Am 19. Dezember entscheidet sich am Handelsgericht Wien, ob die insolvente Signa-Holding des umstrittenen Finanzjongleurs René Benko weitergeführt wird und die Eigenverwaltung bleibt. Alternativszenarien könnten ungemütlicher werden.
Christof Stapf hat als Insolvenzverwalter der größten Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte das große Los gezogen. Der 65-jährige Anwalt kann mit der Signa Holding binnen 76 Tagen gut 15 Millionen Euro verdienen, sollte die Sanierung in Eigenverantwortung mit einer Quote von 30 Prozent bei der von Signa angegebenen Überschuldung von fünf Milliarden Euro gelingen.
Stimmen Gläubiger und Gericht am 12. Februar zu, hat Stapf, wie von der „Krone“ berichtet, für einen Tagessatz von 197.368 Euro gewerkt. Das Honorar bemisst sich nämlich an jeder Summe, die Benkos Pleite-Holding für die Gläubiger aufbringen muss. 30 Prozent von fünf Milliarden Schulden würden 1,5 Milliarden Euro ausmachen. Ein Prozent davon fällt laut Gesetz für Stapf ab.
Der „Super-Aufsichtsrat“
Eine Eigenverwaltung ist für Benkos Insolvenzverwalter die wohl angenehmste Option. Er hat damit die wenigste Arbeit, weil bei einer Eigenverwaltung Benkos Geschäftsführer im Amt bleiben und Stapf selbst als eine Art „Superaufsichtsrat“ lediglich Aufsichts- und Zustimmungspflichten wahrnehmen muss. Es gäbe allerdings auch alternative Szenarien: Ohne Eigenverwaltung würde die gesetzlich vorgesehen Quote nur 20 Prozent betragen.
Benko würde sich zwar 500 Millionen Euro an Quotenzahlung sparen, der Sanierungsverwalter aber das Ruder bis zur Abstimmung der Gläubiger komplett übernehmen. Die Arbeit und Verantwortung für den Sanierungsverwalter wäre also viel höher, sein Honorar auf Basis der gesetzlichen Quote allerdings nicht mehr bei 15, sondern nur mehr bei zehn Millionen Euro.
Interessante Deals in der Wiener Innenstadt
Im besten Fall könnte Christof Stapf wohl deutlich mehr herausholen. Für sich und für die vielen Gläubiger der Signa Holding. Wenn sich Stapf als Masseverwalter in die Mühen der Ebene der Vermögensverwertung begeben muss, könnte die Quote für die Gläubiger auch schnell in die Höhe schießen. Immerhin ist die finanzmarode Signa-Holding zu 62 Prozent an der Signa Prime Selection AG beteiligt, in der die Immobilien in den besten Innenstadtlagen geparkt sind. Und diese hatten laut Signa vor weniger als drei Jahren noch einen Wert von 16,2 Milliarden Euro.
Die jüngsten Verkäufe deuten jedenfalls darauf hin, dass mit den Immobilien der Prime tatsächlich viel Geld zu erlösen ist. Wenn die internen Schätzgutachten der Signa richtig sind, wäre sogar eine Quote von 100 Prozent denkbar - rein rechnerisch. Und tatsächlich: Das Meinl-Haus am Graben 19 in der Wiener Innenstadt wurde dieser Tage um 80 Millionen Euro an die Wiener Ärztekammer verkauft. In den Bewertungsbüchern der verschachtelten Signa-Gruppe war es laut „Krone“-Recherchen Ende des Jahres 2020 nur mit etwas mehr als 50 Millionen gestanden.
Für Aufsehen hatte bereits im Frühjahr der Signa-Notverkauf des sogenannten Apple-Hauses in der Kärntner Straße 11 gesorgt. Der beachtliche Kaufpreis: 95 Millionen Euro. Möglicherweise rufen diese Deals Gläubigerschützer auf den Plan, sich doch ernsthaft mit einer bedachtsamen Verwertung des Signa-Holding-Vermögens zu beschäftigen.
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