Typisch für Alpenraum

Alle Jahre wieder Tauwetter statt weiße Weihnacht

Vorarlberg
19.12.2023 08:30

Das Motiv der weißen Weihnacht ist mehr Mär als Realität. Mitte Dezember setzt meist mild-nasses Tauwetter ein. Doch wieso assoziieren wir eigentlich Schnee mit den Feiertagen?

Nach den heftigen Schneefällen Anfang Dezember war die Hoffnung auf weiße Weihnachten groß. Doch die Vorfreude darauf vermiest derzeit ein Tiefdruckgebiet, das sich über das Land schiebt: Regen statt Schnee, grün-braune Wiesen statt weißer Pracht. „Das passiert oftmals im Frühwinter und ist natürlich ärgerlich, wenn es davor bereits einmal tüchtig geschneit hat“, meint Susanne Drechsel, Meteorologin bei GeoSphere Austria.

Weihnachtstauwetter
Schuld am derzeitigen Wetter ist neben dem Klimawandel auch das sogenannte Weihnachtstauwetter. „Dieses ist besonders für den Alpenraum typisch. Es handelt sich um eine milde und mitunter auch nasse Witterungsperiode, bei der atlantische Luftmassen nach Mitteleuropa gelangen. Das Phänomen wird mit sinkenden Temperaturen im Hochwinter dann seltener“, erläutert die Expertin.

Im Montafon am 7. Dezember 2023 (Bild: Bergauer)
Im Montafon am 7. Dezember 2023
Im Montafon am 14. Dezember 2023 (Bild: Bergauer)
Im Montafon am 14. Dezember 2023

So bringt das Tauwetter oft ergiebige Regenfälle und lässt eine zuvor gebildete Schneedecke zum Teil bis in die Gipfellagen der Mittelgebirge abschmelzen. Da das Regen- und Schmelzwasser im teilweise gefrorenen Erdboden nicht versickern kann, führen die Flüsse in dieser Zeit häufig Hochwasser.

Österreichweit gab es zuletzt 1996 in allen Landeshauptstädten Schnee zu Weihnachten. So wirkt es fast schon paradox, dass weiße Weihnachten zwar ein unverrückbares Festtagssymbol sind, aber das Hoffen darauf meist vergebens ist. Die Verknüpfung der weißen Pracht mit den Feiertagen bestand übrigens nicht immer. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Vorstellung von einer schneereichen ersten Dezemberhälfte weder etwas Feierliches noch Romantisches.

Tourismus und Film leisteten wohl Beiträge
Das zeigt zum Beispiel eine wissenschaftliche Analyse alter Postkarten. Demnach war Schnee auf der Weihnachtskarte bis in die 1850er Jahre noch eine Ausnahme. Warum sich das gewandelt hat, darüber kann nur gemutmaßt werden. Unter anderem setzte um diese Zeit der festtägliche Alpentourismus ein. Da die Berge vergleichsweise schneesicher sind, könnte so eine Assoziation zwischen Schnee und den Feiertagen zustande gekommen sein.

Zudem könnten Mitte des 19. Jahrhunderts Postkartenmotive und Eindrücke von Auswanderern aus dem schneereichen Nordamerika ihren Anteil dazu beigetragen haben. Verfestigt wurde das Motiv der weißen Weihnacht dann durch Film und Fernsehen.

Keine ausgiebigen Schneefälle
Wenn es nach Meinung der Wetterexperten geht, sind in diesem Jahr die Chancen für Schnee zu Heiligabend nicht gerade überwältigend. „Auch wenn der Regen ausklingt, zeigen die Prognosen derzeit keine Anzeichen für ausgiebigen Schneefall in den Niederungen. Vielleicht reicht es zumindest dafür, dass die Wiesen im Rheintal und Walgau leicht angezuckert sind“, prognostiziert Susanne Drechsel.

Im Hochgebirge hingegen sieht die Lage besser aus: Dort ist nach dem ersten Schneefall Anfang des Monats und den folgenden Niederschlägen eine solide Schneedecke zustande gekommen. Grundsätzlich rechnet die Wetterexpertin mit einem milderen Winter als im langjährigen Durchschnitt.

Vorsicht bei Skitouren und Wanderungen
Wer abseits der präparierten Pisten unterwegs sind, sollte ein Auge auf den Bericht des Lawinenwarndienstes haben. Neuschnee und Wind sorgen für gefährliche Verhältnisse in den Bergen. In den mittleren Lagen kommt es vermehrt zu Gleitschnee, die Lawinenwarnstufe klettert vielerorts auf „erheblich“.

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