170.000 Stunden Warten

Klagen über lahmes Internet in Wien

Wien
16.12.2023 06:00

Wien sollte Bukarest werden - zumindest im Hinblick auf die Geschwindigkeit der Internet-Verbindungen, die dort im Schnitt doppelt so hoch ist.1,5 Millionen Euro Schaden entstehen in Wien laut Berechnungen der Wiener Wirtschaft allein durch 170.000 Stunden Warten auf Downloads.

Nur an 57. Stelle weltweit liegt Wien unter allen Städten, wenn es um die Internetgeschwindigkeit liegt. Lyon etwa belegt mit der zweieinhalbfachen durchschnittlichen Geschwindigkeit den dritten Platz. Sogar in Bukarest (Platz 7) brauchen Downloads im Schnitt nur halb so lange. Insgesamt 20 europäische Städte liegen vor Wien. Innerhalb von Österreich liegt etwa Salzburg weit vor der Bundeshauptstadt.

93 Wiener warten ein Leben lang umsonst
Das Warten kostet - und zwar nicht nur Nerven, sondern auch Geld, wie nun die Wiener Wirtschaftskammer vorrechnet: Allein das Warten auf Downloads in Wien verschlingt in der Berufswelt demnach 170.000 Stunden, die umgerechnet 1,7 Millionen Euro kosten. Das entspräche 93 Wienern, die ihr gesamtes Berufsleben lang nur herumsitzen und warten.

13,3 Prozent

der Wiener Unternehmen legen auf den Breitband-Ausbau gar keinen Wert. Bemerkenswert ist, dass diese Zahl im Jahresabstand zugenommen hat: Vor einem Jahr waren schnelle Internetverbindungen nur 11,3 Prozent der Unternehmen egal.

Die Telekom-Betreiber monieren, dass der Glasfaser-Ausbau in Städten ohnehin generell eine Herausforderung sei, in Wien aber durch alte Bausubstanz und bürokratische Vorschriften noch zusätzlich. Abgesehen davon verweisen die Unternehmen auf die wachsende mobile Breitbandnutzung.

Doch auch dort, wo Glasfaserleitungen zur Verfügung stehen, zögern viele Wiener Unternehmen: Weniger als ein Sechstel macht davon Gebrauch. Der österreichweite Schnitt liegt bei einem Fünftel. Das hat laut der Kammer mit den Kosten zu tun, die es mit Förderungen zu drücken gelte.

Magenta: „Kritik nicht gerechtfertigt“
Der heimische Anbieter Magenta bezeichnete die pauschale Kritik an der Internet-Performance in Wien in einer Stellungnahme als „nicht gerechtfertigt“ und verwies darauf, dass es in der Bundeshauptstadt verschiedene Internettechnologien mit unterschiedlicher Leistung gebe.

„Wenn man nur das HFC-Netz (Hybrid Fiber Coax, also ein Netz, in dem Glasfaser und Kupfer kombiniert werden, Anm.) von Magenta betrachtet, ist der Internet-Speed in Wien vergleichbar mit den Top 10 Cities der Welt. Das geht aus den unabhängigen, auf Kundenerfahrungen basierenden Ookla-Speedtests hervor“, so ein Unternehmenssprecher.  

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