Handels-KV

Verhandlungen bringen keinen Weihnachtsfrieden

Wirtschaft
16.12.2023 08:02

Nach einem regelrechten Verhandlungs-Marathon um einen neuen Kollektivvertrag für Handelsangestellte gibt es nach wie vor kein Ergebnis. Gewerkschaft und Wirtschaftskammer konnten selbst nach neunstündigen Gesprächen keine Einigung erzielen. Die GPA will nun ab kommender Woche weitere Warnstreiks und Kundgebungen abhalten.

Es sei an den „wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ gescheitert, sagte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik nach dem Verhandlungsabbruch. „Wir haben verschiedenste Varianten durchgerechnet“, so Trefelik. Ein Gehaltsplus von 8,2 Prozent wäre „vorstellbar gewesen“, mehr sei „nicht leistbar“ für die Betriebe. Die rollierende Inflation von Oktober 2022 bis September 2023 lag bei 9,2 Prozent.

Die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Helga Fichtinger kritisierte „die Hinhaltetaktik“ der Arbeitgeber. „Das ist nicht fair.“ Die Gewerkschaft hat nach eigenen Angaben einen sozial gestaffelten Gehaltsabschluss zwischen 8,58 und 9,38 Prozent vorgeschlagen. Das wäre im Schnitt ein Gehaltsplus von 8,96 Prozent. Auch eine Öffnungsklausel für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten lag offenbar am Tisch.

Die GPA-Vorsitzenden des Wirtschaftsbereiches Handel Martin Müllauer und Helga Fichtinger (Bild: APA/MAX SLOVENCIK)
Die GPA-Vorsitzenden des Wirtschaftsbereiches Handel Martin Müllauer und Helga Fichtinger
Die Enttäuschung ist den Teilnehmenden regelrecht anzusehen. (Bild: APA/MAX SLOVENCIK)
Die Enttäuschung ist den Teilnehmenden regelrecht anzusehen.

Für nächste Woche neue Runde geplant
Laut Gewerkschaft haben die Arbeitgeber nur ein Plus von acht Prozent plus zehn Euro angeboten. Gewerkschafterin Fichtinger drängt nun auf Gespräche auf „höherer Ebene“, etwa zwischen ÖGB-Chef Wolfgang Katzian und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. Eine weitere KV-Verhandlungsrunde ist für nächste Woche nicht geplant.

Aufgrund der gescheiterten Verhandlungen empfiehlt die WKÖ-Bundessparte Handel ihren Mitgliedsbetrieben nun eine freiwillige Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestgehälter um acht Prozent. Eine Empfehlung biete „keine Rechtssicherheit“, kritisierte Fichtinger.

Gerhard Wohlmuth, Obmann Rainer Trefelik (WKÖ-Bundessparte Handel) und Iris Thalbauer (Bild: APA/MAX SLOVENCIK)
Gerhard Wohlmuth, Obmann Rainer Trefelik (WKÖ-Bundessparte Handel) und Iris Thalbauer
Obmann Rainer Trefelik bei der WKÖ-Bundessparte Handel (Bild: APA/MAX SLOVENCIK)
Obmann Rainer Trefelik bei der WKÖ-Bundessparte Handel

Aufruhr seit Oktober
Die KV-Gespräche laufen seit Ende Oktober und waren von Betriebsversammlungen, öffentlichen Kundgebungen und Warnstreiks im Weihnachtsgeschäft begleitet. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einem Gehaltsplus von elf Prozent in die Verhandlungen gegangen. Die Arbeitgeber hatten ihr Eröffnungsangebot erst in der dritten Runde mit einem Plus von fünf Prozent und einer Einmalzahlung von 800 Euro gelegt.

Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von 430.000 Angestellten und 15.000 Lehrlingen. Es ist der größte Branchen-Kollektivvertrag in Österreich. Knapp zwei Drittel der 430.000 Angestellten sind Frauen, im Einzelhandel liegt der Frauenanteil noch etwas höher. Knapp 60 Prozent der Frauen im Handel arbeiten Teilzeit, bei Männern liegt die Teilzeitquote bei nur rund 13 Prozent.

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