Rapids Präsident Alexander Wrabetz über seine Lehren in Hütteldorf, den radikalen Umbruch, Investitionen ohne Europacup und eine Tradition.
„Krone“: Herr Wrabetz, ihr erstes Jahr als Rapid-Präsident geht zu Ende - welche Ereignisse blieben hängen?
Alexander Wrabetz: Es ist schnell vergangen, war intensiv. Das Cup-Finale war ein Höhepunkt, es tat weh, danach in die enttäuschten Gesichter der Spieler und Fans blicken zu müssen. Aber auch die letzte Runde im Juni, als alle nach unserem Spiel auf die Handys blickten, ob Salzburg uns gegen die Austria Schützenhilfe leistet, ob wir Vierter bleiben, war nicht angenehm. Schön war der Sieg gegen Fiorentina, die Begeisterung zu spüren.
Eine Euphorie kam aber nicht auf - alles eher bescheiden angesichts ihres eigenen 3-Jahres-Plans…
Der Plan steht, wir haben die Basis für eine Aufwärtsspirale gelegt. Es gab viele Veränderungen in der Geschäftsstelle, bei den Geschäftsführern, beim Scouting - bis hin zum Trainerteam. Es wurde verjüngt, es ist eine neue Generation. Normal gibt es bei so einem großen Umbruch in den Führungspositionen immer Unruhe. Bei uns nicht. Alle gehen den Weg mit, Rapid ist nicht mehr gespalten. Es gibt keine unnötigen Baustellen mehr.
Scheinbar war vorher alles schlecht - oder warum der radikale Personalwechsel in nahezu allen Bereichen bei Rapid?
Wir sind von diesem Weg überzeugt. Ich verliere nie ein Wort über Vorgänger. Es ist unser Anspruch, das Beste für Rapid zu machen.
Was haben Sie in dem Jahr bei Rapid gelernt?
Man muss sich zurückhalten, den Mut haben, nichts zu sagen. Jede Aussage bietet Raum für Interpretationen.
Sie ließen bei der Hauptversammlung anklingen, dass es für Rapid bei einer dritten Saison ohne europäischer Gruppenphase eng werden könnte.
Wirtschaftlich muss man sich keine Sorgen machen. Aber der Weg zu einem Großklub geht nur über die Gruppenphase und Transfers. Sturm ist in dieser Spirale drinnen. Wir sind dafür auch in Vorleistung gegangen: Trainingszentrum, Neuverpflichtungen, Vertragsverlängerungen - da ist ein namhafter Millionenbetrag investiert worden.
Liege ich mit fünf Millionen Euro falsch?
(lacht): Man kann es sich ausrechnen. Unser Ziel ist keine schöne Bilanz, sondern eine ausreichende. Wir haben mit unserem Investment für eine mögliche Initialzündung gesorgt.
Wann muss es entsprechende Ergebnisse geben?
Am Besten gleich im Jubiläumsjahr 2024. Wenn wir von grobem Verletzungspech verschont bleiben.
Können Sie die Ziele bitte konkretisieren?
Europacup, egal ob über die Liga oder den Cup. Die Meistergruppe muss man als Rapid einfach schaffen. Aber ich sage es deutlich: Auch ohne Europacup muss man sich keine Sorgen machen, allerdings droht dann irgendwann eine Abwärtsspirale.
Auch bei den Sponsoren?
Da hilft die sportliche Performance natürlich auch. Aber die Basis ist da, die Struktur wurde gefestigt.
Gibt es noch die Idee ihrer Präsidiumskollegen, Anteile zu verkaufen.
Nein, das ist kein Thema.
Apropos verkaufen - was sagen Sie zur Causa Wiener Austria?
Das ist nicht unser Thema. Wir haben eine sportliche Rivalität, wir wollen endlich wieder Derbysiege feiern - dafür brauchen wir die Austria als Gegner.
Inwieweit können Sie als Präsident ein Rapid-Spiel genießen?
Als Fan ist Rapid pure Emotion, jetzt denkt man immer an die Konsequenzen.
Aber?
Aber zuletzt gegen Salzburg habe ich unser Tor euphorisch mit Antonin Panenka gefeiert. Ich konnte es gar nicht fassen, dass ich neben Panenka stehe und mit ihm juble. Und dann hat der VAR das Tor annulliert… Aber meine Begeisterung für Rapid ist ungebrochen, ich will meinen Beitrag leisten. Gerade auch für die Fans.“
Über deren Pyro-Choreografien viel diskutiert wurde - über Rapid schwebt das Damoklesschwert „Punkteabzug“ bei einem weiteren Vergehen.
Unser Einspruch liegt beim Protestkomitee. Es kann doch kein schwerwiegender Vorfall sein, wenn das Sichtfeld des VAR eingeschränkt ist. In den Stadien, wo der Rauch schneller abzieht, ist es kein Problem, oder wie? Es gab im letzten Jahr einen Vorfall mit einem Böllerwurf. Das ist untragbar, da haben wir als Verein auch sofort reagiert. Ansonsten haben unsere Fans fast ausnahmslos für tolle Stimmung gesorgt.
Wie stehen Sie allgemein zum Thema Pyro im Stadion?
Es gibt klare Regeln, die gehören eingehalten. Pyro ist ein Teil der Fankultur, aber oberste Priorität ist, dass es niemanden gefährden darf.
Vom Pyro zu den Wunderkerzen - welche Traditionen pflegen Sie zu Weihnachten?
Wir essen immer eine Fischbeuschel-Suppe, das ist schon seit Generationen so. Und Fußball ist auch ein Thema. Ich habe einem meiner Söhne Karten in der Weihnachtswoche für Liverpool - Arsenal besorgt. Ich genieße die Zeit mit der Familie.
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