Wende im Vatikan
Papst erlaubt Segnung von homosexuellen Paaren
Lange hat die katholische Kirche die Segnung homosexueller Paare verweigert - der Wiener Dompfarrer Toni Faber tat es trotzdem. Der prominente Priester und Gleichgesinnte bekommen nun Recht. Denn Papst Franziskus hat jetzt die Segnung - unter genau festgelegten Bedingungen - erlaubt.
Dies geht aus einem Schreiben hervor, das die vatikanische Glaubensbehörde am Montag in veröffentlichte. Darin ist nach offizieller deutscher Übersetzung von der „Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren“ die Rede.
„Niemand darf ausgeschlossen werden“
In der vom Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche gebilligte Erklärung namens „Fiducia supplicans“ heißt es, dass eine Segnung unter bestimmten Bedingungen „allen gespendet werden kann, ohne etwas zu verlangen“. Solche Segnungen seien „an alle gerichtet, niemand darf ausgeschlossen werden“.
Ausdrücklich betont wird aber auch, dass ein solcher Segen nicht mit dem des Ehesakraments verwechseln werden dürfe. Die kirchlichen Autoritäten dürften ihn daher „nicht rituell festlegen“, also etwa im Rahmen eines Gottesdienstes spenden. In der Erklärung wird auch die weiterhin bestehende Haltung der katholischen Kirche bekräftigt, wonach sexuelle Beziehungen nur innerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau als erlaubt gelten.
Papst schon länger offen für Segnung
Franziskus hatte bereits im Herbst in einem Brief erkennen lassen, dass er Segnungen für homosexuelle Paare nicht grundlegend ablehnt. Wer um einen Segen bitte, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können, hieß es damals. Man müsse daher abschätzen, ob es Formen der Segnung geben könne, ohne eine falsche Vorstellung von der Ehe zu vermitteln. Offizielle Regelungen dazu durch die Bischöfe lehnte der Papst jedoch ab. Die Ehe sei eine Verbindung zwischen Mann und Frau.
Bisher kirchenrechtliche Grauzone
Segensfeiern für homosexuelle Paare werden schon jetzt in vielen Gemeinden in Österreich und Deutschland praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Der Vatikan hatte 2021 noch klargestellt, dass es „nicht erlaubt“ sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen „nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden“ könnten.
Dieser Haltung stellte sich Toni Faber, prominenter Pfarrer von St. Stephan in Wien, damals deutlich entgegen. In einem Interview betonte er, dass er homosexuellen Paaren den Segen nicht verweigern werde: „Wenn Mutter Kirche von mir verlangt, dass ich alle nach Hause schicke, die homosexuell lieben, dann muss ich sagen: nicht mit mir.“
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