Papst entsetzt
Israel-Scharfschütze tötete zwei Frauen vor Kirche
Der Feldzug der israelischen Armee gegen die Hamas rutscht zunehmend in die negativen Schlagzeilen. Nur wenige Tage, nachdem Soldaten versehentlich drei israelische Geiseln erschossen hatten, wurden nun zwei Frauen vor einer katholischen Kirche in Gaza City von einem Scharfschützen getötet. Papst Franziskus reagierte entsetzt auf die Nachricht.
Eine Frau und ihre Tochter, die Schutz in der Kirche gesucht hätten, seien „kaltblütig“ getötet worden, teilte das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, welches zur katholischen Kirche gehört, am Samstag mit.
Familien suchten Zuflucht vor den Kämpfen
Der Scharfschütze habe sie auf dem Gelände der Kirchengemeinde erschossen, „wo sich keine Kriegsteilnehmer aufhalten“ und die meisten christlichen Familien Zuflucht vor den Kämpfen suchten. Israels Armee habe vorher keine Warnung ausgesprochen. Sieben weitere Menschen seien durch das Feuer verletzt worden.
Papst: „Schmerzhafte Nachrichten“
Papst Franziskus verurteilte bei seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom den Angriff auf die beiden Frauen. Den Beschuss der Pfarrgebäude in Gaza und die Beschädigung der dortigen Niederlassung von Mutter-Teresa-Schwestern bezeichnete er als laut Kathpress „sehr schwerwiegende und schmerzhafte Nachrichten“.
Franziskus betonte, auf dem Gelände der Pfarre befänden sich „keine Terroristen, sondern Familien, Kinder, Kranke, Behinderte und Ordensfrauen“. Mit dem Seelsorgepersonal der einzigen katholischen Pfarre in Gaza hatte der Papst in den vergangenen Wochen häufig telefoniert.
Tochter wollte Mutter in Sicherheit bringen
Auch Patriarch Kardinal Pierbattista Pizzaballa verurteilte den Angriff in einer Zeit, in der die Kirche sich auf das Weihnachtsfest vorbereite, und sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
Bei den beiden Toten handelt es sich nach Angaben des Patriarchats um Nahida Khalil Boulos Antoun und ihre Tochter Samar Kamal Antoun, die auf dem Weg zu den Mutter-Teresa-Schwestern gewesen seien. Sie seien erschossen worden, als die Tochter ihre alte Mutter in Sicherheit bringen wollte.
Panzer beschossen Kloster
Zusätzlich zu dem Angriff hätten mehrere Geschosse israelischer Panzer auch ein Kloster auf dem Kirchengelände getroffen, in dem mehr als 50 Menschen mit Behinderungen gewohnt hätten. Das Gebäude sei durch die Schäden nach einer Explosion und einem Brand nicht mehr bewohnbar. Die Menschen seien vertrieben worden, darunter auch einige, die Beatmungsgeräte zum Überleben bräuchten.
Israel: „Raketenwerfer in Pfarrgemeinde“
Israel hatte die Militäraktion mit der Aussage begründet, in der Gemeinde sei ein Raketenwerfer stationiert. Palästinensische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, dass israelische Panzer das Zaytoun-Viertel in Gaza-Stadt umzingelt und alles ins Visier genommen hätten, was sich auf dem Kirchenplatz bewegt habe.
Britische Abgeordnete schildert Lage in Kirche
Eine britische Abgeordnete sagte dem Nachrichtensender BBC, in der Kirche suchten Verwandte von ihr gemeinsam mit Hunderten weiteren Zivilisten Schutz. Ihre Familie habe keinen Zugang zu Lebensmittel und Wasser und stehe „wenige Tage vor dem Tod“, sagte Layla Moran. In sozialen Medien beschrieb sie die Lage nach Kontakten mit ihrer Familie als „fürchterlich“. Zwei Mitarbeiter der Kirche seien erschossen worden, und ihre Leichen lägen vor der Kirche, schrieb Moran auf X.
Im Gazastreifen lebten vor Kriegsbeginn etwa 2,2 Millionen Menschen. Die Bevölkerung ist fast ausschließlich muslimisch geprägt. Nach Kirchenangaben sind weniger als ein Prozent der Bevölkerung Christen.
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