt einer der Männer auf Englisch. Es folgt eine Diskussion. „Du weißt, dass das ein sensibles politisches Thema ist“, so der Aktivist. Es folgen Sprechchöre, die den jüdischen Studenten zum Gehen auffordern. Anschließend kommt es zu einem Handgemenge, dann bricht das Video ab.
„Universitäten sind für jüdische Studierende momentan kein sicherer Ort“, so die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen auf X (vormals Twitter).
Vonseiten der „Angewandten“ gibt es bislang kein Statement zu dem antisemitischen Vorfall.
„Die Dynamik ist brandgefährlich“
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) reagiert auf die jüngsten Vorfälle entsetzt. „In der ,Angewandten‘ wurde offen antisemitischer Terror und Massenmord glorifiziert. Das Resultat dieser Hetze ist, dass jüdische Studierende, die diesen Skandal dokumentieren, angegriffen werden. Universitäten dürfen dieser Hetze keine Bühne bieten. Die Dynamik ist brandgefährlich und alle, insbesondere die Uni-Leitungen, sind aufgerufen, wirksame Maßnahmen zu setzen“, so IKG-Präsident Oskar Deutsch gegenüber der „Krone“.
Während sich die Universität von den Vorkommnissen am 7. Oktober distanziert, spricht Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka von einem „beschämenden Vorfall“. Er fordert eine lückenlose Aufklärung zu dem Vorfall an der „Angewandten“. „Es kann und darf nicht sein, dass in einer österreichischen Bildungseinrichtung derart krude Ansichten unkommentiert zur Kenntnis genommen werden. Das Massaker der Terrororganisation Hamas war sehr wohl ein perfider und abscheulicher Anschlag auf unsere westlichen Werte, auf unsere demokratische, freie Welt“, so Sobotka. Er erwarte sich von Rektorin Petra Schaper Rinkel und der gesamten Rektorenkonferenz eine unmissverständliche Reaktion und betont, dass es für solche Geisteshaltungen auf Österreichs Universitäten keinen Platz gebe.
„Null Toleranz für Isreal-Hass und Extremismus“
Dem stimmt auch Bildungsminister Martin Polaschek am Freitag in einem Statement zu: „Extremismus und Antisemitismus haben in unseren Schulen und Universitäten keinen Platz! Es gilt in Österreich die Freiheit der Wissenschaft, aber null Toleranz für Extremismus und Israel-Hass.“ Er sei in Kontakt mit den Rektorinnen und Rektoren der Universitäten und entsprechenden Leitungsgremien der Fachhochschulen.
Zugang zu Shoa-Namensgedenkmauer „gesperrt“
Unbekannte hatten zuletzt einen Zugang zur Shoa-Namensgedenkmauer vor der Österreichischen Nationalbank in Wien „gesperrt“.
Laut der ORF-Sendung „Wien heute“ wurde ein Plakat affichiert, auf dem zu lesen war, dass der entsprechende Eingang nicht genutzt werden könne. Weiters wurden darauf die Opfer der Shoa mit jenen des Nahostkonflikts gleichgesetzt. Auch ein gefälschtes Wappen der Stadt Wien war auf dem Plakat zu sehen. Es wurde Anzeige wegen des Verdachts der Amtsanmaßung erstattet. Zudem wurde das Landesamt für Verfassungsschutz und Terorrismusbekämpfung informiert.
Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) bezeichnete den Vorfall als „respektlos und schäbig“.
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