Schon einfachste Alltagstätigkeiten werden für manche Kinder und Jugendliche, die an Spätfolgen einer Infektion leiden, zur Belastung. Die Ärztin einer Reha-Einrichtung erzählt, wie es jungen Menschen mit Long Covid geht. Währenddessen steigen die Spitalsaufnahmen von Patienten mit dem Virus.
„Das sind Jugendliche in der Blüte ihres Lebens. Sie wissen ganz genau, was sie machen möchten, wenn sie könnten“, sagt Kinderfachärztin Beate Biesenbach. Das Problem: Sie können nicht, denn selbst simple Alltagstätigkeiten wie Zähneputzen sind für manche von ihnen eine Belastung.
Auslöser für diese Erschöpfung, die Biesenbach „Fatigue“ nennt, war bei ihren jungen Patienten Corona. Seit März 2021 hat die Ärztin mit ihrem Team in der Reha-Einrichtung „kokon“ in Rohrbach rund 150 Kinder und Jugendliche mit Long Covid, also Spätfolgen einer Infektion, betreut. Die Symptome wie Schwindel, Kopf- oder Bauchschmerzen sind unterschiedlich.
„Man hat nie vollen Akku“
Häufig kommt jedoch die massive Erschöpfung vor, die Biesenbach so erklärt: „Man hat nie einen vollen Akku, startet mit 60 oder 70 Prozent in den Tag, kann aber nicht mehr aufladen, sondern nur verhindern, dass der Akku ganz gar wird. Es ist eine Erschöpfung, die durch einmal schlafen oder ausrasten nicht aufhört.“
Während der Reha lernen die Teenager unter anderem, sich ihre Kräfte über den Tag verteilt einzuteilen. Zum Beispiel: im Sitzen Zähneputzen. Fünf der 150 Patienten in Rohrbach mussten vorzeitig entlassen werden - sie haben vor Erschöpfung die Wege zu den Therapien nicht geschafft.
Spitalsaufnahmen steigen
Auch aus den jüngsten Infektionswellen landeten bereits Jugendliche mit Long Covid auf Reha in Rohrbach. In Spitälern macht sich das Virus ebenso wieder verstärkt bemerkbar: In der Kalenderwoche 47 Ende November wurden 200 Patienten mit Covid stationär in Oberösterreichs Krankenhäusern aufgenommen, drei davon auf Intensivstationen. In der Kalenderwoche 28 im Juli waren es nur fünf Aufnahmen mit Covid gewesen (siehe Grafik unten).
Und noch viel mehr sind derzeit mit einer Infektion daheim: Von den 60.750 Krankenstandsmeldungen aus OÖ bei der Gesundheitskasse betrafen in der Vorwoche 9586 Covid.
Drei Tage Schnupfen, Husten, Heiserkeit, mehr war bei Corona nicht. Aber dann wurde aus der normalen Schlappheit nach einer Erkältung ein Dauertief, das endlos scheint. Mit sehr wenig Aussicht auf die Rückkehr in ein normales Leben. So schildern Long-Covid-Patienten, was ihnen geschah. Und zwar nicht nur mehrfach kranke Senioren, sondern auch halbe Kinder und Jugendliche.
Die Warnungen der Experten vor den Folgen der Pandemie stellen sich immer mehr als wahr heraus. Natürlich kann man sie immer noch wegleugnen. Aber die Realität lässt sich auch von den größten Wirrköpfen nicht verbiegen.
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